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16.10.2021 | 14:04 | Schmarotzer 

Misteln greifen um sich und gefährden Obstbäume

Stuttgart - Die Mistel breitet sich seit Jahren auch in Baden-Württemberg immer stärker aus und gefährdet den Bestand der Obstbäume.

Mistel
In manchen Gegenden sind sie zum großem Problem geworden: Misteln, die ihrem Wirtsbaum Wasser und Nährstoffe entziehen. Befallene Obstbäume können sterben. Den kugelig wachsenden Pflanzen werden Heilkräfte nachgesagt - und das nicht erst seit Asterix und Obelix. (c) proplanta
Vor allem die Trockenheit habe diesem in den vergangenen Sommern stark zugesetzt, antwortete Agrarminister Peter Hauk (CDU) auf eine Landtags-Anfrage der FDP-Fraktion.

Die Schäden, die durch die Ausbreitung der Mistel verursacht werden, sind laut Hauk aber nicht systemisch erfasst. Der Nabu rät, befallene Obstbäume am besten im späten Winter oder zeitigen Frühjahr zu beschneiden. Als Kulturpflanzen bräuchten viele dieser Bäume einen regelmäßigen Schnitt. Dies gelte besonders für Apfelbäume.

Die Mistel ist ein immergrüner (Halb-)Schmarotzer, der sich besonders auf nicht regelmäßig gepflegten Apfelbäumen von Streuobstwiesen in den letzten Jahren vermehrt in Baden-Württemberg ausbreitet. Etliche Vogelarten tragen zur Verbreitung keimfähiger Samen der Mistel bei, auch über weite Strecken und Regionen hinweg. Was passiert: Die Mistel entzieht dem Baum Wasser und Nährstoffe. In der Folge wachsen die Bäume langsamer, nicht selten sterben sie ab.

Zur Entwicklung der Anbauflächen von Streuobst in den vergangenen fünf Jahren liegen der Landesregierung nach eigener Auskunft keine statistischen Daten vor. Die neueste Erfassung des Bestands von Streuobstbeständen aus dem Jahr 2020 wertete Luftbilder aus den Jahren 2012 bis 2015 aus. «Demnach ist der Bestand an Streuobstflächen in Baden-Württemberg im Vergleich zu zehn Jahren zuvor um etwa 17 Prozent zurückgegangen», erklärte Hauk in dem Dokument.

Laut Hauk reicht es aber nicht aus, nur die Misteln zu entfernen, der gesamte Baum muss regelmäßig und fachgerecht gepflegt werden. «Deshalb setzt das Land auf Weiterbildungsangebote, die Beratung, die auf kommunaler Ebene maßgeblich durch die Beratungskräfte für Obst- und Gartenbau, Grünplanung und Landespflege der Landratsämter oder die Kommunen selbst stattfindet, oder auf Anreize zur Obstbaumpflege, wie es die Förderung Baumschnitt-Streuobst ist.»

Die Pflege sei Aufgabe der Eigentümer und Bewirtschafter der Bäume. Eine Rechtsgrundlage zum Eingreifen durch die Kommune für den Fall einer Mistelausbreitung bei Streuobstbäumen ist laut Hauk derzeit nicht vorgesehen. Dies habe vor allem verfassungsrechtliche Gründe, da der Eingriff in das Eigentumsgrundrecht verfassungsrechtlich gerechtfertigt sein müsse.

In Baden-Württemberg stehen die größten zusammenhängenden Streuobstbestände in ganz Europa. Streuobstwiesen bieten Lebensraum für rund 5.000 Tier- und Pflanzenarten sowie etwa 3.000 verschiedene Obstsorten.
dpa/lsw
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