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25.06.2008 | 10:34 | Wasserkonferenz 

Trinkwasserkrise schlimmer als befürchtet

Singapur - Die weltweite Trinkwasserkrise ist nach Einschätzung eines führenden Wasserforschers schlimmer als selbst von den meisten Experten befürchtet.

Wasserkonferenz
(c) proplanta
Auch die Bauern weltweit könnten in Zukunft nicht genügend Nahrungsmittel produzieren, wenn ihr Wassereinsatz nicht dringend verbessert werde, warnte der kanadische Professor Andrew Benedek am Dienstag zum Auftakt der Internationalen Wasserkonferenz in Singapur. Nur massive Investitionen könnten Nahrungsmittelknappheit verhindern.

Auch Singapurs Regierungschef Lee Hsien Loong warnte vor dem Konfliktpotenzial bei immer knapper werdenden Ressourcen. Die Welt sei mit der größten Völkerwanderung vom Land in die Stadt in der Menschheitsgeschichte konfrontiert, sagte der Leiter der Forschungsstiftung Singapurs, Tony Tan. Die Versorgung der Menschen mit Wasser und Toiletten stelle Regierungen vor enorme Herausforderungen.

In Singapur beraten diese Woche rund 5.000 Wasserexperten und Minister aus 60 Ländern über Probleme rund um die Wasserversorgung, vor allem in den rasant wachsenden Mega-Städten Asiens. «1900 gab es nur 16 Millionenstädte, heute sind es über 400», sagte Lee. Nach Angaben des Konferenzpräsidenten Tommy Koh dürfte schon Ende des Jahres mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten leben. «Das könnte ein Alptraum-Szenario sein, je nachdem, wie wir planen», sagte er. «Sich um Mutter Erde zu kümmern bedeutet, dass wir die alte Weisheit wieder lernen müssen, mit der Natur in Einklang zu leben.»

Der Vorsitzende der saudischen Agentur für Salzwasserumwandlung berichtete, dass sein Land 40 bis 50 Prozent Wasser durch Abdichten der Rohre und eine Wassersparkampagne eingespart habe. Geräte zum Wassersparen seien kostenlos verteilt worden, doch habe sich die Investition schon innerhalb von zwei Wochen ausgezahlt. Feliciano Belmonte, Bürgermeister von Quezon auf den Philippinen, erinnerte daran, dass die Grundversorgung in großen Städten nur bei guter Regierungsführung möglich sei. Auch der Weltbankvizepräsident für Ostasien, James Adams, verlangte die Professionalisierung der Lokalbehörden und mehr Rechenschaft politischer Amtsinhaber.

Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen nach Angaben ihres Wasserministers Fahmi Bin Ali Al-Jowder mehr Abwasser zu Trinkwasser aufbereiten. Das funktioniert vor allem Dank der richtungsweisenden Membranforschung von Benedek. Die Singapurer Regierung erkannte ihm dafür den ersten Lee-Kuan-Yew-Wasserpreis zu, der mit 300.000 Singapur-Dollar (141.000 Euro) dotiert ist. Singapur will mit der Technologie bis 2011 rund 30 Prozent seines Wasserbedarfs durch Aufbereitung von Abwasser decken.

Rund 1,1 Milliarden Menschen weltweit haben nach Angaben von Benedek keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 2,6 Milliarden Menschen haben keine Toiletten. 50 Prozent der Krankenhauspatienten weltweit leiden an Krankheiten, die durch unreines Wasser verursacht werden. 1,8 Millionen Kinder sterben jedes Jahr an durch unsauberes Trinkwasser ausgelösten Durchfall. Zudem sinke der Grundwasserspiegel in Regionen wir Pakistan, Indien, China und den USA um teils mehr als einen Meter im Jahr. Klimawandel reduziere die Wasserspeicherfähigkeit vieler Böden. «Die Probleme sind riesig», sagte Tan, Leiter der Singapurer Forschungsstiftung. «Aber mit der nötigen Entschlossenheit werden sie gelöst werden.» Die Membrantechnologie habe die Kosten zur Lösung der Wasserkrise dramatisch gesenkt, sagte Benedek. (dpa)
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