«Braunsbach war einmal», sagten sie am Tag direkt nach der Katastrophe. Am Tag zwei nach der unglaublichen Gerölllawine packen alle an, um die Idylle im Kochertal wieder aufzubauen. Die ersten Unwetter sind weitergezogen, aber die Folgen werden die Menschen in Süddeutschland noch lange beschäftigen. Die Ruhe nach dem Sturm lässt auf sich warten. Und neue Gewitter stehen bevor. (c) proplanta
Tausende Helfer waren am Dienstag vor allem in Baden-Württemberg (
Braunsbach) im Einsatz, um von Hochwasser und Schlamm blockierte Straßen und Gleise freizuräumen. Einige Schulen und Kindergärten blieben nach dem Unwetter, das vier Menschen das Leben kostete, geschlossen. Gewitter und starker Regen trafen in der Nacht zum Dienstag auch Nordrhein-Westfalen, Verletzte gab es dort aber nicht.
Der Landkreis Schwäbisch Hall, den das Unwetter-Tief «Elvira» besonders heftig traf, zog eine ernüchternde Bilanz: ein Wohnhaus und zwei Brücken wurden zerstört, viele weitere beschädigt, darunter das
Rathaus. Die Feuerwehr war pausenlos damit beschäftigt, Regenwasser abzupumpen. Straßen mussten von Geröll und Müll befreit werden.
Das Ausmaß des Unwetters trieb die Helfer an ihre Grenzen. «Auf so etwas kann sich niemand vorbereiten», sagte Willi Dongus vom Feuerwehrverband. Die SV Versicherung, die etwa 70 Prozent der Gebäude in Baden-Württemberg abdeckt, rechnete in dem Land mit Schäden im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Die Heidelberger Altstadt war teilweise für den Verkehr gesperrt, weil der Neckar über die Ufer getreten war. Auch die Pegel von Rhein und Mosel stiegen sprunghaft an. Überschwemmungen, Erdrutsche und technische Störungen dürften den Schienenverkehr im Südwesten noch mehrere Tage lang behindern.
In Nordrhein-Westfalen hatte vor allem die Eifel mit Regenmassen zu kämpfen. Im Kreis Euskirchen rückte die Feuerwehr zu 150 Einsätzen aus. 64 Liter Niederschlag pro Quadratmeter seien innerhalb von 24 Stunden an der Station Kall-Sistig gemessen worden, hieß es vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Neben gefluteten Kellern und verstopften Kanalrohren hielten sich die Folgen aber in Grenzen. Auch in Niedersachsen verlief das Unwetter vergleichsweise glimpflich.
Entwarnung ist noch nicht in Sicht: Das Gewitterrisiko steige in den nächsten Tagen wieder an, sagte die DWD-Meteorologin Magdalena Bertelmann. Schon am Mittwoch komme von Polen her ein neues Tiefdruckgebiet ins Land. «Friederike» werde einige Tage bleiben und vor allem die Mitte Deutschlands treffen - mit Starkregen und Hagel.
Nach Einschätzung des DWD sind die Unwetter auch auf den Klimawandel zurückzuführen. «Die Tendenz zu noch stärkeren Unwettern ist in den Klimamodellen erkennbar», sagte der Meteorologe Andreas Friedrich.