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04.11.2010 | 16:29 | Kulturlandschaft 

Minister Backhaus: Alleen spielen eine wichtige Rolle für Biodiversitätsstrategie

Schwerin - "Alleen, einseitige Baumreihen und Einzelbäume in Landschaft, Stadt und Park, sind ein Markenzeichen unseres Bundeslandes, das mit 4.374 Kilometern nach Brandenburg bundesweit über den höchsten Bestand verfügt.

Allee
Alleen sind nicht nur ökologisch und kulturhistorisch bedeutungsvoll, sondern steigern auch die Erlebnisqualität der Landschaft erheblich", sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute anlässlich der 6. Fachtagung des BUND "Bäume in der Kulturlandschaft".

"Alleen und Baumgiganten verfügen als Lebensraum häufig über eine erstaunlich hohe Artenvielfalt in Fauna und Flora einschließlich stark gefährdeter Arten", so Minister Backhaus. Allein an den einheimischen Eichenarten leben ca. 850 spezialisierte Käferarten und 298 Insektenarten fressen nur an Eichenblättern.

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel haben insbesondere Traubeneichen wichtige Eigenschaften, da sie sehr trockentolerant und auch gegenüber harten Wintern gut gewappnet sind. Da ca. 5-30 % der gegenwärtigen Tier- und Pflanzenarten in Deutschland durch Klimaänderungen aussterben könnten, gehört zu den Maßnahmen der Anpassung an den Klimawandel auch die Erhaltung wertvoller kleinräumiger Strukturen. So kann ein alter Bestand aus einheimischen Baumarten mehr als 140 Vogel- und Insektenarten einen Lebensraum zur Fortpflanzung bieten.

Ein gesunder Alleebaum von etwa 100 Jahren ist in der Lage, jährlich bis zu 1 Tonne Feinstaub aus der Luft zu kämmen und pro Stunde 2,3 kg Kohlendioxid aufzunehmen.

"Im Ergebnis von Projekten in denkmalgeschützten Parkanlagen sowie in der freien Landschaft hat sich auch in M-V gezeigt, dass lineare bzw. inselartige Strukturen wichtige Biotopverbundelemente sind", sagte der Minister. Da sie im Rahmen einer europäischen sowie landeseigenen Biodiversitätsstrategie eine wichtige Rolle spielen können, müssen Neuanpflanzungen sowie Maßnahmen der Baumpflege daher auch Belange des Artenschutzes beinhalten.

"Landesweit treten seit einigen Jahren zunehmende Vitalitätsverluste in den Alleen auf, die mit großer Wahrscheinlichkeit durch Tausalz hervorgerufen werden. Für Bundes- und Landesstraßen wurden allein in Mecklenburg-Vorpommern für den Winter 2009/2010 insgesamt 20,3 Millionen Euro verausgabt, um ca. 56.000 Tonnen Streusalz einzusetzen. Insbesondere betroffen sind die aus salzempfindlichen Baumarten bestehenden Alleen mit Ahorn, Hainbuche, Linde, Rot- und Blutbuche", sagte Minister Backhaus und drückte sein Bedauern darüber aus, dass es trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen sei, zwei Kreisstraßen auf Rügen als Pilotstrecken auszuwählen, auf denen keine Salzstreuung mehr stattfindet.

"Das Problem der Beeinträchtigung der Vitalität unserer Alleen durch den Einsatz von Salz im Straßenwinterdienst ist aus meiner Sicht eines der drängendsten und sollte einer Lösung zugeführt werden", hob der Umweltminister hervor. Für Bäume, die aufgrund eines Streusalzeinsatzes absterben, sei selbstverständlich ein Ausgleich zu leisten. In diesem Zusammenhang regt Backhaus die Pflanzung salztoleranter Baumarten wie zum Beispiel Eiche an.

"Der BUND setzt sich durch seine Fachtagungen seit 2004 öffentlichkeitswirksam für den Baumschutz ein. Er ist derzeit der einzige Verband, der dazu Umweltbildung anbietet und somit auch für eine Qualifizierung der 23 Alleenpatenschaften sorgt. Dadurch werden nicht nur fachliche Kenntnisse vermittelt", dankt Minister Backhaus dem BUND für sein Engagement zum Schutz der Alleen.

Vielmehr gehe es auch darum, insbesondere junge Menschen, Behörden und andere Verbände/Vereine für den Schutz von Bäumen zu sensibilisieren, um eine baumverträgliche Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik zu bewirken.


Hintergrund:

Im Jahr 2009 sind landesweit 487.000 Euro aus dem Alleenfonds für Neuanpflanzungen und Pflegemaßnahmen von Alleen und einseitigen Baumreihen an kommunalen Straßen und Wegen ausgegeben worden. (PD)
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