Nur so kann die Neubildung von
Grundwasser in tiefen Schichten angesichts von
Klimawandel und
Starkregen auf lange Sicht wieder angekurbelt werden, wie Jörg Rechenberg vom
Umweltbundesamt Dessau-Roßlau bei einem Wasser-Kolloquium am Mittwoch in Neubrandenburg sagte.
Rein praktisch müsse die Entwässerung - über die unter anderen Gesichtspunkten vor Jahren gebauten Drainagen - der Felder bei Bedarf gestoppt werden, sagte der Wasser-Experte vor etwa 70 Teilnehmern.
«Wir rechnen mit weniger Niederschlag im Sommer und mehr Regen in Winter», sagte Rechenberg. Wenn das als Starkregen geschehe, fließe Wasser zu schnell ab und könne nicht versickern. Besonders von Trockenheit betroffen seien Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
Es gebe bereits Landwirte, die eine kontrollierte Entwässerung praktizierten, erläuterte Heiko Hennig vom Ingenieurbüro UmweltPlan Stralsund. Diese hätten dann bei Trockenperioden etwa zwei Wochen länger genug Wasser.
Rechenberg, der eine Studie zur regionalen Grundwassernutzung unter neuen klimatischen Bedingungen für Vorpommern erarbeitet hat, empfahl weiterhin, dass
Bauern stärker Sorten mit Trockenheitsresistenz anbauen sollten.
Zudem sollten Acker-Bewässerungen bedarfsgerechter erfolgen und Anbaufrüchte zum Beispiel nachts beregnet werden, um Verdunstung zu vermeiden. Wenn effektiver beregnet werde, könnten davon auch Wasserstraßen und Flüsse der Mecklenburgischen Seenplatte profitieren, die in den Sommern 2018 und 2019 stark gesunkene Pegel hatten. Schifffahrtsanbieter klagten über zu niedrige Wasserstände.
Wichtig sei auch die Umwandlung von Nadelwald, in dem mehr Wasser verdunstet, in Mischwald. Der Bund werde zwei Forschungsprogramme starten, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Grundwasserneubildung näher zu untersuchen.
Durch einen immer sparsameren privaten Wasserverbrauch sei Deutschland grundsätzlich gut vorbereitet, erläuterte Rechenberg. Aus Grundwasser aus tiefen Schichten wird bundesweit fast überall Trinkwasser gewonnen. Diese
Versorgung sei nicht gefährdet, erklärten mehrere Experten. Der sogenannte 2. Grundwasserleiter liegt in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg in der Regel zwischen 25 und 100 Metern Tiefe.
Darüber liegt der 1. Grundwasserleiter. In diesem wurden zuletzt bundesweit unter anderem zu 35,5 Prozent zu viel Nitrate festgestellt, die zum Teil aus der Agrar-Düngung stammen.
In Mecklenburg-Vorpommern wurde in 12 von 53 Grundwasserkörpern ein «chemisch schlechter Zustand» festgestellt, weil dort zuviel
Nitrat gemessen wurde. Das betreffe 7 Gebiete in Nordwestmecklenburg sowie Grundwasserkörper in den Regionen Güstrow, Parchim und auf Rügen, hieß es vom Schweriner Umweltministerium.