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30.08.2016 | 10:02 | Umweltprobleme 
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Studie: Kein Palmöl ist auch keine Lösung

Berlin - Der weltweit steigende Verbrauch von Palmöl belastet die Umwelt. Ein Ersatz durch andere Pflanzenöle ist aber schwierig.

Palmölplantage
Palmöl steht seit Jahren bei Umweltschützern in der Kritik, weil für die Plantagen Regenwald geopfert wird. Eine Studie stellt jetzt fest: Ohne Palmöl geht es auch nicht. (c) proplanta
Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag vorgelegte Studie der Beratungsfirma Agripol im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature) . «Der simple Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern kann sie sogar verschlimmern», sagte WWF-Studienleiterin Ilka Petersen in Berlin.

Für Kokos-, Soja- und Rapsöl benötigte man noch weitaus größere Anbauflächen als für Ölpalmen. Dafür müsste im tropischen Gürtel weiterer Regenwald gerodet werden. Dadurch würden wiederum große Mengen an Kohlendioxid (CO2) zusätzlich freigesetzt und so der Treibhauseffekt verstärkt, heißt es in der Untersuchung. Die Abholzung sei schon jetzt beim Palmöl das Hauptproblem. Die Monokulturen verringern auch die biologische Vielfalt.

«Es führt daher kein Weg daran vorbei, den Anbau von Ölpflanzen ausnahmslos umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten», stellte Petersen fest. Zugleich müssten die Konsumenten ihr Verhalten ändern: Weniger Fertiggerichte, Eiscreme, Schokolade, Süß- und Knabberwaren führe auch zu einem geringen Palmöl-Verbrauch. Palmöl dürfe auch nicht mehr in Biokraftstoffen verwendet werden, forderte sie.

Der Biologe Holger Kreft, der nicht an der Studie beteiligt war, hält die Ergebnisse für richtig. Ein Umschwenken auf andere pflanzliche Öle sei nicht nur extrem schwierig, sondern würde auch ähnliche Umweltkonflikte auslösen wie der Anbau von Ölpalmen. Vor allem Sojabohnen und Kokospalmen werden Kreft zufolge in tropischen Regionen angebaut und konkurrieren wie die Ölpalme mit dem Regenwald.

Der Experte für Biodiversität plädiert für das Einhalten von Standards zur nachhaltigen Palmölproduktion und verweist auf den vom WWF gegründeten Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). Dazu gehöre, dass kein Regenwald mehr in Palmölplantagen umgewandelt werden dürfe. «Wenn die (Standards) erfüllt werden, wäre das schon mal ein großer Fortschritt.»

In Deutschland werden nach der WWF-Studie jährlich rund 1,8 Millionen Tonnen Palmöl verbraucht. Davon gingen 41 Prozent in Biodiesel und 40 Prozent in Nahrungs- und Futtermittel. Weitere 17 Prozent werden den Angaben zufolge von der Industrie für Reinigungsmittel, Kosmetika und Pharmaprodukte verwendet.

Die sich ausbreitende Palmöl-Produktion wird auch ein Thema auf dem Weltnaturschutzkongress sein, der vom 1. bis 10. September auf Hawaii stattfindet. Zu dem Kongress der Weltnaturschutzunion (IUCN) werden etwa 6.000 Teilnehmer erwartet, darunter rund 170 Regierungsvertreter.

Erst kürzlich hatte die IUCN Borneo-Orang-Utans (Pongo pygmaeus) auf ihrer Roten Liste als «vom Aussterben bedroht» eingestuft. Ein wichtiger Grund für die Entwicklung ist den Naturschützern zufolge: Wälder werden für Palmöl-Plantagen abgeholzt und damit der Lebensraum dieser Menschenaffen zerstört.

Wissenschaftler warnten in einer Studie nach Auswertung von Anbaulizenzen vor ähnlichen Gefahren für Gorillas, Schimpansen und Bonobos in Teilen Afrikas. Forscher aus Singapur und der Schweiz konnten nachweisen, dass durch solche Plantagen viele Vogelarten in Südostasien ausgestorben sind.
dpa
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 30.08.2016 11:25 Uhrzustimmen(137) widersprechen(112)
Hier schlägt Scheinheiligkeit wieder einmal verbale Haken! Einzig ein Kriterium ist maßgeblich: Der Verbraucher konsumiert, was superbillig ist; und Palmöl IST SUPERBILLIG! - PUNKT! Sehr schnell könnten allerdings 40 % des Palmölverbrauches erheblich reduziert werden, insbesondere in Reihen der westlichen Industrienationen, wenn unsere Individualmobilität einer raschen Rundumerneuerung in der technologischen Grundausstattung unterzogen würde. Hier stehen bereits verschiedentliche Technologien zuverlässig alltagstauglich zur Verfügung. Werden selbige im übrigen wenigstens von sämtlichen WWF-Funktionären als beispielgebendes Leitbild dato genutzt!? Oder verzichtet man gar, weit besser noch, BEWUSST auf eigene Annehmlichkeiten bzw. Bequemlichkeiten !? ***Nun, in letzterem Falle sitzen sicherlich die meisten der zu erwartenden 6.000 Teilnehmer am Weltnaturschutzkongress auf Hawai eingangs September 2016 mitsamt den 170 Regierungsvertretern in Leuchtturmfunktion schon in ihren Ruderbooten, um mittels eigens gestählter Muskelkraft erheblich Schademissionen einsparen zu wollen; die musikalische „Reisewarnung“ von Gus Backus vorsorgend im Ohr: „Es gibt keine Bier auf Hawai,...!“ Ja freilich, da kann sicherlich ein gut ausgerüstetes Bavaria bei solchen ernstzunehmenden Versorgungslücken sofort Abhilfe schaffen; man wird hier sicherlich seitens der bayerischen Landsmannen ganz weltmännisch aufgeschlossen sehr gerne hilfsbereit in ein Sponserat eintreten und die reiselustige Gesellschaft mit so einigen Fässchen des kühlen bayerischen Nass bestücken und mit auf deren kräftezehrende Reise schicken. Ehemals dienten hier als Wegzehrung Kokus- und Palmnüsse, wo man nun gut und gerne aber verzichten kann, dank unserer äußerst großzügigen Bajuwaren... ;-)))!!! Wie vielen unserer allernächsten tierischen Verwandten könnte man damit das Überleben sichern bei einem solch vorbildlich gelebten ganzheitlichen Einsparpotential PRO NATUR!? // Glücklicherweise ist die Hawaiianische Inselgruppe vulkanischen Ursprunges, so dass diese das Schicksal vieler Südsee-Atolle infolge eines rasant ansteigenden Meeresspiegels aufgrund voranschreitender Erderwärmung nicht teilen muss, um wie letztere für alle Zeiten in den Meeresfluten zu versinken. Die CO2-Belastung spielt hier demnach also eine weitaus untergeordnetere Rolle.***...Aber Spass beiseite angesichts der doch sehr ernsthaften Herausforderungen, die es zeitnah tatsächlich zu bewältigen gibt: Wer finanziert im eigentlichen derartige Studien, die eine Ausschöpfung unseres Pflanzenölpotentials für energetische Zwecke derart in den Schmutz ziehen darf, insbesondere in den heutigen modernen Verbrennungstechnologien!?...
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