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31.08.2020 | 07:49 | Wetterrückblick Sommer 2020 

Österreich: Wetterrückblick Sommer 2020 - Sehr warm und relativ feucht

Wien - Der meteorologische Sommer 2020 (Jun, Jul, Aug) brachte eher wechselhaftes Wetter und keine langen Hitzewellen.

Sommerwetter in Österreich
Vorläufigen Sommerbilanz der ZAMG: In der Reihe der wärmsten Sommer der Messgeschichte liegt der Sommer 2020 im Tiefland auf Platz 14, auf den Bergen auf Platz 13. Die Regenmenge war in diesem Sommer 25 Prozent über dem Mittel. Die Zahl der Sonnenstunden entsprach ungefähr dem Durchschnitt. (c) proplanta
Er verlief aber deutlich wärmer als der Großteil der Sommer seit dem Messbeginn in Österreich im Jahr 1767. „Der Sommer 2020 war wärmer als 95 Prozent aller Sommer in der 254-jährigen Messgeschichte", sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „2020 reiht sich in der Liste der wärmsten Sommer der Messgeschichte im Tiefland auf Platz 14 und auf den Bergen auf Platz 13 ein."

In den letzten Jahren fast nur deutlich zu warme Sommer



Der Sommer 2020 bestätigte den Trend zu einem immer wärmeren Klima in Österreich. 12 der 15 wärmsten Sommer der 254-jährigen Messgeschichte waren in den letzten 30 Jahren.

Berücksichtigt man die Prognosen für die letzten Augusttage liegt der Sommer 2020 im Tiefland Österreichs um 0,2 Grad über dem Mittel der letzten 30 Jahre (1991-2020), um 0,9 Grad über einem durchschnittlichen Sommer in der Klimaperiode 1981 bis 2010 und um 2,0 Grad über dem Mittel des Zeitraums 1961 bis 1990.

Hitzetage unter dem Vorjahr aber über dem Durchschnitt



„Ein Grund, warum viele Menschen den Sommer 2020 als nicht besonders warm empfanden, ist wahrscheinlich, dass die drei letzten Sommer - 2017, 2018 und 2019 - extrem heiß verliefen", sagt ZAMG-Klimatologe Orlik.

„Den Unterschied zwischen heuer und dem Vorjahr und dem vieljährigen Durchschnitt sieht man gut an der Zahl der heißen Tage: Der Sommer 2019 brachte zum Beispiel an der Wetterstation Wien Hohe Warte 37 Tage mit mindestens 30 Grad. 2020 sind es in der vorläufigen Auswertung 20 heiße Tage. In einem durchschnittlichen Sommer im Zeitraum 1991-2020 sind hier 20 Tage mit mindestens 30 Grad zu erwarten. Im Zeitraum 1961-1990 gab es in einem durchschnittlichen Sommer nur 9 heiße Tage."

Deutlich mehr Regen als in den letzten Jahren



Ein weiterer Grund, warum der Sommer 2020 im subjektiven Empfinden zum Teil als „nicht so besonders gut" empfunden wurde, war auch, dass es regelmäßig geregnet hat. Im Unterschied zu den sehr trockenen Sommern 2019 und 2018 gab es heuer in der österreichweiten Auswertung um 25 Prozent mehr Regen als im vieljährigen Mittel.

Der Sommer 2020 brachte auch einige heftige Unwetter. Ein Beispiel: In Fischbach in der Steiermark regnete es am 11. August innerhalb einer Stunde 64 Millimeter. Das kommt hier statistisch gesehen nur alle 30 Jahre vor. Zum Vergleich: In einem durchschnittlichen August regnet es in Fischbach im gesamten Monat 135 Millimeter.

Blitze: niedrigster Wert der letzten 30 Jahre



Das Jahr 2020 brachte bisher ungewöhnlich wenige Gewitter. Das österreichische Blitzortungssystem ALDIS registrierte von Jänner bis Ende August rund 60.200 Blitzeinschläge. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Blitzmessungen im Jahr 1992.

Phänologie



Die Entwicklung der Pflanzen lag im Sommer in etwa im Bereich des vieljährigen Durchschnitts (Klimaperiode 1981-2010), wie beispielsweise der Beginn der Weinblüte und der Kirschreife Anfang Juni. Die Reife der Roten Johannisbeere Mitte Juni und der Marille Anfang Juli waren ein paar Tage früher als im Mittel. Mehr als eine Woche früher reiften die Beeren des Schwarzen Holunders, die sich Anfang August schwarz färbten.

Der Sommer 2020 im Detail



Temperatur



Der Sommer war im Mittel (HISTALP-Tiefland) um 0,9 °C wärmer als das Mittel 1981-2010. Damit war der Sommer 2020 der vierzehnwärmste der Messgeschichte in Österreich und der kühlste Sommer seit dem Sommer 2016, der ebenfalls um +0,9 °C wärmer war als das klimatologische Mittel.

