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15.07.2022 | 03:54 | Hitzewelle im Juli 

Südeuropa im Zangengriff der Hitze - Viele Waldbrände wüten

Rom / Athen / Paris - In den südeuropäischen Urlaubsländern brechen immer mehr Brände in den ausgetrockneten Wäldern aus.

Waldbrandbekämpfung
Die Temperaturen in Italien, Spanien und Frankreich klettern angesichts der aktuellen Hitzewelle auf Spitzenwerte. Die Trockenheit in Südeuropa tut ihr übriges: Vielerorts wüten Waldbrände Feuerwehrkräfte sind im Dauereinsatz. (c) proplanta
Das Problem verschärft sich zusehends, gleichzeitig werden in Italien und Frankreich in den kommenden Tagen Temperaturen um die 40 Grad erwartet. In Spanien sollte in 16 der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften am Donnerstag weiterhin Hitzealarm gelten.

Im Gegensatz zur extremen Hitze im Mittelmeerraum werden in Deutschland am Freitag zwar hochsommerliche, aber vergleichsweise angenehme Temperaturen erwartet: im Norden bis 25 Grad, südlich des Mains bis 29 Grad. Richtig heiß wird es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) dann kommende Woche wieder, wenn an vielen Orten in Deutschland am Dienstag und Mittwoch 30 bis 35 Grad erreicht werden.

In Portugal war es bereits diese Woche mehr als 40 Grad heiß. Außerdem gönnten zahlreiche Waldbrände vielen Einwohnern und Einsatzkräften keine Atempause. Am Donnerstag waren elf größere Feuer aktiv, wie der Zivilschutz (ANEPC) mitteilte. «Das ganze Land brennt», titelte die Zeitung «Jornal de Notícias». Die seit Montag in ganz Portugal geltende dritthöchste Stufe des Notstands werde bis Sonntag verlängert, gab Ministerpräsident António Costa bekannt.

Neben einer seit Monaten andauernden Dürre begünstigt laut ANEPC zum Teil auch starker Wind die Ausbreitung der Brände begünstigt. Nicht wenige Brände seien aber fahrlässig oder vorsätzlich gelegt worden, hieß es von Behörden. Es habe bereits Festnahmen gegeben.

Auch an der französischen Atlantikküste nahe Bordeaux dauerten die Waldbrände an. In den frühen Morgenstunden evakuierten Einsatzkräfte erneut eine Siedlung und brachten etwa 60 Menschen in Sicherheit, später räumten sie auch eine Gemeinde mit rund 4.000 Menschen.

Bei Bränden um Teste-de-Buch und Landiras waren laut Präfektur rund 1.000 Feuerwehrleute im Einsatz. In dem Gebiet gilt mittlerweile die Waldbrand-Warnstufe Orange. In stark bewaldeten Kommunen wurde Feuerwerk vorerst verboten. Am Donnerstag war Nationalfeiertag in Frankreich. Üblicherweise gibt es dann überall im Land Feuerwerk.

In Italien herrscht seit Wochen Dürre. In fünf nördlichen Regionen entlang des Flusses Po verhängte die Regierung wegen Trockenheit bereits den Notstand. Weitere Regionen könnten folgen, wie Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli am Mittwochabend sagte.

Sizilien und Sardinien meldeten weiter Waldbrandgefahr. Südtirol im Norden Italiens registrierte 2022 schon deutlich mehr Waldbrände als sonst: «Während in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich um die 20 Waldbrände pro Jahr verzeichnet wurden, waren es heuer schon über 40», sagte der Südtiroler Landesrat für Forstwirtschaft in Bozen. Er mahnte: Ein Viertel der Brände gehe vermutlich auf Zigaretten zurück.

In Griechenland fachten starke Winde am Donnerstagnachmittag Brände an. Ein großes Feuer tobte im Nordosten in der Nähe der Hafenstadt Alexandroupolis. Man habe vorsorglich 18 Kinder aus einem SOS-Kinderdorf evakuiert, sagte Bürgermeister Giannis Zamboukis der Zeitung «To Proto Thema». Auch nahe Preveza an der Westküste sowie auf der Insel Kefalonia brannten Wälder unkontrolliert. In den vergangenen sieben Tagen wurden landesweit 264 Waldbrände registriert.

Auch für Freitag hat die Feuerwehr für Teile des Landes die Waldbrand-Warnstufe vier (von fünf) ausgegeben, unter anderem für Athen und Umgebung sowie die Inseln Kreta, Lesbos und Samos. Vor der Küste von Samos war Mittwochabend ein Löschhubschrauber aus niedriger Höhe ins Meer gestürzt, als die Besatzung Wasser aufnehmen wollte. Zwei Insassen starben, der Pilot kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Warum der Hubschrauber abstürzte, blieb zunächst unklar.

In Kroatien konnte ein Waldbrand nahe der dalmatinischen Stadt Sibenik am Donnerstag weitgehend unter Kontrolle gebracht werden. Die Brandherde an der sogenannten Krka-Riviera breiteten sich nicht mehr unkontrolliert aus, wie der Zivilschutz in Sibenik mitteilte.

Auch in der Türkei gelang es, Brände unter Kontrolle zu bringen. Auf der Halbinsel Datca im Südwesten des Landes kühlten Einsatzkräfte die Gegend nun ab, sagte Forstminister Vahit Kirisci am Donnerstag. Der Brand auf der auch bei Urlaubern beliebten Halbinsel Datca war am Mittwoch ausgebrochen. Mehr als 3.500 Menschen mussten ihre Häuser nach offiziellen Angaben vorübergehend verlassen.

Im Gegensatz zur extremen Hitze im Mittelmeerraum werden in Deutschland zwar hochsommerliche, aber vergleichsweise angenehme Temperaturen erwartet. Richtig heiß wird es laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nur im Süden, dort ist mit bis zu 35 Grad im Breisgau zu rechnen. Weniger warm wird es im Norden mit Höchstwerten zwischen 18 und 21 Grad, im Rest des Landes sind 22 bis 28 Grad zu erwarten.

Angesichts des voranschreitenden Klimawandels und drohender Naturkatastrophen sprach sich die staatliche Förderbank KfW für eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden aus. «Vor dem Hintergrund der Erderwärmung stehen für Europa insbesondere negative Folgen durch Überflutungen, Wasserknappheiten und Extremhitze im Raum», sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib der «Rheinischen Post» (Donnerstag).

«Wir müssen daher künftig auch in Deutschland mit häufigeren Extremwetterereignissen rechnen und mit größeren Schäden - und uns darauf vorbereiten.»
dpa
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