Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
29.11.2015 | 16:02 | Nagerbekämpfung 

Neuartige Falle für Ratten im Test

Berlin - Den Ratten in der Hauptstadt geht es an den Kragen. Die Berliner Wasserbetriebe (BWB) testen derzeit Fallen, die den Nagern das Genick brechen.

Alte Rattenfalle
Etwa 4.000 Ratten haben in der Berliner Kanalisation in diesem Jahr einen sekundenschnellen Tod gefunden: Sie tappten in neuartige Fallen, in denen sie blitzschnell erschlagen wurden. Noch läuft die Testphase. (c) proplanta
«Rund 4.000 Tiere haben wir damit schon getötet», sagt Sprecher Stephan Natz der Deutschen Presse-Agentur.

Etwa zehn Fallen eines dänischen Herstellers sind seit Anfang des Jahres im Einsatz. Die Testphase läuft bis März 2016. Laut der Vertriebsfirma Anticimex testen auch andere Städte das Verfahren namens Smart Trap (intelligente Falle). Es ist in Deutschland seit etwa einem Jahr zugelassen.

Die fest in der Kanalisation montierten Fallen funktionieren mit Sensoren, die Bewegung und Körperwärme registrieren. Wenn die Ratte unter eine Falle läuft, fahren 14 Kunststoffbolzen mit einer Geschwindigkeit von 130 Kilometern pro Stunde aus und erschlagen das Tier binnen weniger Sekunden.

«Anders als bei Giftködern müssen sich die Ratten nicht quälen», sagt Vertriebsleiter Markus Gaßmann. Nach der Tötung werden die Bolzen wieder eingefahren und die Falle ist bereit für das nächste Tier. Jeder Einsatz wird automatisch gemeldet. Die Tötungsrate liegt demnach bei 100 Prozent.

Die Methode sei nicht nur tier-, sondern auch umweltfreundlicher, sagt Gaßmann. Schließlich könne man tonnenweise Rattengift sparen. Der Deutsche Tierschutzbund hat dennoch Bedenken. Bei allen technischen Mitteln seien Fehlfunktionen möglich, die Leiden bei den betroffenen Tieren verursachen könnten, sagt Referentin Lea Schmitz.

Die Kanalisation ist laut BWB-Sprecher Stephan Natz ein bei Ratten beliebter Ort, um geschützt vor Feinden wie Autos, Krähen und Stadtfüchsen von A nach B zu gelangen. Anders als oft vermutet leben Ratten aber nicht in der Kanalisation, sondern eher auf Bahnhöfen, in Kellern, Parks oder Schulhöfen. Wie viele Ratten es in Berlin gibt, könne niemand genau sagen, sagt Natz. Nach Berechnungen seines Hauses könnten es um die zwei Millionen Tiere sein. Die verbreitete Schätzung, es gebe in Berlin mehr Ratten als Einwohner - etwa 3,5 Millionen -, ist damit wohl deutlich zu hoch angesetzt.

Die Wasserbetriebe seien verpflichtet, Schädlinge wie Ratten zu bekämpfen, sagt Natz. Das Unternehmen habe dazu auch speziell ausgebildete Mitarbeiter. Neben den derzeit getesteten Fallen seien nach wie vor Giftköder das Mittel der Wahl. Allein im vergangenen Jahr gaben die Wasserbetriebe über 800.000 Euro für die Schädlingsbekämpfung aus.

Laut Gaßmann testen neben Berlin etwa Dessau, Dresden, Düsseldorf und Dortmund ebenfalls den Einsatz der smarten Fallen. In Marne in Schleswig-Holstein habe man sich bereits für einen dauerhaften Einsatz entschieden. In der Regel kaufen die Kommunen die Fallen nicht, sondern mieten sie für 1.200 bis 1.500 Euro pro Jahr und Stück - inklusive Wartung.

Ratten können verschiedene Krankheitserreger übertragen. Nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales Berlin (Lageso) zählen dazu unter anderem Salmonellen, die Durchfallerkrankungen auslösen können. Auch an der Ausbreitung von Tierseuchen (Schweinepest, Maul- und Klauenseuche) sind Ratten demnach häufig als Überträger beteiligt.

Nach einer 2011 in Kraft getretenen Verordnung sind Eigentümer von Immobilien verpflichtet, bei Rattenbefall Schädlingsbekämpfer zu beauftragen. Nach einer Statistik des Lageso wurden in Berlin 2014 etwa 7.500 Einsätze gezählt und damit mehr als in den Jahren zuvor.

Aus Sicht des Tierschutzbunds gibt es keine Tötungsmethoden, die uneingeschränkt zu befürworten sind. «Daher muss der Fokus immer auf Prävention gelegt werden», sagt Lea Schmitz. So könne etwa das Nahrungsangebot reduziert oder die Nistmöglichkeiten eingeschränkt werden. Essen finden Berliner Ratten bislang reichlich - sei es in offenen Mülltonnen oder achtlos weggeworfenem Döner.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken