In vielen TV-Reportagen und Schriften hielt Horst Stern dem größten Feind von Flora und Fauna, dem Menschen, den Spiegel vor.
In den letzten Jahren ist es jedoch still geworden um den TV-Zoologe und Journalist. Zunächst wanderte er nach Irland aus, seinen Lebensabend verbringt er nun zurückgezogen im niederbayerischen Passau. Dort feiert Horst Stern an diesem Mittwoch seinen 90. Geburtstag.
Recht und Gerechtigkeit für Tiere und Umwelt spielten in seiner ARD-Sendung «Sterns Stunde» eine große Rolle. Vor einem Millionenpublikum schreckte er auch vor drastischen Vergleichen nicht zurück, in eindrucksvollen Filmaufnahmen und Kommentaren warnte er schon frühzeitig vor dem gedankenlosen Umgang mit der Natur.
Stern deckte Missstände auf und zeigte, fernab jeder Sentimentalität, das Verhalten von Tieren in ihrem Lebensbereich. Seine oft sarkastische Sprache und pointierte Kritik brachte ihm den Ruf eines Kronzeugen für die ökologische Bewegung ein.
Als unermüdlicher Warner beschrieb er, was Jahre später in aller Munde war: das Waldsterben. Ob es um den Main-Donau-Kanal oder um Tiere in der Pharmaforschung geht - Horst Stern, der nach einer Banklehre zum Journalismus wechselte und 1950 bei den «Stuttgarter Nachrichten» begann, kritisierte und prangerte an.
Auch warnte er eindringlich vor den Gefahren des Alpen-Tourismus und des Waldsterbens. 1974 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Stuttgart. Ein Jahr später gründete er unter anderem mit Bernhard Grzimek den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
1984 zog sich Stern aus der aktuellen Berichterstattung zurück. Seitdem machte er als freier Schriftsteller auf sich aufmerksam. Seine Werke «Mann aus Apulien» (1986), «Jagdnovelle» (1989) und «Klint - Stationen einer Verwirrung» wurden von manchen Kritikern als literarische Stern-Stunden empfunden.
In einem Interview Mitte der 1990er Jahre wirkte er resigniert: Er habe seine hochgesteckten Ziele nicht erreicht. «Nichts hat sich geändert. Die Legebatterien sind nicht kleiner geworden, die Kälber stehen noch in der Dunkelbox, die
Tierquälerei hat sogar zugenommen.»
Er habe den Menschen den Charakter ihrer Gesellschaft vorführen wollen, sagte Stern und fügte hinzu: «Aber man hat mich unterm Strich für einen Tierfilmer gehalten.»
Seit langer Zeit meidet Stern Fernsehsender und Presse. Auch zu seinem 90. Geburtstag lehnt er jegliche Interviewwünsche ab. «Herr Stern will nicht in die Öffentlichkeit und seinen Ehrentag in Abgeschiedenheit feiern», sagt ein Sprecherin der Stadt Passau. (dpa)