Sie können sich dort Samen aus Saatgut-Stationen mitnehmen, um diese im heimischen Garten anzubauen, sagte Christine Decker von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Rostock. In den letzten Jahrzehnten seien eine Vielzahl der bewährten Sorten mit ihrer breiten genetischen Ausstattung von Gärten und Äckern verschwunden, sagte Decker.
Die Samen stammten unter anderem von «Natur im Garten» und vom Hof Ulenkrug bei Demmin. Hinter der Aktion stehen neben der Böll-Stiftung der AStA, der Verein Fruchtwechsel, die Umweltschutzorganisation
BUND und die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien. Die Aktion dauert noch bis zum 10. April.
Es sei nicht das Ziel, jedes Jahr eine solche Aktion auf die Beine zu stellen, sagte Decker. Die Organisatoren wollten vielmehr, dass der Saatguttausch in den Kleingartenanlagen etabliert wird und selbstständig abläuft.
Wie der Chef des Botanischen Gartens der Uni Rostock, Dethardt Götze, sagte, ist über die vergangenen Jahrhunderte eine riesige Vielfalt an Nutz- und Zierpflanzen-Sorten entstanden. «Doch diese Diversität ist gefährdet. Es gibt einen massiven Schwund. 90 Prozent sind vom Aussterben bedroht», sagte Götze. Der Grund liege im anhaltenden Wandel des Klimas, aber auch in der rasch voranschreitenden Landnutzung.
«Es wird oft verkannt, welch großes Reservoir an Sorten existiert. Viele Pflanzen können in den jeweiligen Regionen der Welt plötzlich besser angepasst sein und möglicherweise produktiver sein als bisherige Sorten.» Jeder Gärtner könne dazu beitragen, diese Sortenvielfalt zu erhalten. Jeder könne sogar selbst frischen Samen dieser Pflanzen gewinnen. «Das kann man mit den meisten Sorten aus dem Gartencenter nicht mehr machen», betonte Götze.
Wie Decker sagte, hatte die UN 2015 die sogenannte Agenda 2030 beschlossen: Dieser Fahrplan für die Zukunft solle menschenwürdiges Leben ermöglichen und die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren. Eins der 17 Nachhaltigkeitsziele ist der Erhalt der genetischen Vielfalt von Saatgut und Kulturpflanzen.