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04.04.2020 | 14:07 | Kläranlagen 

Phosphoreinträge in Gewässer reduziert

Mainz - In den vergangenen Jahren ist immer weniger Phosphor aus rheinland-pfälzischen Kläranlagen in die Bäche und Flüsse gelangt. Dennoch sind es sind Hunderte Tonnen pro Jahr.

Kläranlage
Phosphor kann in Gewässern fatale Folgen für das Ökosystem haben - wenn es zu viel Phosphor ist. Der Stoff kommt auch aus Kläranlagen in Flüsse. In Rheinland-Pfalz ist die Menge des Phosphoreintrags weniger geworden. (c) proplanta
Die Folgen können beispielsweise sein, dass Fische sterben oder sich nicht mehr fortpflanzen, weil die Wasserqualität dafür nicht mehr stimmt.

Wie viel des Nährstoffes Phosphor in die Fließgewässer kommt, wird laut Umweltministerium in Mainz alle zwei Jahre erfasst. Demnach waren es im Jahr 2014 in Rheinland-Pfalz 378 Tonnen. 2016 sei die Menge auf 339 Tonnen und 2018 auf 290 Tonnen Phosphor gesunken. Die Anlagenbetreiber seien aufgefordert, noch weiter gegenzusteuern. Denn je weniger Phosphor, desto besser sei die Wasserqualität.

«Der Trend ist richtig. Es geht runter», sagte die Biologin Carola Winkelmann, die zur Arbeitsgemeinschaft Angewandte Fließgewässerökologie der Universität Koblenz-Landau gehört. «Phosphor ist zwar kein Schadstoff.» Der Stoff komme natürlicherweise vor. Aber: «Das Problem mit Phosphor ist: Es ist zu viel.»

Eine erhöhte Menge führe im Wasser zu massenhaftem Algenwachstum, so genannter Eutrophierung. Diese störten dann die chemischen Verhältnisse im Wasser und es könne dadurch beispielsweise der für Fische giftige Ammoniak entstehen.

Anderseits senkten die Algen nachts den Sauerstoffgehalt des Wassers und auch das könne für Tiere tödlich enden. Hinzu komme, dass die Algen die Sedimente von Fließgewässern zusetzen. Sie könnten in das Kiesbett eingespült werden und dann dort Sauerstoff entziehen. «Damit ist der wichtigste Lebensraum im Fließgewässer zerstört.»

Eine umweltverträgliche Phosphorkonzentration im Fließgewässer liegt aus biologischer Sicht laut Winkelmann bei 50 Mikrogramm pro Liter. Aber bereits der gesetzlich verankerte Wert von 100 Mikrogramm des Stoffes pro Liter sei in der Praxis sehr schwer zu erreichen, weil er aus mehreren Quellen stamme. «Phosphor kommt natürlich aus dem Boden, durch Abspülungen von Feldern und auch aus der Kläranlage.»

Ein Beispiel in Rheinland-Pfalz für die Auswirkungen eines zu hohen Phosphorwerts im Wasser sei der Fluss Nister, ein Sieg-Zufluss im Norden des Landes. In der Nister seien 130 Mikrogramm Phosphat pro Liter im Jahresmittel gemessen worden.

Die Auswirkungen auf das Sediment des Flusses mache unter anderem dem dort vorkommenden Lachs zu schaffen, der den Flussgrund zum Laichen brauche. Auch zwei in der Nister beheimatete und bedrohte Muschelarten litten unter dem durch Phosphor begünstigten Algenwachstum. «Die Eutrophierungserscheinungen verhindern, dass sich diese drei Arten dort im Moment fortpflanzen.»

Um den Phosphoreintrag aus Kläranlagen in Flüsse und Bäche zu verringern, gebe es bereits technische Lösungen. Diese würden teils schon umgesetzt und auch finanziell von öffentlicher Hand gefördert. «Die Richtung ist komplett richtig, ich fände es nur gut, wenn es wesentlich schneller ginge.»

Das Umweltministerium in Mainz forderte die Anlagenbetreiber mit Blick auf die Phosphormengen zum Gegensteuern auf. Ob die Maßnahmen fruchteten, sei noch unklar. Die Betreiber müssten ohnehin Selbstüberwachungsberichte abgeben, in denen es unter anderem um das Thema Phosphor gehe, erklärte das Ministerium. Eine landesweite Auswertung der aktuellen Berichte werde es frühestens im Sommer 2020 geben.

Fest stehe bereits: Der Rückgang der Phosphormenge habe sich positiv auf die Wasserqualität ausgewirkt - zumindest auf die chemische. «Positive Auswirkungen auf die biologische Qualität können bisher im Einzelfall noch nicht belegt werden.» Einfluss auf die künftige Entwicklung der Gewässer habe außerdem der Klimawandel. Aber: «Wie tiefgreifend die Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften sein werden, lässt sich heute noch nicht absehen.»
dpa/lrs
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