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29.01.2019 | 09:59 | Viele Rehe, wenig Dachse 

Mehr Wildunfälle in Bayern

München - Die Zahl der Wildunfälle in Bayern ist im vergangenen Jahr laut einer Hochrechnung auf mehr als 76.000 gestiegen.

Wildunfälle 2018
Auf Bayerns Straßen kracht es immer wieder, weil Rehe oder Hasen vors Auto laufen. Während Jäger dafür zunehmenden Verkehr als Hauptgrund sehen, ist die Sache aus Expertensicht nicht ganz so einfach. (c) proplanta
Im Jahr 2017 gab es nach Angaben der Zentralstelle für Verkehrssicherheit im Straßenbau in Bayern gut 2.000 Wildunfälle weniger.

Verglichen mit der Situation 15 Jahre zuvor sei das ein Anstieg um 67 Prozent, erklärte Volker Spahn von der Zentralstelle in München. Die sonstigen Verkehrsunfälle gingen seitdem dagegen um 7 Prozent zurück. Exakte Zahlen für die Wildunfälle 2018 liegen noch nicht vor.

Die Ursachen für diese Zunahme an Wildunfällen alleine aufseiten des Straßenverkehrs zu vermuten, wäre zu kurz gegriffen, sagte Spahn der Deutschen Presse-Agentur weiter. So hätten in den vergangenen 15 Jahren die Gesamtlänge aller Landstraßen in Bayern lediglich um 0,3 Prozent und die landesweite Verkehrsdichte um 3,6 Prozent zugenommen.

Wo überdurchschnittlich viele Autos unterwegs sind, ereigneten sich sogar besonders wenig Wildunfälle pro Streckenkilometer, machte Spahn deutlich - und widersprach damit dem Deutschen Jagdverband, der das erhöhte Verkehrsaufkommen als Hauptgrund für mehr Wildtierunfälle nennt. Die Gründe sind aus Spahns Sicht dagegen vielfältig: Stärker befahrene Landstraßen hätten oft breitere Fahrbahnen, parallele Rad- beziehungsweise Wirtschaftswege sowie Stahlschutzplanken, was Wildtiere eher davon abhält, dort die Straße zu queren.

Wildschutzzäune gebe es entlang von Landstraßen nur in Ausnahmen, da sie dort wegen zig abzweigender Straßen und privater Zufahrten sehr oft unterbrochen werden müssten. «Anders verhält es sich im Bereich der Autobahnen. Hier sind Wildschutzzäune ein sehr erfolgreiches Mittel gegen Wildunfälle», erläuterte Spahn. So sei das Risiko für einen Wildunfall - bezogen auf die zurückgelegte Fahrtstrecke - auf der Autobahn 25 mal niedriger als auf einer Landstraße. 

Verkehrsschilder, die vor Wildwechsel warnen, oder Tempolimits sind Untersuchungen zufolge dagegen weitgehend wirkungslos. Laut Spahn haben sich auch Wildwarnreflektoren bislang nicht als erfolgreich erwiesen. «Etwas besser scheinen hingegen das großzügige Roden des Bewuchses neben der Straße und das Aufstellen von Stahlschutzplanken abzuschneiden.» Zudem zeichne sich ab, dass auch eine intensive Jagd in Straßennähe Einfluss auf das Verhalten von Rehen haben könnte.

Und letztlich haben es Fahrer selbst in der Hand, durch vorsichtige Fahrweise Wildunfälle zu vermeiden. So hätten stichprobenartige Geschwindigkeitsmessungen ergeben, dass in unfallauffälligen Bereichen bei Tag und Nacht um rund fünf Kilometer pro Stunde schneller gefahren werde als auf weniger unfallträchtigen Straßen.

Auch habe eine Analyse von mehr als 3.000 Messstellen ergeben, dass Menschen nachts - wenn mehr Tiere unterwegs sind und die meisten Wildunfälle geschehen - generell etwas schneller fahren als tagsüber. Das sei damit zu erklären, dass zu dieser Zeit deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs sind und man sein Tempo frei wählen kann.

Rein statistisch ereignen sich pro Kilometer Landstraße etwa zwei Wildunfälle, erklärte Spahn weiter. Damit seien sie mittlerweile die häufigsten Unfallkonflikte überhaupt auf Landstraßen im Freistaat. «Glücklicherweise verlaufen die meisten Wildunfälle für die Fahrzeuginsassen relativ glimpflich», so Spahn. Bei 99,4 Prozent der Wildunfälle 2017 blieb es bei Blechschäden. Insofern seien die Folgen etwa im Vergleich zu Vorfahrtsverletzungen deutlich geringer.

Meist gehen die Zusammenstöße mit Fahrzeugen für die Tiere weitaus blutiger aus. Den Angaben zufolge kamen 2017 bei drei von vier Wildunfällen Rehe, Rot- oder Damwild unter die Räder. Deutlich seltener waren Kollisionen mit Hasen oder Kaninchen (9 Prozent), Schwarzwild (5 Prozent), Füchsen (4 Prozent), Dachsen (3 Prozent) und Federwild (1 Prozent). An den Verhältnissen dürfte sich nach Einschätzung Spahns im vergangenen Jahr wenig geändert haben.
dpa/lby
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