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02.06.2010 | 15:59 | Öl verdreckt immer mehr Tiere 

Ölpest: Vogel-Retter fürchten Hurrikan-Saison

Buras - «Pelikan-Nr. 75» fühlt sich sichtlich unwohl.

Ölverschmutzung
Ölverschmutzung (c) mystock - fotolia.com
Immer wieder durchmisst die Pelikan-Dame im Watschelgang ihr Notquartier aus hohen Brettern, spreizt unter wärmendem Rotlicht wie aus Ärger ihre Flügel. Dabei ist der Holzkasten mit einem Netz darüber wohl das beste, was der eleganten Anglerin hätte passieren können: Ihr Gefieder ist tiefbraun bis schwarz, die Federn kleben aneinander - trauriges Resultat der schlimmsten Ölpest der US-Geschichte. «Nr. 75» ist der jüngste Neuzugang in der Hilfsstation des Internationalen Zentrums für Vogelrettung und Forschung (IBRRC) in Buras (Louisiana). Sie befindet sich in einer grauen Fabrikhalle.


Helfer waschen klebriges Gift aus Gefieder, geben Vögeln eine zweite Chance

Viele Kisten sind noch leer. Doch die Tierschützer fürchten, die Folgen der gerade begonnenen Hurrikan-Saison könnten ihre Kräfte übersteigen. «Im Moment ist hier noch nicht so viel los», sagt Jay Holcomb, Direktor des IBRRC. «Die Vögel kommen allmählich, aber leider stetig, hier herein.» Um die 20 Tiere hätten sie zurzeit in ihrer Obhut. Bis auf fünf seien schon alle vom Öl befreit. Häufigstes Opfer ist der Pelikan, das Wappentier von Louisiana, ein agiler Taucher.


Drei weitere Hilfsstationen hat die gemeinnützige Organisation eingerichtet

In Buras, nicht weit von den Orten, in denen das Öl zuerst ankam, ist zurzeit am meisten Betrieb. Aber das ist laut Holcomb nichts gegen das, was noch kommen könnte. «Es braucht nicht mehr als einen einzigen Sturm, der das Öl an Land bringt - dann sitzt der Pelikan richtig in der Tinte», sagt der IBRRC-Chef, der seinen Job seit einem Vierteljahrhundert macht. Die Zahl der verschmutzten Vögel könnte in die Hunderte, wenn nicht sogar in die Tausende gehen, fürchtet er. Nicht umsonst ist jede der vier Hilfsstationen auf bis zu 500 Tiere vorbereitet.


Aktive Hurrikan-Saison erwartet

 Die Experten der US-Wetterbehörde NOAA rechnen mit einer «aktiven» Hurrikan-Saison - bis zu 14 der Monsterstürme über dem Atlantik sagen sie voraus. Unübersehbar setzt die Ölpest der Tierwelt zu. Dutzende braun verschmierte Vögel und Meeresschildkröten wurden bereits eingesammelt, lebendig und tot. Helfer stießen seit Beginn des Dramas auf mehr als 500 verendete Vögel, über 220 tote Seeschildkröten und etwa 30 tote Meeressäuger, darunter Delfine, die sich manchmal ganz nah am Strand tummeln. Allerdings war in den meisten Fällen nach offiziellen Angaben unklar, ob tatsächlich Öl die Todesursache war. Erst im November hat die US-Regierung den braunen Pelikan von der Liste der bedrohten Arten genommen. Auf 40.000 Tiere wird ihre Zahl im nördlichen Golf von Mexiko geschätzt.


Schlimm: Zurzeit ist Brutsaison

In den Pelikan-Nestern im Marschland sitzen Jungtiere, berichtet Holcomb. «Wir wissen, dass das Ganze ein katastrophales Potenzial hat, wenn die Inseln mit den Nestern getroffen werden.» Die dramatischen Folgen konnte er 1995 in derselben Region beobachten. Ein tropischer Sturm - nicht einmal ein Hurrikan - traf damals auf eine kleinere Ölpest. Die klebrige Suppe schwappte über die Nist-Inseln. Die Eltern flogen davon, die Jungen hatten keine Chance. «Damals mussten wir 600 Pelikan-Babys säubern. Es ist schon einmal passiert, es kann wieder passieren.» Das Prozedere, das die Vögel erwartet, ist im wesentlichen immer dasselbe: Erst werden unterkühlte Vögel gewärmt und ausgehungerte gefüttert. «Sie haben eine Heidenangst.»


Gegenwehr ist nur natürlich - für einen Pelikan müssen bis zu drei Helfer ran

Nach etwa einer Dreiviertelstunde hat der Vogel die Behandlung mit sanftem Spülmittel und Unmengen Wasser hinter sich. Dass dabei die natürliche Fettung des Gefieders vorübergehend verschwindet, sei nicht tragisch, sagt Holcomb. Die Federn seien von Natur aus wasserabweisend. Das wartet nun auch auf «Nr. 75». In ein paar Tagen ist das Pelikan-Weibchen dran, sagt Jay Holcomb. Es müsse sich erst einmal ausruhen, bevor es sich zu den anderen Tieren gesellen kann, die draußen in einem Käfig, frisch geputzt, auf die nächste Etappe warten - auf ein neues Leben in Freiheit, in einer Gegend ohne Öl im Meer. (dpa)
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