Trotz der subjektiv als kühl empfundenen Monate Juni und Juli 2020, war der Sommer 2020 deutlich wärmer als rund 95 Prozent aller Sommer seit dem Jahr 1767. Juni und Juli 2020 trugen mit einer Temperaturanomalie von je +0,5 °C nur einen relativ kleinen Teil dazu bei. Der Hauptanteil kam vom August 2020, der mit einer Abweichung zum Mittel 1981-2020 von +1,8 °C gleichzeitig der acht wärmste der Messgeschichte ist.

Große räumliche Unterschiede der Temperaturabweichungen gab es nicht. Von Salzburg ostwärts reichten die Anomalien großteils von +0,9 °C bis +1,4 °C, wobei einige Regionen, wie die zentralen Bereiche Ober- und Niederösterreichs, Wien, Kärnten und Osttirol, Abweichungen von +0,5 bis +0,8 °C aufweisen. In Vorarlberg und Tirol war der Sommer um 0,5 bis 0,8 °C wärmer als das Mittel 1981-2010. Vereinzelt war der Sommer noch etwas wärmer. Im steirisch-slowenischen Grenzgebiet betrugen die Temperaturabweichungen +1,5 bis +1,6 °C.

Was diesen Sommer auszeichnete, war, dass er deutlich kühler verlief als die vergangenen drei Sommer, was vor allem auf das Ausbleiben von langanhaltenden Hitzewellen zurückzuführen ist. In den Sommermonaten der Jahre 2017 bis 2019 gab es in den Landeshauptstädten im Mittel 28 bis 30 Hitzewellentage (Kyselytage).

Im Sommer 2020 lag der Durchschnitt der Hitzewellentage aller Landeshauptstädte mit 11 deutlich hinter den Vorjahren zurück. Auch die Anzahl der heißen Tage war deutlich geringer als in den Jahren zuvor. So gab es im Flächenmittel unterhalb von 1.000 Meter Seehöhe im Sommer 2019 rund 21 heiße Tage, im Sommer 2020 rund 10 Tage. Das vieljährige Mittel (1981-2010) an heißen Tagen unterhalb von 1.000 m liegt in Österreich bei 9.

Niederschlag



Nach zwei ausgesprochen niederschlagsarmen Sommern, fiel 2020 in den drei wärmsten Monaten des Jahres wieder ausreichend Niederschlag. Über alle Landesteile gemittelt summierte sich um 25 Prozent mehr Niederschlag als in einem durchschnittlichen Sommer. Damit ist der Sommer 2020 der regenreichste seit dem Sommer 2016.

Im Juni 2020 fiel besonders im Westen, Norden und Osten viel Regen. Der Juli war in diesen Gebieten niederschlagsärmer als im Mittel. Die Augustniederschlagsmengen waren in weiten Teilen des Landes überdurchschnittlich oder zumindest ausgeglichen. Nur im Marchfeld, Nord- und Mittelburgenland war es deutlich trockener als in einem durchschnittlichen August.

In großen Teilen des Bundesgebietes summierte sich in diesem Sommer um 15 bis 45 Prozent mehr Niederschlag. In Teilen Niederösterreichs (Westen und Norden) sowie in der Oststeiermark und in Teilen Oberkärntens und Osttirols kam um 45 bis 75 Prozent mehr Regen zusammen. Ausgeglichen gegenüber dem vieljährigen Mittel waren die Regenmengen in Teilen Vorarlbergs, Nordtirol und Salzburgs sowie in der Obersteiermark und im Wiener Becken.

Große Beiträge zu den Überschüssen steuerten einerseits großflächige Niederschlagsereignisse um den 20. Juni und um den 3. August bei. Anderseits sorgten auch Gewitter und Regenschauer in der labilen Luftschichtung für teils große Regenmengen, die kleinräumig zu Überflutungen und Hangrutschungen führten. Die größte Tagesniederschlagsmenge (7 Uhr bis 7 Uhr des Folgetages) summierte sich in Fraxern (V, 807 m) mit 121 mm am 10.6.2020. Die größte Regenmenge innerhalb einer Stunde fiel am 11. August in Fischbach (St, 1.034 m) mit 64 mm.

Sonne



Die Sonnenscheinausbeute war in diesem Sommer ausgeglichen. Dabei gab es kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Landesteilen. Von Vorarlberg bis ins Burgenland lagen die Abweichungen zum vieljährigen Mittel zwischen -10 und +10 Prozent. Positiv auf die Sonnenscheinbilanz wirkte sich der Juli aus, der im Mittel um 7 Prozent mehr Sonnenschein brachte.

