Hübsch sehen sie aus, wenn sie im Wasser treiben und die Strömung bizarre Muster aus ihnen formt. Weniger schön ist es, wenn die
Grünalgen sich tonnenweise am Strand sammeln und dort verrotten. Dabei entstehen giftige Gase, die für Tiere und Menschen lebensgefährlich sein können. In der Bretagne gehen die Behörden in diesem Sommer besonders hartnäckig gegen die alljährliche Algenpest vor: Seit Beginn der Saison wurden mehr als 30-000 Kubikmeter eingesammelt. Ein Strand ist derzeit wegen der Algen gesperrt, andere bleiben vorübergehend zu, wenn die Bagger im Einsatz sind.
«Ja, wir haben ein Problem, aber wir tun etwas dagegen», sagt ein Sprecher des Tourismusbüros. Es bestehe gar kein Grund, wegen der Algen nicht in die Bretagne zu fahren, beteuert er. Insgesamt gebe es schließlich Hunderte von Stränden, die Algenpest betreffe nur einen kleinen Teil von ihnen. Dass die Behörden in diesem Jahr mehr Algen weggeräumt hätten als im Vorjahr zeige nur, dass das Problem jetzt energischer angegangen werde.
Allerdings tauchten die Grünalgen in diesem Jahr deutlich früher auf. Schon im Mai überschwemmte der Meeressalat die ersten Strände. Das lag an den ungewöhnlich hohen Temperaturen im Frühjahr. Grünalgen entwickeln sich vor allem in sandigen, flachen Buchten, wo sie viel Licht und Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff bekommen.
Umweltschutzer halten Landwirte in der Region für die Hauptverantwortlichen, insbesondere die Schweinezüchter. Die Bretagne produziert mehr als die Hälfte aller in Frankreich gezüchteten Schweine. Wenn deren
Gülle auf den Feldern landet, gelangen Nitrate in die Bäche und schließlich auch ins Meer.
Nachdem 2009 der Tod eines Lastwagenfahrers mit den Algen in Verbindung gebracht worden war, legte die Regierung ein Millionenprogramm auf, um die Algenpest zu bekämpfen. Dabei ging es nicht nur darum, die Algen systematisch einzusammeln, am besten noch bevor sie an den Strand gespült würden. Es sollten außerdem die Ursachen angegangen, konkret der Einsatz von Düngemitteln verringert werden.
Aber zu Beginn des Präsidentschaftwahlkampfs kann Nicolas Sarkozy es sich kaum leisten, die Bauern gegen sich aufzubringen. «Es wäre absurd, mit dem Finger auf die Landwirte zu zeigen, sie haben erhebliche Fortschritte gemacht», sagte er kürzlich bei einem Besuch in der Region.
Nach Informationen des Enthüllungsblatts «Le Canard Enchaîné» versucht das Landwirtschaftsministerium derzeit, die Verwendung von Schweinegülle schönzurechnen. Nach einer diskreten Änderung der Berechnungsgrundlage könnten französische Bauern künftig 212 Kilo statt 170 Kilo Stickstoff pro Hektar auf ihren Feldern verteilen, schreibt «Le Canard» (Mittwoch). Das dürfte dem Algenwachstum eher nützlich sein statt es einzudämmen. (dpa)