- Kern des Problems ist, dass angemessene
Preise für die Nutzung der Umwelt nur schwer bestimmt werden können. Weil sie allen zugänglich ist und man einzelne Verschmutzer nicht von ihrem gleichzeitigen «Konsum» ausschließen kann, lassen sich Umweltkosten kaum individuell zuordnen. Dies ist eine besondere Qualität «öffentlicher Güter», zu denen auch Frieden, Infrastruktur oder Grundlagenforschung gehören.
- In der Folge bedienen sich Haushalte und Industrie einfach an der Umwelt, ohne die Belastungen für alle einzukalkulieren. Kosten und Risiken, die bei der Nutzung von Gemeinschaftsressourcen anfallen, werden auf die Gesellschaft abgewälzt: Ein
Trittbrettfahrer-Effekt entsteht. Auch in der Debatte um die steuerfinanzierte Bankenrettung gab es Kritik an einer «Sozialisierung» privat verursachter Lasten.
- «Externe Effekte» wie
Klimawandel, Gewässerverschmutzung oder Raubbau an Rohstoffen machen räumlich und zeitlich zudem nicht vor nationalen Grenzen oder verschiedenen Generationen halt. Sie treffen letztlich alle. Darum muss der
Staat eingreifen, spezielle Steuern erheben oder Nutzungsrechte und Entschädigungsansprüche zuweisen.
- Um den Treibhausgasausstoß zu drosseln, wurde der
Emissionshandel eingerichtet. Energieerzeuger, die viel
CO2 in die Atmosphäre geben, müssen entsprechende Verschmutzungsrechte kaufen. Problematisch ist, dass der Preis für diese Zertifikate zuletzt stark sank und Betrüger die Komplexität des Handelssystems für eigene Zwecke ausnutzten.
Emissionshandel
Wenn die «Nutzung» der Umwelt jeden «Nutzer» auch etwas kostet, wird ihre Zerstörung abnehmen - das ist die Grundidee hinter dem Emissionshandel. Werden Klimabelastungen wie CO2-Emissionen ihren Verursachen direkt zugerechnet und bekommen sie einen Preis, so die Erwartung, dann wird auch der Anreiz zunehmen, sie zu verringern - anstatt sie auf Kosten anderer Betroffener und des Klimas insgesamt auszuweiten. Dazu wurde ein Markt geschaffen, auf dem Verschmutzungsrechte in Form von Zertifikaten gehandelt werden.
Die EU-Staaten starteten 2005 das erste länderübergreifende System, Europa will dabei auch Vorbild sein für ähnliche Regelwerke in aller Welt. Die Hoffnung: Ein solches Marktmodell kann die Interessen von Wirtschaft und Umweltschützern besser ausbalancieren.