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19.03.2023 | 11:30 | Giftspinnen 
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Loxosceles - Gefährliche Einsiedlerspinne bald auch in Deutschland heimisch?

Stuttgart - In Deutschland siedeln sich in den letzten Jahren vermeintlich immer mehr auch für den Menschen gefährliche Giftspinnen an.

Loxosceles - Braune Einsiedlerspinne - Biss - Nekrosen
Braune Einsiedlerspinnen (Loxosceles laeta) sind in Südamerika heimisch. Ihr Biss kann zu Nekrosen führen. (c) FranciscoJavierCoradoR - pixabay /owd.tcnj.edu
Neben der Mediterranen Schwarzen Wittwe bzw. Malmignatte (Latrodectus tredecimguttatus), der Dornfingerspinne (Cheiracanthium punctorium) und der Kräuseljagdspinne bzw. Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana), könnte bald auch eine weitere Giftspinne in Deutschland Fuß fassen - die Braune Einsiedlerspinne bzw. Braunspinne (Loxosceles rufescens). Zwar ist Loxosceles rufescens durch die Verschleppung in Gebieten Europas bereits beheimatet. In Deutschland gibt es jedoch noch keine verifizierten Nachweise. Folgende Loxosceles-Arten können unterschieden werden:
  • Loxosceles laeta (Chilenische Einsiedlerspinne)
  • Loxosceles reclusa (Braune Einsiedlerspinne)
  • Loxosceles rufescens (Braune Violinspinne)
  • Loxosceles tenochtitlan (Geigenspinne)
Ursprünglich sind Braune Einsiedlerspinnen, die landläufig auch als chilenische Winkelspinne bezeichnet werden, in Südamerika heimisch. Aufgrund des weltweiten Handels und dem Klimawandel breiten sich wärmeliebende Loxoscelis-Spinnen mittlerweile in Europa aus. Während der Biss der Dornfingerspinne und der Kräuseljagdspinne in etwa einem Wespenstich gleichen, verhält es sich bei der Loxosceles, die zur Familie der Sandspinnen zählen, anders.

Warum sind Loxosceles-Spinnen so gefährlich für Menschen?

Loxosceles-Arten sind glücklicherweise nicht aggressiv. Bissunfälle ereignen sich i.d.R. nur, wenn sich die Spinnen bedroht fühlen. Problematisch ist, dass sie sich gerne an dunklen Orten wie Schränken oder in Kleidern verstecken. So kann dies dann zu ungewollten Begegnungen und auch Bissen führen.

Zunächst ist der Biss einer Loxosceles-Spinne harmlos und ähnelt eher einem Mückenstich. Nach einigen Stunden bis Tagen zeigt das Gift seine volle Wirkung: Hautnekrosen oder Hämolyse können daraus resultieren, d.h. betroffenes Hautgewebe stirbt ab oder die roten Blutkörperchen werden zerstört. Neben Schwellungen über Blasenbildung bis hin zu Nierenversagen oder sogar Tod sind dann die Folge.

Das Gift, das aus dem Spinnenbiss von Loxosceles freigesetzt wird besteht aus Proteinen, Enzymen und nichtenzymatischen Polypeptiden. Die Phospholipase-D-Familie wurde als aktive Komponente des Giftes identifiziert. Diese Familie von Enzymen ist für die lokalen und systemischen Wirkungen verantwortlich, die beim Loxoscelismus beobachtet werden. Pro Jahr sterben in Chile etwa 450 Menschen am Biss der chilenischen Winkelspinne Loxoscenes laeta.

Und dennoch ist auf Krankenhaus-Statistiken nicht immer Verlass: Experten schätzen, dass 80-100 Prozent der vermeintlichen Spinnenbisse Fehldiagnosen sind. So werden in British Columbia jährlich Dutzende Camper auf Loxoscelismus behandelt, obwohl in ganz Kanada keine Loxosceles-Spinnen existieren.

Das Deutsche Ärzteblatt verweist auf eine brasilianische Studie, zur Behandlung von Loxosceles-Bissen. Demzufolge seien rechtzeitige Injektionen bedeutend, um eine Ausdehnung von Hautnekrosen nach Bissen zu begrenzen.

Auch in deutschen Krankenhäusern werden Jahr für Jahr einige hundert Menschen mit der Diagnose Spinnenbiss aufgenommen. Vermutlich handelt es sich auch hier vornehmlich um Fehleinschätzungen, die auf Zeckenbisse oder Insektenstiche zurückzuführen sind.

Viele erinnern sich bestimmt auch noch im August 2006 an die unzähligen Artikel über eine "Giftspinnnen-Invasion" in Österreich, als 190 vermeintliche Giftspinnenopfer die Erstaufnahme des Spitals im oberösterreichischen Linz stürmten. Sogar in Deutschland war von der "Todesspinne" und "teuflischen Brut" die Rede. Dabei handelte es sich lediglich um den geschützen Ammen-Dornfinger, dessen Biss zwar schmerzhaft, aber nicht tödlich ist. Insbesondere die Weibchen sind für die Bisse verantwortlich, da sie eine intensive Brutpflege betreiben.

Der brennende Schmerz kann sich innerhalb von Minuten oder einigen Stunden auf das gesamte gebissene Gliedmaß ausbreiten. Selten sind allergische Reaktionen wie Schüttelfrost, Schwindel, Erbrechen, leichtes Fieber oder Kreislaufprobleme. Etwa nach einem Tag sind die Symptome meist vollständig abgeklungen.

Lebensgefährlich für den Menschen sind weltweit nur etwa 20 Spinnenarten. Diese sind hier aufgeführt: Die giftigsten Spinnen in Deutschland und auf der Welt.

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Kommentare 
Pfui Spinne schrieb am 19.03.2023 12:23 Uhrzustimmen(19) widersprechen(8)
... und schon verkaufen sich die Wärmepumpen besser :-)
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