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17.08.2010 | 18:48 | Greifvögel  

Türkische Wilderer schießen Schreiadler östlich von Ankara ab

Hamburg -  Der Schreiadler hatte keine Chance, als er vor wenigen Tagen von einem Wilderer in der Türkei östlich von Ankara ins Visier genommen wurde.

Bussard
(c) proplanta
Mit Schrotschüssen holte ihn der Mann vom Himmel. Blutig taumelte das Tier zur Erde, schlug in der Nähe einer Straße hart auf den Boden und verendete Stunden später elendig an seinen schweren Verletzungen. „Anhand der Beringung konnte der Schreiadler sofort identifiziert werden“, sagt Margit Meergans, Schreiadlerexpertin der Deutschen Wildtier Stiftung. „Der Adler hat die Ringnummer Lativia ET 2189 Riga, zusätzlich eine Flügelmarke mit der Nummer 42 und war vor zwei Jahren im Natur Reservat Teici in Lettland von unserem Partner Dr. Bergmanis beringt worden.“ Abschuss und Identität des Schreiadlers wurden jetzt von türkischer Seite offiziell bestätigt.

Für den Schreiadlerschutz ist jeder gewilderte Vogel ein schwerer Verlust. „Der kleine, besonders scheue Schreiadler gehört zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten überhaupt. Längst hat er einen Stammplatz in den Roten Listen der Brutvögel und gilt als vom Aussterben bedroht“, sagt Margit Meergans. In Deutschland gibt es heute noch rund hundert Brutpaare. In Lettland, dem Kerngebiet der Schreiadlerpopulation, hilft die Deutsche Wildtier Stiftung Brutwälder als Mikroschutzgebiete auszuweisen. Insgesamt konnten so in den vergangenen vier Jahren rund 50 Brutwälder gesichert werden.

Deshalb ist auch im lettischen Teici die Betroffenheit groß. „Kann sich der Wilderer vorstellen, wie viel persönlicher Einsatz, Leidenschaft und Sorge in unserer Arbeit zum Schutz der Schreiadler stecken“, sagt Dr. Ugis Bermainis, Leiter der Forschungsabteilung der Naturschutzverwaltung Teici. Als der getötete Vogel vor zwei Jahren geschlüpft ist, gab es nur wenig Nahrung. „Es war ein heißer Sommer. Die Elternvögel fanden kaum Amphibien.“ Mühsam erbeuteten sie die notwendigen Frösche und Mäuse, um den Jungvogel aufzupäppeln. „Um das Küken mit seinen wenigen flaumigen Federn vor der senkenden Sonne zu schützen, bildeten die Altvögel im Wechsel mit ihren Flügeln eine Art Sonnenschirm“, erzählt Bergmanis.

Aus dem zarten Küken wurde bald ein stolzer Adler, der sich dann auf seine erste Reise in sein rund 10.000 Kilometer weit entferntes Winterquartier nach Afrika aufmachte. Dort verbringen die Schreiadler die Wintermonate. „Nur rund zehn Prozent aller Jungvögel überleben das erste Jahr“, erläutert Meergans. „Umso dramatischer ist es, dass der Jungadler auf dem Flug zurück in die Brutgebiete Mitteleuropas gewildert wurde.“ Die Deutsche Wildtier Stiftung und ihre Kooperationspartner verfolgen mit großer Sorge, dass im Südosten der Türkei immer wieder Schreiadler gewildert werden. Der Abschuss der selten gewordenen Schreiadler ist auch nach türkischem Recht eine Straftat. „Die Türkei muss die Wilderei endlich stoppen“, forderte die Deutsche Wildtier Stiftung. Sie hat mit einem Schreiben an die türkische Regierung protestiert. (DeWiSt)
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