Die Anzahl der Sonnenstunden entsprach im Flächenmittel weitgehend dem klimatologischen Mittel. Dass der Sommer nur eine durchschnittliche Zahl an Sonnenstunden vorweisen kann, liegt vor allem am Juni, in dem die Sonne um 13 Prozent weniger schien als in einem mittleren Juni.

Sommer 2020: Übersicht Bundesländer



Vorarlberg

Niederschlagsabweichung 11 %
Temperaturabweichung +0.8 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 2 %
Temperaturhöchstwert Bregenz (424 m) 34.2 °C am 31.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Lech (1.442 m) -0.1 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Schoppernau (839 m) 3.5°C am 1.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Rohrspitz (395 m) 19.5 °C Abw. k.A.
höchste Sonnenscheindauer Rohrspitz (395 m) 759 h, Abw. k.A.

Tirol

Niederschlagsabweichung 15 %
Temperaturabweichung +0.8 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -5 %
Temperaturhöchstwert Innsbruck-Uni. (578 m) 36.3 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Brunnenkogel (3.437 m) -7.1 °C am 12.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Ehrwald (982 m) 3.1 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Innsbruck-Uni. (578 m) 19.1 °C, Abw. +0.8 °C
höchste Sonnenscheindauer Innsbruck-Uni. (578 m) 623 h, Abw. -3 %

Salzburg

Niederschlagsabweichung 13 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -2 %
Temperaturhöchstwert Salzburg/Freis. (419 m) 33.1 °C am 21.8.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Sonnblick (3.109 m) -4.6 °C am 7.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Radstadt (835 m) 1.7 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Salzburg/Freis. (419 m) 18.9 °C, Abw. +0.7 °C
höchste Sonnenscheindauer Mattsee (502 m) 658 h, Abw. -5 %

Oberösterreich

Niederschlagsabweichung 21 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 4 %
Temperaturhöchstwert Braunau (382 m) 34.9 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Dachstein-Gletscher (2.520 m) -3.2 °C am 7.7.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Freistadt (539 m) 4.0 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Linz (262 m) 20.0 °C, Abw. +0.9 °C
höchste Sonnenscheindauer Reichersberg (351 m) 762 h, Abw. +13 %

Niederösterreich

Niederschlagsabweichung 35 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer 1 %
Temperaturhöchstwert Hohenau/March (154 m) 36.3 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Rax/Seilbahn (1.547 m) 1.6 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Klausen-Leopoldsd. (389 m) 3.6 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Groß-Enzersdorf (154 m) 21.0 °C, Abw. +1.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Schöngrabern (253 m) 735 h, Abw. k.A.

Wien

Niederschlagsabweichung 23 %
Temperaturabweichung +0.9 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -3 %
Temperaturhöchstwert Wien-Innere Stadt (177 m) 37.2 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel) Wien-Jubiläumsw. (450 m) 8.0 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert Wien-Mariabrunn (225 m) 6.4 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Wien-Innere Stadt (177 m) 22.0 °C, Abw. +0.8 °C
höchste Sonnenscheindauer Wien-Innere Stadt (177 m) 720 h, Abw. -5 %

Burgenland

Niederschlagsabweichung 29 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -2 %
Temperaturhöchstwert Andau (118 m) 34.9 °C am 8.8.
Temperaturtiefstwert B. Tatzmannsdorf (347 m) 6.4 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Andau (118 m) 21.6 °C, Abw. +1.1 °C
höchste Sonnenscheindauer Neusiedl/See (117 m) 767 h, Abw. 0 %

Steiermark

Niederschlagsabweichung 24 %
Temperaturabweichung +1.0 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -2 %
Temperaturhöchstwert Leoben (544 m) 34.5 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Schöckl (1.443 m) 2.5 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Mariazell (864 m) 4.2 °C am 13.7.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur B. Radkersburg (207 m) 20.7 °C, Abw. +1.6 °C
höchste Sonnenscheindauer B. Gleichenberg (269 m) 716 h, Abw. -1 %

Kärnten

Niederschlagsabweichung 35 %
Temperaturabweichung +0.9 °C
Abweichung der Sonnenscheindauer -5 %
Temperaturhöchstwert Villach (493 m) 34.2 °C am 28.7.
Temperaturtiefstwert (Gipfel/Hochalpin) Villacher Alpe (2.117 m) 0.1 °C am 1.6.
Temperaturtiefstwert unter 1.000 m Weitensfeld (704 m) 2.8 °C am 2.6.
höchstes Sommermittel der Lufttemperatur Villach (493 m) 19.8 °C, Abw. +1.0 °C
höchste Sonnenscheindauer Klagenfurt (450 m) 716 h, Abw. -1 %

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