Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
09.07.2020 | 12:57 | Wasserqualität 

Nitratbelastung im Grundwasser weiterhin zu hoch

Berlin - Das deutsche Grundwasser ist vor allem in landwirtschaftlichen Regionen weiterhin zu stark mit Nitrat belastet.

Grundwasser Nitrat-Belastung
Nach jahrelangem Hin und Her hat Deutschland die Regeln fürs Düngen auf den Feldern im Frühjahr verschärft. Warum das sein musste, zeigt ein neuer Bericht zu Nitratwerten. Nun sieht die Bundesregierung sich auf Kurs - dabei sind noch nicht alle Fragen geklärt. (c) proplanta
Die Bundesregierung ist aber zuversichtlich, dass die kürzlich verschärften Regeln fürs Düngen das Problem in den kommenden Jahren lösen werden. An mehr als jeder vierten Grundwasser-Messstelle in Agrarregionen wird der EU-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter dem neuen Nitratbericht zufolge weiterhin überschritten. Der Anteil sank im Vergleich zum vorigen Bericht aus dem Jahr 2016 nur leicht von
28,2 auf 26,7 Prozent. Vor allem an Messstellen mit starker Belastung gab es demnach aber Verbesserungen.

Auf Druck der EU und nach langem Streit zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsministerium hatte Deutschland das Düngerecht im Frühjahr verschärft. Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth sagte am Donnerstag, er sei zuversichtlich, dass man damit nun «auf Kurs» sei und die Grenzwerte künftig einhalten werde. Es dauere aber teils lange, bis Änderungen auf den Feldern auch an den Werten im Grundwasser ablesbar seien. Auch Agrar-Staatssekretärin Beate Kasch betonte, dass es sich bei dem Bericht um einen Rückblick handele. Er basiert auf Daten aus den Jahren 2016 bis 2018.

Alle vier Jahre müssen die EU-Staaten Daten zur Nitratbelastung ihres Grund- und Oberflächenwassers liefern. Deutschland hat seit Jahren Ärger, weil die Werte zu hoch sind. Ohne die im Frühjahr beschlossenen, schärferen Düngeregeln hätten Strafzahlungen an Brüssel von bis zu 850.000 Euro am Tag gedroht. Aus Dünger wie etwa Gülle gelangt Nitrat in den Boden, das gut fürs Pflanzenwachstum ist. Zu viel davon kann die Natur aus dem Gleichgewicht bringen. Zudem können aus Nitrat gesundheitsgefährdende Nitrite entstehen.

Im Vergleich zum vorherigen Bericht stellten die Experten eine «leichte Abnahme» der Nitratgehalte im landwirtschaftlich beeinflussten Grundwasser fest. Während von den 692 Messstellen im Agrarbereich 26,7 Prozent zu hohe Werte aufweisen, sind in Wald- und Siedlungsgebieten nur 4,8 Prozent der 523 Messstellen betroffen. Als «Hotspots» nannte Falk Hilliges vom Umweltbundesamt das nordwestdeutsche Tiefland, wo viel Vieh gehalten werde, das mitteldeutsche Trockengebiet sowie das Rhein-Main-Gebiet, wo wegen des Gemüseanbaus viel Dünger benötigt werde.

Der Bauernverband hatte schon vergangene Woche die Ergebnisse als tendenziell positiv bewertet, weil die Werte gesunken waren. Es müsse aber hinterfragt werden, «inwieweit die landwirtschaftliche Bewirtschaftung tatsächlich maßgeblich für die Nitratwerte an den Messstellen ist». Um Zweifel auszuräumen, erarbeitet die Bundesregierung gerade eine Verwaltungsvorschrift für einheitliche Mess-Standards und zur Ausweisung sogenannter roter Gebiete, die besonders belastet sind und für die strengere Regeln gelten sollen.

Wasserversorger halten wenig von den bisherigen Plänen dafür. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft erklärte, mit dem Entwurf drohe ein «Wegrechnen» zu hoher Werte, weil nicht Messwerte, sondern Modellrechnungen ausschlaggebend wären. Die kommunalen Wasserversorger forderten, das Augenmerk müsse auf den Schutz der Trinkwasserressourcen gerichtet werden. Auch die Umweltorganisation BUND betonte, die Bundesländer müssten rote Gebiete sachgerecht ausweisen, «anstatt sie klein zu rechnen».

Der WWF verwies auf die «angespannte Situation an Nord- und Ostsee», die im Bericht ebenfalls dargestellt wird. «Es entstehen immer mehr sauerstofffreie tote Bodenzonen. Über Flüsse ins Meer gespülte Nährstoffe fördern das Massenwachstum von Algen und Bakterien», mahnten die Umweltschützer. Die Nitratkonzentrationen sind dem Nitratbericht zufolge in der Nordsee küstennah vor den Mündungen der Ems, Elbe und Eider am höchsten. Die Ostsee seien die Werte insgesamt geringer, am höchsten seien sie in den Bodden, küstennah und in der Nähe der Flussmündungen.
dpa
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Gemeindetag lehnt Pläne für Wassercent in Bayern ab

 Heute ist Tag des Wassers

 Noch mehr Trinkwasser aus dem Rhein - Studie zeigt drei Möglichkeiten

 Wetterextreme: Wie werden wir zukünftig mit Wasser umgehen?

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken