Das 6. Weltwasserforum gilt als das größte Treffen von Wissenschaftlern, Politikern und Wasser-Experten aus aller Welt. Eine knappe Woche wollen sie über die gerechte Verteilung der Ressource, den Zugang zu sauberem Wasser, Wasserrechte, Überschwemmungsforschung und den Einsatz moderner Bewässerungs-Technologien diskutieren.
Der Druck zum Handeln wächst. Der
Klimawandel, das Bevölkerungswachstum und die Verschwendung drohen die Lage in den nächsten Jahrzehnten weiter zu verschärfen. Derweil werden immer größere Wassermengen aus den Oberflächen- und Grundwasserreservoirs entnommen.
Gefordert sind daher zunehmend international abgestimmte Anstrengungen zur Sicherung der Trinkwasser- und
Energieversorgung, wie es etwa die Afrikaner am Kongo mit dem Inga-Staudamm planen.
Auch wenn es immer wieder Richtungsstreit zwischen Umweltgruppen und Regierungen bei den Lösungsansätzen gibt: Wassernot scheint sich nach Erkenntnissen der zuständigen UN-Organisationen Unesco bisher eher zum Katalysator für die Zusammenarbeit denn für die viel beschworenen «Wasserkriege» zu entwickeln. Die einst von Kofi Annan zu seiner Zeit als UN-Generalsekretär geforderte «blaue Revolution» zeigt Ergebnisse.
Immerhin haben nach den Erkenntnissen der Vereinten Nationen heute neun von zehn Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser. Doch beim Rest sieht es weiter düster aus - etwa beim Abwasser. In den Entwicklungsländern fließen etwa 70 Prozent des oft hochgiftigen Industrieabwassers unbehandelt in die Flüsse.
Die vor 126 Jahren durch den Goldrausch entstandene südafrikanische Wolkenkratzer-Metropole Johannesburg ist ein Beispiel. Sie plagt eine schleichende Umweltkatastrophe durch radioaktives, mit Schwermetallen belastetes Giftwasser.
Ausgerechnet in der Stadt, in der 2002 der Erdgipfel der Vereinten Nationen den Zugang zu Wasser und sicheren Sanitärtechnologien als globale Prioritäten festgeschrieben hat, drängt es durch tausende aufgegebener Minenschächte an die Oberfläche und bedroht das Trinkwasser von Hunderttausenden. Wenige hundert Kilometer entfernt gab es 2009 im Krüger-Nationalpark ein Massensterben von rund 200 Krokodilen - auch hier wurde verseuchtes Wasser als Ursache vermutet.
Wasser kommt auf der Erde zu 97,5 Prozent als Salzwasser vor. Das verbleibende Süßwasser lagert zu 70 Prozent als Eis an den Polkappen.
Die restlichen 30 Prozent sind vor allem als Feuchtigkeit im Boden gebunden oder befinden sich in unterirdischen Reservoirs. Die werden zunehmend angezapft, um mit dem Bevölkerungswachstum standzuhalten. Weltweit werden 70 Prozent des Wassers für Bewässerung eingesetzt, ohne dass moderne Methoden ausreichend zum Einsatz kommen.
«Time for Solutions» (etwa: Zeit für Lösungsansätze) heißt das Motto bei dem vom Weltwasserrat organisierten Treffen in Marseille.
Die zahlreichen Hilfsorganisationen hoffen auf einen aussagekräftigen Aktionsplan. Denn beim vorangegangenen Forum 2009 in Istanbul hatten sie die unverbindlichen Erklärungen zur Lösung einer weltweit drohenden Krise heftig als Ansammlung von Plattitüden kritisiert.
Als Gegenveranstaltung organisieren diverse Aktionsgruppen daher erneut ein Alternatives Weltwasserforum. Einer ihrer Hauptkritikpunkte ist die Mitgliedschaft großer Konzerne im Weltwasserrat, die das Wasser vor allem als Ware vermarkten wollen. (dpa)