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13.01.2019 | 21:03 | Winterwetter 

Schneechaos geht weiter - Fünf Tote in den Alpen

München - In den schneereichen Alpen sind am Wochenende mindestens fünf Menschen gestorben.

Schneechaos
Mindestens fünf Menschen kommen im Schnee ums Leben. Wegen Lawinengefahr sind mehrere Orte in den Alpen abgeschnitten. Und das Schneechaos ist noch nicht vorbei. (c) proplanta
Drei Skifahrer aus Süddeutschland kamen im österreichischen Lech unter einer Lawine ums Leben, ein vierter aus der Gruppe wurde am Sonntagnachmittag noch vermisst. Bei einer Lawinensprengung in den französischen Alpen starben zwei Pistenarbeiter. Die Männer hantierten am Sonntag mit Sprengstoff, als es aus zunächst ungeklärter Ursache zur Explosion kam.

Die vier befreundeten Skifahrer aus Süddeutschland waren für eine Skitour nach Lech gereist und am Samstag den Angaben zufolge auf einer gesperrten Skiroute unterwegs. Drei Männer im Alter von 32, 36 und 57 Jahren wurden noch am späten Samstagabend tot geborgen. Die Männer aus dem Raum Biberach in Baden-Württemberg trugen einen Lawinen-Airbag, der auch aufgegangen war. Dennoch wurden sie so tief unter den Schneemassen begraben, dass sie erstickten.

Die Suche nach einem 28 Jahre alten Vermissten wurde am Sonntag bis auf weiteres eingestellt. Aufgrund des heftigen Schneefalls wäre es für die Rettungskräfte viel zu gefährlich, sagte Lechs Bürgermeister Ludwig Muxel am Sonntagmittag. Es sei auch kein Zeitfenster mit besserem Wetter absehbar.

Lech und Zürs sind wegen einer Sperrung der Zufahrtsstraßen nicht mehr erreichbar. Das teilten die Gemeinden am Sonntagabend auf ihrer Website mit. Auch die Ortschaft Stuben am Arlberg ist wegen der Lawinengefahr von der Außenwelt abgeschnitten. Wie die ORF berichtete, ist auch die Straße nach Ischgl und Galtür gesperrt worden. Darüber hinaus werde im Lauf des Abends die Straße nach Sölden im Ötztal gesperrt. Nach Angaben der Gemeinde Sölden wird in der örtlichen Freizeit Arena ein Notquartier eingerichtet. 

Auch der Fernpass, eine wichtige Verbindung zwischen Deutschland und Österreich, ist gesperrt. Obendrein verschärfen Sturm und - in tieferen Lagen - Regen die Situation. In vielen Regionen liegt inzwischen zwischen zwei und drei Meter Schnee. In Teilen Österreichs wird wegen der neuen Schneefälle wieder die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen. Für Montag gelte für den Westen Tirols kurzzeitig Warnstufe 5, teilten die Behörden am Sonntag in Innsbruck mit.

In den bayerischen Alpen ist das seit Tagen andauernde Schneechaos auch noch lange nicht vorbei. Seit der Nacht zum Sonntag schneite es in den Katastrophenregionen im Süden des Freistaates weiter. Im Allgäu sind Zufahrten zur Gemeinde Balderschwang nach einem Lawinenabgang und wegen Lawinengefahr gesperrt. Rund 1.300 Einwohner und Touristen sitzen zunächst bis Montag fest.

Bei Plusgraden begann es zudem mancherorts zu tauen. Dadurch könnte der Schnee nass und schwer werden - eine zusätzliche Belastung für die Hausdächer. Nach dem Besuch von Markus Söder (CSU) am Samstag in Bad Tölz machte sich am Sonntag Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Berchtesgaden ein Bild der Lage und sicherte den vom Schneechaos betroffenen Landkreisen weiter Hilfe zu. «Die Bundeswehr bleibt so lange, wie sie gebraucht wird», sagte sie.

