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12.08.2010 | 18:47 | Brandkatastrophe  

Russland brennt weniger - Strahlenwerte normal

Moskau - Erstmals Durchatmen in Russland nach wochenlangem Kampf gegen die Feuersbrunst und radioaktive Gefahr: Die Einsatzkräfte haben die schwersten Waldbrände der russischen Geschichte etwas eingedämmt.

Russland brennt weniger - Strahlenwerte normal
Nach den Feuern auch in radioaktiv verseuchten Gegenden sind die Strahlenwerte dort bislang im normalen Bereich, wie die Behörden am Donnerstag mitteilten. Aufgrund der leichten Entspannung hob Kremlchef Dmitri Medwedew in drei von sieben Regionen den Ausnahmezustand auf. Insgesamt aber gilt die Lage wegen der Gluthitze und Dürre weiter als angespannt.

Wegen der nach wie vor verheerenden Bränden vielerorts ist der Ausnahmezustand in den Gebieten um Moskau und Nischni Nowgorod sowie in der Teilrepublik Mordwinien und in der Region Rjasan in Kraft. Die Lage sei dort schwierig, sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax.

Angesichts der immensen Ernteeinbußen und der monatelangen Dürre warnte der Kremlchef Spekulanten vor Preistreiberei bei Lebensmitteln. Medien hatten berichtet, dass Brot und Mehl, aber auch viele andere Produkte, um bis zu 20 Prozent teurer geworden seien. Medwedew forderte die Staatsanwaltschaft auf, die Geschäftemacher zu bestrafen.

Die Gesamtzahl der Feuer in Russland verringerte sich nach offiziellen Angaben auf 560. Am Vortag war noch von deutlich mehr als 600 Bränden die Rede gewesen. Landesweit loderten mehr als 60 Großfeuer. Auch die Größe der brennenden Fläche verringere sich, sagte der Leiter des nationalen Krisenzentrums, Wladimir Stepanow.

In den Regionen, die nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986 radioaktiv verseucht worden waren, seien keine erhöhten Strahlenwerte gemessen worden, sagte Stepanow. Die Feuer in diesen Gebieten würden jeweils innerhalb eines Tages gelöscht.

Weiterhin besonders angespannt war die Situation am Ural, wo Häuser evakuiert wurden. In der Region Nischni Nowgorod - etwa 400 Kilometer östlich von Moskau - brannte erneut ein Dorf nieder. Niemand wurde verletzt. Im Umland von Moskau beruhigte sich dagegen das Geschehen. Dort war die Zahl der Feuer um ein Drittel niedriger als am Vortag. Einsatzkräfte begannen damit, Torfgebiete zu fluten.

Der Rauch von brennendem Torf hatte auch Moskaus Stadtzentrum tagelang in giftigen Smog gehüllt. Unterdessen hielt sich im ganzen Land die seit zwei Monaten andauernde Extremhitze von deutlich mehr als 30 Grad. Regen und Abkühlung waren weiter nicht in Sicht.

Nirgends im Land gebe es eine Abweichung von den üblichen Strahlenwerten, teilte der staatliche Wetterdienst mit. «Wir haben ein ganzes Netz für das Monitoring und beobachten die Lage genauestens», sagte der Vize-Behördenchef Waleri Djadjutschenko. Experten hatten davor gewarnt, dass durch die Feuer, den Wind und die Löscharbeiten kontaminierte Böden aufgewirbelt und radioaktive Partikel in die Luft und so in andere Gebiete gelangen könnten.

Auch die Behörden im Nachbarland Weißrussland, das bei der Atomkatastrophe von Tschernobyl (Ukraine) teils stark radioaktiv verseucht worden war, gaben vorerst Entwarnung. Alle Messwerte lägen auf dem üblichen Niveau. Unabhängige Angaben für die betroffenen Gebiete gab es aber nicht. In Moskau stellten Nichtregierungsorganisationen, die regelmäßig die Strahlung messen, keine erhöhten Werte fest.

In kontaminierten Regionen wie in Brjansk, an der Grenze zu Weißrussland, haben die Menschen zunehmend Angst vor der radioaktiven Gefahr. Die Behörden hatten erst auf Druck der Umweltschutzorganisation Greenpeace zugegeben, dass es in den kontaminierten Gebieten viele Brände gab.

Die nationale Waldschutzbehörde warnte davor, in Panik zu verfallen. «Aus unserer Sicht ist die Gefahr nicht allzu groß», sagte der stellvertretende Behördenchef Wassili Tusow. Insgesamt seien Brände auf etwa 0,3 Prozent der kontaminierten Fläche Russlands registriert worden. 90 Prozent davon seien innerhalb von ein, zwei Tagen gelöscht worden.

Der Leiter der Kernforschungsanlage in Sarow, Walentin Kostjukow, warnte nach ersten Löscherfolgen davor, die Einheiten und Technik des Zivilschutzministeriums abzuziehen. In den Wäldern um die Stadt brenne es weiter lichterloh, sagte er. Die Feuerwalze drohe jeden Moment, wieder auf das Gelände der Anlage überzugreifen. Auch in Moskau wurde für dieses Wochenende ein Drehen des Windes und damit die Rückkehr des giftigen Smogs erwartet. (dpa)
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