Aus seiner Sicht wäre es «traurig, und ich wage zu sagen, katastrophal», wenn sich in Paris Einzelinteressen der Staaten gegenüber dem Gemeinwohl der Menschheit durchsetzen würden, sagte Franziskus am Hauptsitz des UN-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi. «Der
Klimawandel ist ein globales Problem mit schwerwiegenden Folgen», sagte der 78-Jährige.
Zum Auftakt der zwölftägigen Verhandlungen in Paris werden am Montag 147 Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Klimakonferenz soll ein Abkommen aushandeln, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen und damit die Erderwärmung zu stoppen.
Er hoffe, dass in Paris eine Übereinkunft erzielt werden könne, die auf Solidarität, Gerechtigkeit und Teilhabe fuße, sagte der Papst. Sie müsse drei Ziele erfüllen: «Die Auswirkungen des Klimawandels verringern, die Armut bekämpfen und Respekt für die Menschenwürde garantieren.»
Erst vor wenigen Monaten hatte Franziskus in einer päpstlichen Enzyklika einen entschlossenen Kampf gegen den Klimawandel gefordert. In Nairobi mahnte er vor diesem Hintergrund auch eine globale Energiewende an. Die Klimakonferenz sei ein wichtiger Schritt «auf dem Weg zur Entwicklung eines neuen Energie-Systems, das nur minimal auf den Einsatz fossiler Brennstoffe angewiesen ist, das Energieeffizienz zum Ziel hat».
Vor dem Besuch bei UNEP hatte Franziskus während der ersten öffentlichen Messe seiner sechstägigen Afrika-Reise vor Hunderttausenden Zuhörern eine Abkehr von häuslicher Gewalt und männlicher Arroganz gefordert. Alle Gläubigen müssten sich «Bräuchen widersetzen, die die Arroganz unter den Männern begünstigen, die die Frauen verletzen oder verachten und das Leben der unschuldigen Ungeborenen bedrohen», forderte er. Häusliche Gewalt ist in Kenias konservativ-patriarchalischer Gesellschaft keine Seltenheit. Auch Genitalverstümmelung bei Frauen wird von einigen Volksgruppen weiterhin praktiziert.
Franziskus appellierte in seiner Predigt auf dem
Campus der Universität Nairobi auch an die Jugend, sich stärker für eine gerechtere Gesellschaft einzusetzen. Die Jugend müsse sich immer um die Nöte der Armen sorgen und gegen Ungerechtigkeit und Diskriminierung kämpfen, forderte er. Auf dem Universitätsgelände herrschte bei Gesängen auf Swahili eine ausgelassene, fröhliche Stimmung, viele tanzten auch. «Sie singen und tanzen mit jedem Muskel ihres Körpers», sagte der Papst nach der Messe seinem Sprecher Federico Lombardi zufolge.
Nach Angaben des Vatikans besuchten bis zu 300.000 Menschen die Messe. Wegen anhaltenden Nieselregens und komplizierter Akkreditierungsverfahren seien es doch nicht die ursprünglich erwarteten 500.000 geworden, sagte Lombardi. Kenia hatte den Freitag wegen Franziskus' Besuch zum landesweiten Feiertag erklärt.
Am Morgen forderte der Papst bei einer Begegnung mit Vertretern verschiedener Religionsgruppen eine stärkere Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Hass und Gewalt. Dies sei angesichts der zahlreichen Konflikte in der Welt entscheidend. Gottes Name dürfe nie «benutzt werden, um Hass und Gewalt zu rechtfertigen.»
Die Afrika-Reise nach Kenia, Uganda und in den Krisenstaat Zentralafrikanische Republik ist die elfte Auslandsreise seit Franziskus' Wahl zum Papst im März 2013. Afrika ist die Weltregion, in der die katholische Kirche am meisten wächst. Am Freitag wird Franziskus in Nairobi vor dem Weiterflug nach Uganda unter anderem einen Slum besuchen.