Die Menschen in fünf oberbayerischen Landkreisen - wo seit Tagen der Katastrophenfall gilt - mussten mit zusätzlichen Schneemassen zurechtkommen. Die Meteorologen rechneten zudem mit starken Böen, die tagsüber Verwehungen und Schneebruch auslösen könnten. Von Montag an soll es wieder kälter werden - dann könnte örtlich mehr als ein Meter Neuschnee fallen. An zahlreichen Schulen wird auch zum Wochenstart der Unterricht ausfallen.

Soldaten sowie mehrere Tausend Helfer von Feuerwehren, Bayerischem Roten Kreuz, Bereitschaftspolizei und weiterer Organisationen schaufeln seit Tagen Dächer frei, räumen Straßen und sichern Bäume.

Der Bahnverkehr in Bayern ist erheblich eingeschränkt. Zwischen Kempten und Lindau sperrte die Bahn die Strecke komplett. Auf der Hauptstrecke zwischen München und Kempten kommt es nach Angaben der Bahn im Fern- und Nahverkehr zu erheblichen Verspätungen. «Von Reisen ins Allgäu wird abgeraten.»

In Sachsen herrschte dagegen nach tagelangem Schneefall Tauwetter. Plusgrade und Regen lassen die weiße Pracht auch im Gebirge schwinden und verschärfen die Gefahr von Schneebruch - mit negativen Folgen für Wintersport und Verkehr. Nach Angaben des Verkehrswarndienstes in Dresden sind aktuell wegen umgestürzter Bäume oder Schneebruchgefahr landesweit 43 Straßen gesperrt. «Durch die Niederschläge wird der Schnee pappig und schwer, das halten die Bäume nicht mehr», sagte ein DWD-Meteorologe. Im Erzgebirge sind daher zahlreiche Wälder gesperrt.

In Sachsen-Anhalt gilt für die Flüsse Bode und Weiße Elster eine Hochwasserwarnung. Das teilte die Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg am Sonntag mit. Zuletzt hatte Tauwetter mancherorts die Pegel von Gewässern steigen lassen.

Vorläufiges Ende der andauernden Schneefälle in Sicht



Die Unwetterwarnung vor starken Schneefällen an den Alpen bleibt bestehen. Erst am Dienstag komme es zu einem vorläufigen Ende der andauerenden Niederschläge, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Sonntag mit. Im Flachland könne es stürmische Böen, im Bergland und an der Nordsee schwere Sturmböen geben.

Am Alpenrand schneit es am Montag weiter. Aufgrund deutlich milderer Luft komme es zu einem kurzzeitigen Anstieg der Schneefallgrenze, teilte der DWD mit. Bereits im Laufe des Montags falle die Schneefallgrenze aber wieder auf 700 Meter.

In der Mitte und im Süden Deutschlands werde es am Montag wechselnd bis stark bewölkt mit Regenschauern. Der DWD warnt zudem vor bundesweit auftretenden starken bis stürmischen Böen. An der Nordseeküste sowie auf den Bergen seien es teils schwere Sturmböen. Die Höchsttemperaturen liegen laut DWD zwischen zwei und vier Grad im Osten und zwischen vier und acht Grad im Westen.

Erst am Dienstag komme es zu einem vorläufigen Ende der andauernden Schneefälle. Ab Ende der Woche rechne man aber wieder mit Niederschlägen. Diese seien aber deutlich geringer, sagte DWD-Meteorologe Florian Bilgeri.

An den Alpen brachte die sich kaum verändernde Wetterlage in den vergangenen Tagen erhebliche Neuschneemengen und Schneehöhen von teilweise mehr als drei Metern. «Eine solche Wetterlage gibt es nicht jedes Jahr. In der Regel kommt so etwas alle zehn bis 15 Jahre vor», sagte Bilgeri. Ungewöhnlich sei jedoch, dass in so kurzer Zeit so viel Schnee gefallen sei.
dpa
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