Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fiel im laufenden Monat bislang kaum Regen im Freistaat. «Derzeit sieht es so aus, dass der April wohl deutlich zu trocken wird», sagte Jens Oehmichen, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienstes (
DWD) in Leipzig.
So liegt die Niederschlagsmenge zum Beispiel an der Messstation Erfurt-Bindersleben im langjährigen Mittel bei rund 46 Millimetern. Im laufenden Monat wurde dort aber bislang gar kein Regen gemessen.
«Es ist eher unwahrscheinlich, dass dies im letzten Drittel des Monats noch ausgeglichen wird», sagte Oehmichen. Dabei war auch schon der März zu trocken: In Erfurt wurden 24,5 Millimeter Niederschlag gemessen - das langjährige Mittel liegt bei 33,1 Millimetern. «Der letzte nennenswerte Niederschlag in Erfurt fiel am 11. März», sagte der DWD-Experte. Die Trockenheit im Frühling hat Konsequenzen. Ein Überblick:
Landwirtschaft
Die vergangenen zwei Dürrejahre wirken nach Ansicht von André Rathgeber, Referent für
Pflanzenbau und Umwelt beim Thüringer
Bauernverband, auch in diesem Jahr nach.
«In den Jahren 2018 und 2019 war es extrem trocken. Die Wasservorräte in den tieferen Bodenschichten wurden dabei aufgebraucht. Wir brauchen nun dringend Regen, damit diese Vorräte wieder aufgefüllt werden», sagte Rathgeber. Zwar habe es gerade im Februar ergiebigen Regen gegeben - vor allem in Südthüringen. «Aber man sieht bereits jetzt, dass die oberen Bodenschichten durch Wind und Sonne zunehmend austrocknen.»
Für Ackerpflanzen bedeute dies Stress - so genannter Trockenstress. «Die Monate April und Mai sind für die späteren Erträge entscheidend. In dieser Zeit werden bereits die Anlagen für die Früchte gebildet», erklärte Rathgeber. Besonders schlimm sei es im Thüringer Becken, das ohnehin schon als eine der trockensten Regionen Deutschlands gilt.
Aber auch im Westen des Freistaates habe Rathgeber schon Raps blühen gesehen. «Das ist zu früh und ein Hinweis, dass die Pflanzen gestresst sind», sagte Rathgeber. Die frühe Blüte unter Trockenstress könne zu geringeren Erträgen führen. «Die Landwirte blicken sorgenvoll auf das weitere Jahr.»
Amphibien
Kröten, Frösche, Molche oder Unken sind auf Feuchtigkeit angewiesen. Zum fehlenden Niederschlag komme ein austrocknender Wind hinzu, sagte Ulrich Scheidt vom Landesfachausschuss Amphibien und Reptilien beim Naturschutzbund Deutschland.
Seit 2018 sei es zu trocken, der Grundwasserspiegel liege niedrig. «Das wirkt sich vor allem auf die kleineren Gewässer aus, viele davon sind ausgetrocknet oder haben einen sehr niedrigen Wasserstand», sagte Scheidt, der auch Vorsitzender des Vereins Amphibien- und Reptilienschutz in Thüringen (ART) ist.
Auf solche Gewässer sind bestimmte Amphibienarten aber angewiesen - zur Fortpflanzung und um sich ernähren zu können. Betroffen seien unter anderem Unken, Molche und Kreuzkröten. «Es ist das dritte Jahr in Folge, das für die Amphibien schwierig ist. Die Trockenheit ist für alle feuchtigkeitsliebenden Arten verheerend», sagte Scheidt.
Teils könnten die Tiere keine Insekten jagen, weil die Trockenheit tödlich für sie sei. «Dementsprechend sind diese Tiere geschwächt.» Bei Fröschen etwa sei aufgefallen, dass die Laichballen kleiner gewesen seien als sonst.
Forst
An landesweit 15 Messstationen misst die Landesforstanstalt Thüringenforst unter anderem die Temperatur und den Wasserhaushalt in Waldgebieten. An drei dieser Stationen galten zwischen Januar und März die Wasservorräte im Waldboden als unzureichend, wie Thüringenforst-Sprecher Horst Sproßmann sagte. Betroffen sei zum Beispiel das Holzland in Ostthüringen.
«Die Bäume dort gehen mit Wasserstress in die Vegetationsperiode», sagte Sproßmann. Gerade wenn die Bäume Blätter bekommen und zunehmend Photosynthese machen, brauchen sie Wasser. «Zufrieden sind wir bisher mit den Standorten in den Mittelgebirgen - etwa im Thüringer Wald oder im thüringischen Harz», sagte Sproßmann. Daten für den April gibt es allerdings noch nicht.
Sorgen machen den Förstern die frühen milden Temperaturen seit Ostern. «Wir müssen davon ausgehen, dass der
Borkenkäfer seinen ersten Schwarmflug drei bis vier Wochen früher als üblich unternommen hat», sagte Sproßmann. Dies verschaffe dem Schädling mehr Zeit, sich fortzupflanzen.