„Der Juli 2020 war in vielerlei Hinsicht durchschnittlich“, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG, „die Temperatur lag mit +0,5 Grad nur knapp über einem durchschnittlichen Juli der Klimavergleichsperiode 1981-2010 und genau im Mittel der letzten 30 Jahre.
Auch Sonnenschein und Regen entsprachen in der österreichweiten Auswertung in etwa dem Durchschnitt der letzten Jahrzehnte: Die Niederschlagsmenge lag drei Prozent über dem Mittel und die Sonnenscheindauer sieben Prozent“.
Trotzdem einer der 45 wärmsten Juli-Monate der Messgeschichte
Widersprüchlich wirkt auf den ersten Blick, dass der Juli 2020 zwar im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte lag, aber trotzdem einer der 45 wärmsten Juli-Monate der 254-jährigen Messgeschichte ist. „In den letzten 40 Jahren ist es in Österreich massiv wärmer geworden.
Wenn ein Juli im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten ´normal´ ist, liegt er daher trotzdem deutlich über dem Großteil der Messgeschichte“, erklärt ZAMG-Klimatologe Orlik, „das sieht man auch gut im Vergleich mit früheren Klimavergleichsperioden: So ist der Juli 2020 zum Beispiel um 1,6 Grad wärmer als ein durchschnittlicher Juli im Zeitraum 1961-1990, als die Klimaerwärmung noch nicht so stark war.“
Zwischenbilanz Sommer
Mit Juni und Juli haben wir bereits zwei Drittel des meteorologischen Sommers 2020 erlebt. Auch die Zwischenbilanz zum Sommer fällt eher durchschnittlich aus, zum Beispiel was die Zahl der Sommertage (mindestens 25 Grad) und die Zahl der heißen Tage (mindestens 30 Grad) betrifft. So liegen Wien, Innsbruck und Klagenfurt derzeit bei knapp über 30 Sommertagen und rund 10 Hitzetagen. Das entspricht ziemlich genau dem Durchschnitt der letzten Jahrzehnte.
„Der Grund, warum viele Menschen den Eindruck haben, der Sommer 2020 ist eher kühl, liegt wahrscheinlich daran, dass wir in den letzten Jahren sehr extreme Sommer erlebt haben. Die Sommer 2019, 2018 und 2017 liegen unter den fünf heißesten Sommern der Messgeschichte.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass es heuer noch keine längeren Hitzeperioden gab und das Wetter eher wechselhaft war. Die Zahl der Regentage und die Regenmengen liegen in vielen Regionen im Bereich des vieljährigen Durchschnitts, in der Osthälfte Österreichs stellenweise auch darüber.“
Blitze: niedrigster Wert der letzten 30 Jahre
Das Jahr 2020 brachte bisher ungewöhnlich wenige Gewitter. Das österreichische Blitzortungssystem ALDIS registrierte von Jänner bis Ende Juli knapp 40.200 Blitzeinschläge. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Blitzmessungen im Jahr 1992.
Der Juli 2020 im Detail
Temperatur
Wie schon in den vorangegangenen zwei Monaten Mai und Juni lag das Temperaturniveau im Juli 2020 im Bereich der normalen statistischen Schwankungsbereite. Im Flächenmittel war der Juli um +0,5 °C wärmer als das Mittel 1981-2010.
Von Vorarlberg bis in den Pinzgau bzw. bis Osttirol war der Juli um 0,5 °C bis 1,3 °C wärmer als das klimatologische Mittel. In den südlichen Teilen Oberösterreichs und stellenweise in Niederösterreich lagen die Temperaturanomalien in einem ähnlichen Bereich. In den anderen Landesteilen entsprachen die Julitemperaturen mit Abweichungen von -0,1 bis +0,5 °C dem vieljährigen Mittel.
Aus einem rein objektiven Blickwinkel war der Juli 2020 um +0,5 °C wärmer als das Mittel 1981-2010 und liegt in der mittlerweile 254 Jahre langen Messreihe trotz allem unter den 45 wärmsten Julimonaten. Durch den starken Temperaturanstieg der vergangenen 40 Jahre wirkt er aber aus einer subjektiven Sicht relativ kühl. Aber selbst beim Vergleich der Lufttemperatur des Julis 2020 mit dem 30-jährigen Mittel der vergangenen Jahre (1990 bis 2019) war dieser ausgeglichen (Abw. +/- 0,0 °C) temperiert.
Im Verlauf des Julis 2020 gab es keine größere Hitzewelle, so entsprach auch die Anzahl der heißen Tage (Tmax >=30°C) weitgehend dem Durchschnitt. In Seibersdorf (N, 185 m) gab es im Juli 2020 insgesamt 13 heiße Tage (Mittel 9,4 Tage). Auch in Regionen wo aus klimatologischer Sicht selten Tage mit Temperaturmaxima von 30 °C und mehr auftreten, lag die Anzahl der Tage hier im Mittel. So gab es in Aigen im Ennstal (ST, 641 m) 3 heiße Tage (Mittel 2,8 Tage).
