Ein Anhaltspunkt für den großen Aufwand, den sie mit sich bringen, ist eine aktuelle Statistik des Landesverbands des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbandes, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin sind für das vergangene Jahr 11.680 Rattenbekämpfungen ausgewiesen - nur etwas weniger als im bisherigen Rekordjahr des Verbandes 2015 mit 12.245 Einsätzen gegen Ratten.
Die Zahlen des Landesamts für Gesundheit und Soziales (Lageso) über von Gesundheitsämtern beauftragte Einsätze fallen niedriger aus. Für 2016 seien 9.114 Rattenbekämpfungen dokumentiert, sagt Sprecherin Silvia Kostner. Für Schädlingsbekämpfer Mario Heising ist auch die Statistik seines Verbandes, die auf der Arbeit von 21 Mitgliedsbetrieben beruht, nur die Spitze des Eisbergs: «Die Zahlen muss man für Berlin fast verdreifachen», betont er angesichts weiterer Schädlingsbekämpfer außerhalb des Verbands.
Wie sich die Lage über die Jahre entwickelt hat, ist schwer zu beurteilen. Derzeit scheint anhand der vorhandenen Zahlen ein hohes Niveau erreicht - in früheren Jahren lagen dem Verband allerdings nur Zahlen von weniger Betrieben vor. In den Lageso-Daten sind noch andere Trends ersichtlich: Das Meldeverhalten unterscheide sich von Bezirk zu Bezirk, nimmt Heising an. Die Wohnungsbaugenossenschaften in Marzahn-Hellersdorf gelten dabei als aktiv - womöglich mit ein Grund, warum der Bezirk zu jenen mit den höchsten Fallzahlen gehört.
Daneben seien auch Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte stark betroffen, erläuterte Lageso-Sprecherin Kostner. Bauarbeiten gelten in den Innenstadtbezirken als einer der Hauptgründe dafür, dass
Ratten aus dem Untergrund aufgeschreckt und daher häufiger gesichtet werden. Hinzu kommen die Nähe zur Spree und die Hinterlassenschaften von Berlinern wie Touristen auf Straßen und in Parks - Müll und Speisereste, über die sich Ratten freuen.
Seit Mitte März können Kinder nicht mehr auf dem Spielplatz am Nauener Platz in Mitte toben - er ist wegen Ratten gesperrt, für vier bis sechs Wochen. Die Tiere können zahlreiche Krankheiten übertragen, darunter Salmonellose. Eine mögliche Ansteckungsquelle ist zum Beispiel Rattenkot im Sandkasten.
Während Schädlingsbekämpfer in der Regel auf Giftköder setzen, erproben die Berliner Wasserbetriebe auch andere Mittel, um die unerwünschten Kanalisationsgäste umzubringen, wie etwa Schlagfallen. Dabei bricht ein Bolzen Ratten das Genick. 1.245 Mal hätten 19 Geräte rund um die Treptowers im vergangenen halben Jahr zugeschlagen, erklärte Sprecher Stephan Natz. Mit dem Bekämpfungserfolg würden die Geräte dort in Zukunft auf 12 reduziert.
Seit Ende 2016 setzen die Wasserbetriebe zudem im Nikolaiviertel testweise High-Tech-Giftköderboxen ein, bei denen Rattengift unter einer Glocke abgegeben wird, erläuterte Natz. Dabei ist ein Zähler integriert ebenso wie ein Überflutungsschutz: Steigt der Wasserpegel, schließt sich die Glocke, der Köder bleibt unversehrt. Die nächste Ratte kommt bestimmt.