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03.10.2021 | 07:43 | Wolfsmanagement 
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Streit um den Wolf - Mehr Tiere illegal getötet

Berlin / München - In Deutschland werden nach Angaben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) immer mehr Wölfe illegal getötet.

Wölfe in Deutschland
Wölfe sind streng geschützt. Wegen Übergriffen auf Nutztiere fordern Landwirte, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen. Naturschützer setzen dagegen auf andere Lösungen. (c) chphotography86 - fotolia.com
Mit dem Fund von drei erschossenen Tieren Ende September in Mecklenburg-Vorpommern sei für das Jahr 2021 bereits jetzt ein Höchststand erreicht, teilte der Umweltschutzverband mit. Insgesamt seien dieses Jahr elf Wölfe gefunden worden, die ohne rechtliche Genehmigung getötet worden seien. 2020 waren es nach Nabu-Angaben acht illegale Tötungen, 2019 und 2018 jeweils neun. Dazu komme eine vermutlich hohe Dunkelziffer.

«Jede dieser Tötungen ist eine Straftat und muss strafrechtlich verfolgt werden», sagte Nabu-Fachbereichsleiter Ralf Schulte. Naturschützer sähen die Politik in Mitverantwortung an Abschüssen ohne Genehmigung. Sie müsse den Fokus auf Unterstützung der Nutztierhalter beim Herdenschutz legen, anstatt die Bejagung von Wölfen zu diskutieren.

Seit Rückkehr der Wölfe nach Deutschland im Jahr 2000 wurden nach Nabu-Angaben insgesamt 64 Tiere illegal getötet. Kaum einer dieser Fälle habe aufgeklärt werden können. Denn den Bundesländern fehle es an Fachstellen für Artenschutzkriminalität. Nicht nur Wölfe seien betroffen, auch Luchse würden immer wieder getötet aufgefunden, ebenso etliche Greifvögel.

Nach jüngsten Daten der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf für das Monitoringjahr 2019/20 wurden in Deutschland 128 Rudel, 39 Wolfspaare und 9 territoriale Einzeltiere nachgewiesen. 2020 registrierte die Stelle bundesweit 942 Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere, die meisten in Niedersachsen und Brandenburg. Die Höhe der Fördermittel der Bundesländer für Herdenschutzmaßnahmen lag im vergangenen Jahr bei rund 9,5 Millionen Euro, die Höhe der Schadensausgleichzahlungen betrug rund 800.000 Euro.

Der Deutsche Jagdverband fordert eine Statusänderung beim Wolf von «streng geschützt» zu «bedingt geschützt». Das bedeute noch lange nicht, dass jeder Jäger Wölfe jagen dürfe. Der Verband verurteile das illegale Töten von Wölfen aufs Schärfste, teilte ein Sprecher am Samstag mit. «Die Behörden sind aufgefordert, die Fälle möglichst umfassend zu untersuchen.» Gleichzeitig müssten Sorgen und Ängste ernstgenommen werden.
dpa/lby
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kuj schrieb am 04.10.2021 17:27 Uhrzustimmen(31) widersprechen(8)
Wolf muss ins Jagdrecht überführt werden – der Wolf ist nicht im Bestand bedroht!!!
Die Bestände in Deutschland und Westpolen bilden keine eigenständige Population und sind daher nicht isoliert zu betrachten. Diese Wolfspopulationen sind lediglich der westliche Rand einer großen nordosteuropäisch-baltischen Population von ca. 9.000 Wölfen, welche sich von Russland bis nach Norddeutschland erstreckt. Diese Population setzt sich aus ca. 5.000 Wölfen der karelisch-baltischen Population und jeweils 2.000 Wölfen der polnischen und deutschen Population zusammen. Zuwanderungen von Tieren aus dem Baltikum nach Westpolen und Deutschland aber auch Rückwanderungen in östlicher Richtung sind kein Einzelfall, sondern häufig, was der niedrige Inzuchtkoeffizient von 0,01 eines Bestandes in Brandenburg beweist. Der gute Erhaltungszustand dieser Population ist gesichert. Sie wächst seit Jahren vor allem in Polen und Deutschland stark - manche sagen invasiv – an und parallel dazu auch der Schaden durch Nutztierrisse.

Die Wolfspopulation wächst 30% p.a.
Jahr Wölfe Nutztierrisse
2020 1.530 4.000
2021 2.000 5.200
2022 2.600 6.760
2023 3.380 8.780
2024 4.400 11.400

Es gibt keine wolfssicheren Zäune - auch Herdenschutzhunde helfen bei großen Wolfsrudeln nur bedingt. Vielen Stadtmenschen ist nicht bewusst, dass der Erhalt der durch Weidewirtschaft geprägten Kulturlandschaft ohne Wolfsschutz in ihrer jetzigen Form in der Existenz bedroht ist.
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