Niederschlag
Abgesehen von einigen Starkregenereignissen, die auch zu Schäden geführt haben, waren die Niederschlagsmengen im Juli 2020 im Bereich einer normalen Schwankungsbreite. Im Flächenmittel summierte sich um 3 Prozent mehr Niederschlag in Österreich. Das Tiroler Oberland sowie das östlichen Weinviertel waren die relativ trockensten Regionen.
Im Vergleich zu den jeweiligen Mittelwerten fiel im Juli 2020 hier um 25 bis 50 Prozent weniger Regen. Um 25 bis 75 Prozent mehr Niederschlag summierte sich in Teilen Kärntens, in der Steiermark südlich der Mur und Mürz und im Südburgenland. In den anderen Landesteilen entsprachen die Regenmengen mit Anomalien von -25 bis +25 Prozent dem Durchschnitt.
Sonne
Entsprechend zur ausgeglichenen Niederschlagsbilanz war auch die Ausbeute an direktem Sonnenschein weitgehend durchschnittlich. Im Flächenmittel lag die Abweichung der Sonnenscheindauer sieben Prozent über dem Mittel 1981-2010. Abweichungen von -10 bis +10 Prozent gab es in weiten Teilen des Landes, wie Tirol, Salzburg, Oberkärnten, Obersteiermark, Burgenland, Wien und im Großteil Niederösterreichs.
In Vorarlberg, Unterkärnten, West- und Oststeiermark sowie im nördlichen Oberösterreich und im Waldviertel lag die Anzahl der Sonnenstunden um 10 bis 22 Prozent über dem klimatologischen Mittel.
Juli 2020: Übersicht Bundesländer
VorarlbergNiederschlagsabweichung -24 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 14 %
Temperaturhöchstwert Gaschurn (976 m) 32.8 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) 3.4 °C am 7.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) 6.2 °C am 7.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Rohrspitz (395 m) 20.7 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 291 h, Abw. k.A.
TirolNiederschlagsabweichung -30 %
Temperaturabweichung +0.6 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 0 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Uni. (578 m) 36.3 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -7.1 °C am 12.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Ehrwald (982 m) 4.6 °C am 13.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 19.9 °C, Abw. +0.7 °C
höchste Sonnenscheindauer Lienz (661 m) 226 h, Abw. -12 %
SalzburgNiederschlagsabweichung 1 %
Temperaturabweichung +0.5 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 4 %
Temperaturhöchstwert Mattsee (502 m) 33.1 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -4.6 °C am 7.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) 4.9 °C am 13.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Salzburg/Freis. (419 m) 19.4 °C, Abw. +0.3 °C
höchste Sonnenscheindauer Salzburg-Flugh. (430 m) 253 h, Abw. +13 %
OberösterreichNiederschlagsabweichung -1 %
Temperaturabweichung +0.5 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 11 %
Temperaturhöchstwert Braunau (382 m) 34.9 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -3.2 °C am 7.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) 5.3 °C am 8.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 20.3 °C, Abw. +0.4 °C
höchste Sonnenscheindauer Waizenkirchen (400 m) 274 h, Abw. k.A.
NiederösterreichNiederschlagsabweichung 0 %
Temperaturabweichung +0.5 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 10 %
Temperaturhöchstwert Hohenau/March (154 m) 36.3 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) 3.7 °C am 12.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Zwettl (502 m) 4.5 °C am 13.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Wolkersdorf (185 m) 21.4 °C, Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Schwechat (183 m) 292 h, Abw. k.A.
WienNiederschlagsabweichung -19 %
Temperaturabweichung +0.5 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 7 %
Temperaturhöchstwert Wien-Innere Stadt (177 m) 37.2 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) 10.2 °C am 12.7.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) 7.6 °C am 14.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 22.6 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Stammersd. (191 m) 263 h, Abw. k.A.
BurgenlandNiederschlagsabweichung 6 %
Temperaturabweichung +0.3 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 7 %
Temperaturhöchstwert Eisenstadt (184 m) 34.5 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert Kroisegg (444 m) 7.4 °C am 13.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Andau (118 m) 22.0 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Neusiedl/See (117 m) 278 h, Abw. +2 %
SteiermarkNiederschlagsabweichung 28 %
Temperaturabweichung +0.3 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 8 %
Temperaturhöchstwert Leoben (544 m) 34.5 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Schöckl (1.443 m) 4.5 °C am 12.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Mariazell (864 m) 4.2 °C am 13.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur B. Radkersburg (207 m) 20.9 °C, Abw. +0.9 °C
höchste Sonnenscheindauer B. Radkersburg (207 m) 269 h, Abw. +4 %
KärntenNiederschlagsabweichung 29 %
Temperaturabweichung +0.4 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 7 %
Temperaturhöchstwert Villach (493 m) 34.2 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) 1.1 °C am 7.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weitensfeld (704 m) 6.2 °C am 8.7.
höchstes Monatsmittel der Lufttemperatur Villach (493 m) 20.2 °C, Abw. +0.5 °C
höchste Sonnenscheindauer Klagenfurt (450 m) 279 h, Abw. +9 %
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