Betroffen sind auch weite Teile Deutschlands, von Bayern bis Schleswig-Holstein. Im nördlichsten Bundesland sei die Erkrankung schon seit 2003 bekannt, sagte René Rudolphi von der Obersten Forstbehörde im Kieler Landesumweltministerium am Dienstag. Die Landesregierung sei jetzt aber zunehmend besorgt. Nach neuen Untersuchungen ist eine Nebenfruchtform des Weißen Stengelbecherchens, Chalara fraxinea, für die Schäden verantwortlich. Der Pilz verstopft die Saftbahnen der Bäume, so dass die Blätter nicht mehr versorgt werden können. Befallene Eschen verlieren zunehmend Laub und zeigen kahle Kronen. Fachleute erwarten im Herbst neue Zahlen zum Ausmaß der Schäden.
Da der Pilz noch zu wenig erforscht ist, weiß das Landesministerium nicht, wie man der Erkrankung vorbeugen oder Schäden begrenzen kann. «Wir können nichts machen, nur abwarten und die toten Bäume entfernen», sagte Forstexperte Rudolphi. Für Eschen mit leichtem oder mittlerem Befall besteht Hoffnung: Sie können sich erholen. Am häufigsten erkrankt die Gemeine Esche an dem Pilz - unabhängig von Boden und Alter. Andere Arten wie Eichen oder Buchen befällt der Schädling nicht. Bisher ist noch nicht bekannt, ob das 0,5 bis 3 Millimeter kleine, weißlich bis cremefarbene Becherchen allein die Triebe abtötet. Möglich ist auch, dass es sich um eine komplexe Erkrankung mit weiteren Schadpilzen handelt.
Die Erkrankung hat sich über Skandinavien nach Deutschland ausgebreitet. Im Jahr 2002 wurden zunächst in Mecklenburg-Vorpommern Schäden festgestellt, danach in Brandenburg und Niedersachsen. Mittlerweile ist der Pilz durch ganz Deutschland gewandert und hat auch Österreich erreicht. Im vergangenen Herbst wurden der bayerischen Fortsverwaltung erste Schäden gemeldet. In Österreich wurden die ersten Fälle nach Angaben des Wiener Landwirtschatfsministeriums 2005 beobachtet. Ausgehend von Polen im Jahr 1992 sei das Eschentriebsterben mittlerweile in ganz Mitteleuropa bis nach Ostfrankreich nachgewiesen, berichtet das Ministerium.
Jüngster Fall in Schleswig-Holstein ist der Ehrenhain in Kaltenkirchen bei Hamburg. Dort soll eine größere Zahl von etwa 60 Jahre alten Bäumen gefällt werden. Im Jahr 2001 war die Esche, die bis zu 30 Meter hoch und 200 Jahre alt werden kann, «Baum des Jahres». Das elastische und zähe Holz wird für Sportgeräte, Werkzeuge und Möbel verwendet. Bislang galt die Esche als vitaler Laubbaum, der den
Klimawandel gut überstehen kann und für zukunftsträchtige Mischwälder geeignet ist. Inwieweit der Klimawandel dem Pilz den Boden bereitet hat, lässt sich anhand der verfügbaren Informationen noch nicht beantworten. Zurzeit arbeiten Universitäten und andere Forschungseinrichtungen in Europa an der Untersuchung des Eschentriebsterbens. (dpa)