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16.04.2016 | 15:33 | Neozoen 
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Lebensräume – Wie Tiere die Großstadt bevölkern

Stuttgart - Es mag für so manchen erstaunlich klingen, aber: Wildtiere zieht es in die Nähe der Menschen. Dabei gilt der Grundsatz: Je größer eine Stadt ist, desto artenreicher sind Flora und Fauna.

Wildtiere in Großstadt
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Ein typisches Stadtbild: Vögel suchen nach Nahrung. (c) proplanta
Durchschnittlich leben in europäischen Großstädten ca. mehr als 10.000 verschiedene Tierarten. Europaweit betrachtet ist Berlin die beliebteste Stadt. In der deutschen Hauptstadt leben sogar 150 verschiedene Brutvogelarten. Wie kommen Tiere in der Großstadt zurecht? Womit müssen sie kämpfen? Der vorliegende Beitrag gibt Antworten.

1. Nahrungsangebot in Großstädten

Tiere sind erfinderisch und vor allem anpassungsfähig. Sie haben erkannt, dass in Großstädten mehr Nahrung zu finden ist, als auf dem Land. Mülltonnen sind beispielsweise beliebte und häufig genutzte Nahrungsquellen. Und auch in Straßencafés und an anderen öffentlichen Plätzen findet man Vögel, die sich an die heruntergefallenen Essensreste trauen und sie manchmal sogar aus der Hand von Passanten nehmen. Fakt ist, dass in Großstädten immer häufiger Tiere gesichtet werden. Tierforscher interessieren sich daher zunehmend für die Wildtiere in Metropolen. Wer zum Beispiel in Berlin ein Wildschwein sichtet, hilft den Wissenschaftlern daher am besten, indem er die Sichtung auch online meldet.

2. Geräuschkulisse in städtischen Metropolen

Die Geräuschkulisse ist in der Großstadt merklich größer als auf dem Land. Vogelkundler haben beobachtet, dass Vögel aufgrund dessen in Städten erheblich lauter und schriller zwitschern und singen, als auf dem Land. Eine weitere ungewöhnliche Beobachtung ist, dass einige Vögel inzwischen sogar Handyklingeltöne trällern.

 3. Gefahren für Tiere in der Großstadt

Tiere sind in Großstädten aber auch stärker gefährdet. Es gilt die einfache Gleichung, je mehr Kontakt mit Menschen, desto höher ist die Gefährdung. Das hohe Verkehrsaufkommen führt zu Autounfällen als unkalkulierbares Risiko für Mensch und Tier. Wildunfälle sind nicht mehr nur auf Landstraßen begrenzt, selbst in Randgebieten von Großstädten kann es zum Unfall mit Haarwild kommen. Nicht nur der Unfall kann Autofahrer überraschen, auch die anschließende Rechnung verwundert: Denn nicht bei jedem Tier trägt die Autoversicherung die Unfallkosten.

4. Umweltbelastung für Tiere Städten

Tiere, die in einer Großstadt leben, sind auch besonderen Umweltrisiken ausgesetzt. Ein wichtiges Thema stellt die Luftverschmutzung dar. In Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass Vögel, die in einer Umgebung mit hohem Feinstaubanteil leben, dicker werden. Außerdem ließ sich bei ihnen ein erhöhter Blutzuckerspiegel feststellen. Hingegen sind Tiere, die in sauberer Luft leben, schlanker und weisen einen normalen Blutzuckerspiegel auf. Die Feinstaubbelastung in Städten ist um einiges höher, als auf dem Land. Zwar gibt es in Deutschland Feinstaubplaketten, die eine zu hohe Konzentration in der Luft verringern sollen – doch nicht für alle Fahrzeuge gilt diese Regelung: Oldtimer und Motorräder benötigen keine Plakette, um in Umweltzonen fahren zu dürfen.

Eine Ausnahmesituation herrscht am 31. Dezember eines jeden Jahres: In der Silvesternacht wird die Luft zusätzlich stark belastet. Nicht umsonst plädierten bayerische Naturschützer dafür, Silvester ohne Böllerei zu feiern.
 
Waschbären StädteBild vergrößern
Waschbären folgen den Menschen bis in ihre Privatgärten und bedienen sich an Essensresten. (c) Pixabay - Mariamichelle (CC0 Public Domain)
5. Neue Lebensräume für Tiere

Wie eingangs bereits erwähnt entwickelt sich die Artenvielfalt in Großstädten immer weiter. Tiere erobern leer stehende Gebäude, siedeln sich in Kanälen an oder leben auf Brachflächen in der Stadt. Inzwischen haben sich hierzulande auch Tiere angesiedelt, die bislang nicht in Deutschland vorkamen. Ein Beispiel sind Waschbären: Die putzigen Tiere haben sich inzwischen zu einer echten Plage entwickelt. Grund ist das ausreichende Nahrungsangebot.

In Großstädten wie Berlin streifen die Waschbären durch Hinterhöfe, bedienen sich an Mülleimern und Abfallcontainern von Supermärkten oder holen sich Essensreste von Restaurantterrassen. Auf der anderen Seite haben die Tiere in der Großstadt so gut wie keine Fressfeinde mehr und dienen nicht länger als Beutetier. Die Population kann sich aus diesen Gründen rasant entwickeln. Nur wenn die Nahrungsquellen versiegen oder eine Krankheit unter den Tieren ausbrechen würde, könnte die Population stark zurückgehen. Doch unter den gegebenen Voraussetzungen wird die Zahl der Tiere in Großstädten immer weiter zunehmen.

Das Fazit lautet: Für Tiere ist es also äußerst komfortabel, statt auf dem Land in der Großstadt zu leben. Nicht zuletzt, weil natürliche Feinde hier seltener und Nahrung am Stadtrand reichlicher ist, als auf dem Land.
Pd
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Kommentare 
cource schrieb am 16.04.2016 20:14 Uhrzustimmen(126) widersprechen(150)
richtig, Amseln brüten auf dem Balkon, weil sie dort sicher vor den Elstern und Nebelkrähen sind, oder die Ringeltaube brütet unter den Bahnsteigdächern, weil dort die Nebelkrähen nicht ran kommen, viele Singvogelarten bauen ihr Nest unmittelbar am Wegesrand, weil dort die Passanten die Elstern, Eichelhäher und Nebelkrähen verscheuchen, auch die Stockenten profitieren von der Anwesenheit der Menschen, weil die die Gelegeräuber vertreiben. Am wertvollsten sind großflächig eingezäunte Brachflächen oder Betriebsgelände, weil dort selten Menschen (bis auf Wachschutz) und vor allem keine freilaufenden Hunde ihr unwesen treiben dürfen
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