Wie eine Sprecherin der Ermittler am Donnerstag in Güstrow sagte, sei Strafanzeige erstattet worden. Nach Angaben des Landkreises waren am vergangenen Wochenende etwa zwei bis drei Millionen Liter
Gülle aus einem großen Auffangbehälter eines Agrarbetriebes in die
Landschaft geflossen.
«Zum Glück haben alle Betroffenen schnell gehandelt, sonst wäre auch eine Kläranlage überflutet worden», sagte Bürgermeister Enrico Bendlin (CDU). Zudem sei die Gülleflut nicht in den kleinen Fluss Kösterbeck gelangt, der in die Warnow fließt.
Aus dem Warnowfluss gewinnt Rostock, mit mehr als 200.000 Einwohnern die größte Stadt im Nordosten, Trinkwasser. Die
Versorgung der Hansestadt und umliegender Gemeinden sei nicht gefährdet, erklärte Kreissprecher Michael Fengler.
Ersten Untersuchungen des Agrarunternehmens nach sollen Unbekannte einen Abfluss am Auffangbehälter geöffnet haben. Die Fäkalien vieler Rinder, die dort gehalten werden, werden sonst in dem Behälter gesammelt. Später kommen sie als Dünger auf die Felder.
Aus dem Behälter floss die Gülle am Samstag nach Angaben des Landkreises erst in einen Abwassergraben Richtung Kösterbeck, in eine Kläranlage, ein Kleingewässer und dann in die Kleingärten. Durch Barrieren und Absaugen sei der Abfluss aus dem tiefen Abwassergraben zwar zügig gestoppt worden. Trotzdem waren größere Mengen der Fäkalien in das Kleingewässer, ein sogenanntes Soll, und zu den Gärten gelangt.
Derzeit läuft die Säuberung des Geländes mit schwerer Technik, wie der Bürgermeister sagte. Anwohner und Kleingärtner in dem Ort unweit von Rostock sind durch «starke Geruchsbelästigung betroffen», erläuterte der Kreis. Nach Abschluss der aktuellen Aufräumarbeiten sollen Bodenproben genommen werden, um festzustellen, welche Stoffe in welcher Konzentration in die Böden gelangt sind. Vom Ergebnis hängt ab, wie viel Erde ausgetauscht werden muss.
Bisher hatte der Agrarbetrieb die Gülle nach und nach als Dünger auf die Äcker gefahren. Auch aus den Gärten wird stinkender Schlamm nun mit Baggern und schweren Fahrzeugen auf Äcker gebracht. Die genaue Schadenshöhe ist noch unklar.
Dass nicht noch mehr Gülle ausfloss, sei einem Angler zu verdanken, hieß es. Der Mann sei von Samstag zu Sonntag nochmal in der Gartenanlage gewesen, und dort sei ihm ein unangenehmer Geruch aufgefallen. Danach liefen die Schutzmaßnahmen an.
Mehr Glück hatten kürzlich Anwohner in Ivenack (Mecklenburgische Seenplatte). Dort waren aus einem
Güllebehälter einer Biogasanlage mehrere hunderttausend Liter der Fracht ausgetreten, weil es einen technischen Defekt gab. Hier floss die Gülle in einen großen Auffanggraben, der mit Barrieren verstärkt wurde. Die Flüssigkeit wurde dann schnell wieder abgepumpt.