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13.03.2021 | 14:16 | Bessere Luft 

NRW hält 2020 sämtliche Luftqualitätswerte ein

Düsseldorf - Erstmals sind in ganz Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr alle für die Gesundheit wichtigen Luftqualitätswerte eingehalten worden.

Luftverschmutzung
Die Menschen in NRW können aufatmen. Ob Feinstaub, Ozon oder Stickstoffdioxid - überall im Land sind die zulässigen Grenzwerte 2020 unterschritten worden. Das soll nach Willen der Landesregierung auch so bleiben. (c) proplanta
«Die Luft bei uns in Nordrhein-Westfalen wird immer sauberer», sagte Landesumweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Freitag in Düsseldorf.

2020 habe zum ersten Mal auch der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid (NO2) an allen 124 Messstandorten unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gelegen. Damit sei ein «wichtiger Meilenstein» erreicht worden. Nach Auswertungen des Landesumweltamts (LANUV) sei dabei der Corona-Einfluss «erstaunlich gering gewesen».

Vor allem ältere Dieselautos in den Städten sind für hohe NO2-Werte verantwortlich. Während es im ersten Lockdown von Mitte März bis Mitte April 2020 deutlich weniger Verkehr und damit weniger Luftbelastung gab, relativierte sich das später im Jahr.

In den Folgemonaten habe der Verkehr schnell wieder nahezu auf dem Niveau vor dem Lockdown gelegen. Über das gesamte Jahr betrachtet dürfte der Corona-Reduktionseffekt daher nur etwa bei einem Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft liegen, sagte LANUV-Präsident Thomas Delschen.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte insgesamt 14 NRW-Kommunen und das Land NRW wegen zu hoher Stickstoffdioxid-Werte verklagt. Vielerorts drohten daher Dieselfahrverbote. 13 Klagen konnten durch Vergleiche beigelegt werden.

Nur noch das Klageverfahren im Fall Düsseldorf ist offen. Dort wurden die umstrittenen Umweltspuren, die Schadstoffe senken sollen, Anfang März abgeschafft. Sie hatten immer wieder lange Staus erzeugt. Der neue Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) setzt nun auf eine flexible Ampelsteuerung. Die Wirkungen der Maßnahmen würden derzeit geprüft, sagte Ministerin Heinen-Esser. Das Ergebnis liege in den letzten Zügen.

2019 hatten laut Ministerium noch 16 Messstellen in acht Kommunen (Dortmund, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Köln, Oberhausen und Wuppertal) einen zu hohen Jahresmittelwert aufgewiesen. Im vergangenen Jahr riss zwar keine Stadt den zulässigen Stickstoffdioxid-Grenzwert, aber Düsseldorf und Hagen lagen mit 39 Mikrogramm nur haarscharf darunter.

LANUV-Chef Delschen zeigte sich optimistisch, dass dies auch so bleiben werde. Der Einfluss des coronabedingten Rückgangs des Verkehrs sei nicht so stark gewesen, dass man eine neue Steigerung der Schadstoffwerte befürchten müsse.

Die Deutsche Umwelthilfe befürchtet dagegen, dass die Stickstoffdioxid-Belastung in den Städten wieder zunimmt. Mit dem Ende des Lockdowns würden die Menschen wieder mobiler, versuchten aber, Bus und Bahn zu meiden und stattdessen ins Auto zu steigen, sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch der «Rheinischen Post» (Samstag).

Die Städte müssten jetzt innerhalb weniger Wochen die Radverkehrsinfrastruktur erheblich ausbauen und verbessern, damit die Menschen mit Beginn des Frühlings das Fahrrad statt des Autos nutzten. Resch sieht in der verbesserten Luftqualität einen Erfolg der DUH-Klagen. «Es ist erfreulich zu sehen, dass unsere Klagen auf saubere Luft endlich Wirkung zeigen.»

Auch nach Ansicht des Grünen-Verkehrspolitikers Arndt Klocke ist es fraglich, ob die positiven Entwicklungen in den nächsten Jahren anhielten. «Wir dürfen deshalb nicht locker lassen, die dringend notwendige Mobilitätswende weiter voranzubringen und den Autoverkehr vor allem in den Innenstädten deutlich zu reduzieren.»

Zum Erfolg bei der Reduktion von Stickstoffdioxid an besonders kritischen Straßenabschnitten in NRW trug etwa in Köln ein Lkw-Fahrverbot auf der Mülheimer Brücke und die Reduzierung von Fahrstreifen für Autos bei. In Bochum wurde Tempo 30 an der Herner Straße eingeführt, einer besonders beliebten Abkürzung zwischen zwei Autobahnen. In Paderborn wurde der öffentliche Nahverkehr gestärkt und die Busflotte modernisiert. In Düren wurde eine Umgehungsstraße gebaut.

Die mit der DUH verhandelten Maßnahmen seien über längere Zeit angelegt, «so dass wir dauerhaft mit den Werten unter 40 Mikrogramm beim Stickstoffdioxid bleiben können», sagte Heinen-Esser. Sie habe im Übrigen «keine Probleme» mit der klagefreudigen DUH. Sie habe die Klagen «durchaus als richtigen Anschubser verstanden».

Auch bei Feinstaub wurden die zulässigen Grenzwerte an allen Messstellen in NRW wie bereits in den Vorjahren unterschritten. Bei Ozon wurde zwar neunmal der sogenannte Informationsschwellenwert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten, nicht aber der Alarmwert von 240 Mikrogramm.

Allerdings gab es laut Delschen vereinzelt Probleme mit anderen Luftschadstoffen. In Stolberg etwa seien im Umfeld einer Bleihütte erhöhte Werte an Arsen und Cadmium gemessen worden. Dies werde jetzt analysiert.
dpa/lnw
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