Vor allem Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz melden ein «außergewöhnliches Stechmückenjahr». Im Norden und Osten Deutschlands dagegen sind die Menschen wegen des heißen und trockenen Sommers bislang von einer Moskitoplage verschont geblieben, wie eine
Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab.
«Es gab wenig Pfützen und Wasserlachen, in denen sich Larven hätten entwickeln können», sagt etwa die Expertin des Naturschutzbundes in Bremen, Heidrun Nolte. Ganz anders dagegen entlang des Oberrheins. Bereits seit 1976 kümmert sich dort die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) um die lästigen Tierchen. In diesem Jahr ist der Zusammenschluss aus 98 Städten, Gemeinden, Landkreisen und dem Land Baden-Württemberg beinahe im Dauereinsatz.
Vom Hubschrauber aus verteilen die Moskitojäger dabei entlang einer Strecke von etwa 300 Rhein-Kilometern zwischen Bingen im Norden und Sasbach/Kaiserstuhl im Süden einen biologischen Wirkstoff, der die Mückenlarven tötet.
Allein im Juni hatte die Initiative eine Fläche von rund 7.500 Hektar behandelt, das entspricht der Fläche von etwa 10.000 Fußballfeldern. 98 Prozent der Stechmückenbrut sei dabei vernichtet worden. Gleichwohl mussten die Schnakenbekämpfer Ende Juli schon wieder ausrücken. Der Wasserstand des Rheins war wegen ergiebiger Regenfälle gestiegen. Dabei wurden Flächen überflutet, auf denen Stechmücken zuvor ihre Eier abgelegt hatten. Das Wasser ermöglicht den Larven das Schlüpfen.
Erstmals half die KABS dieses Jahr nach eigenen Angaben auch entlang der Donau, Stechmücken zu bekämpfen. Am Chiemsee in Bayern hoben ebenfalls Hubschrauber ab, um mit dem biologischen Mückenbekämpfungsmittel Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) den Schnaken-Larven den Garaus zu machen - und dem dortigen Tourismusverband einen großen Gefallen zu tun. «Im letzten Jahr hatten wir einige Stornos und finanzielle Einbußen wegen der vielen Mücken», sagt Sprecherin Claudia Kreier.
Auch am
Bodensee stellten Experten eine erhöhte Steckmückenzahl fest. Allerdings gehen sie nicht gleich von einer Plage aus. «Es hält sich in Grenzen», sagt der frühere Biologieprofessor der Universität Konstanz, Rainer Bretthauer. Gleichwohl rät er, abends nicht barfuß und in kurzen Hosen draußen zu sitzen. In der Dämmerung werde die Luft feuchter. Und «die Biester lieben es schwül und warm», sagt er.
Im Norden und Osten Deutschlands verzeichnen die Umweltbehörden dagegen keinen deutlichen Anstieg der Mückenpopulation. In Sachsen- Anhalt etwa sprechen weder der Naturschutzbund noch die Verwaltung des Biosphärenreservats Mittelelbe in Dessau-Roßlau von einer Moskitoplage. «Von einer Plage sind wir noch weit entfernt», heißt es auch in Mecklenburg-Vorpommern im Rostocker Landesamt für Landwirtschaft. (dpa)