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03.04.2020 | 09:18 | Klimaschutz 

UN-Klimagipfel wegen Corona verschoben

Berlin - Der Weltklimagipfel in diesem Jahr hätte der Test werden sollen, ob das Pariser Klimaabkommen funktioniert. Doch das fällt wegen der Corona-Krise erst mal aus.

Klimaschutz
Aus der Weltklimakonferenz wird in diesem Jahr nichts, denn in der Corona-Krise ist so ein riesiges Treffen nicht denkbar. Damit fehlt ein Termin, zu dem die ganze Welt der Klimapolitik auf die Finger schaut. Trotzdem sagen Experten: Das könnte auch eine Chance sein. (c) proplanta
Dass die UN-Konferenz in Glasgow von November aufs nächste Jahr verschoben wird, stieß bei Klimaschützern und der Bundesregierung am Donnerstag durchgehend auf Verständnis. Optimisten hoffen sogar, dass in der Krise auch eine Chance fürs Weltklima liegt.

Die Lage: 2020 sollte eigentlich ein Schlüsseljahr werden für den Klimaschutz. Fünf Jahre nach der historischen Einigung auf das Klimaabkommen von Paris sollten erstmals alle Staaten neue, möglichst ehrgeizigere Klimaschutzpläne vorlegen. Streng genommen hätte das schon Anfang des Jahres passieren sollen, damit die UN-Experten bis zur Konferenz aufarbeiten können, wo die Weltgemeinschaft nun steht.

Aber der 26. UN-Klimagipfel in Glasgow mit vielen Tausend Teilnehmern hätte die Bühne für große Ankündigungen werden können. Denn noch reichen die Pläne längst nicht, um die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen - das ist das Ziel des Abkommens.

Wegen der Corona-Pandemie gerät nun der Zeitplan der Klimadiplomatie durcheinander. Zwischenverhandlungen in Bonn sollen erst im Herbst stattfinden, der große Klimagipfel - geplant vom 9. bis zum 20. November - soll 2021 nachgeholt werden.

«Vollkommen verständlich» sei das, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Als Videokonferenz ist ein Klimagipfel kaum vorstellbar. Fachleute und Spitzenpolitiker aus fast 200 Ländern verhandeln Tage und Nächte durch, viel läuft über persönliche Gespräche, vertrauliche Deals, Druck und Überredungskunst.

Die Befürchtungen: Niemand kritisierte, dass der Gipfel verschoben wird - weltweit steht das Retten von Menschenleben derzeit an erster Stelle. Experten fürchten aber, dass Staaten sich ohne öffentlichen Druck weniger Mühe geben, ihre Treibhausgas-Emissionen zu senken und ihre Ziele nachzubessern. Während der zwei Konferenzwochen ist die Aufmerksamkeit so groß wie sonst nie.

«Alle Länder sind weiterhin aufgerufen, ihre in Paris zugesagten Klimaziele zu erhöhen», mahnte etwa Christoph Bals von der Entwicklungsorganisation Germanwatch, der die Verhandlungen seit vielen Jahren beobachtet. «Dies sollte ursprünglich in diesem Jahr geschehen.» Er hoffe, dass ein Termin im Frühjahr 2021 möglich sei, denn «das würde die Nachbesserung der Klimaziele und -pläne sowie der internationalen Klimafinanzierung nicht stark verzögern.»

Die Hoffnungen: Corona als Chance für den Klimaschutz? Optimisten glauben, dass das geht - und meinen damit nicht, dass kurzfristig Flüge ausfallen und die Industrie weniger CO2 produziert. Es geht um die Milliarden-Programme, die die Wirtschaft wieder ankurbeln sollen.

Die sollten den Kampf gegen den Klimawandel mitdenken, forderte etwa Wendel Trio, Chef des großen Klimaschutz-Netzwerks CAN Europe. Das würde es den Staaten ermöglichen, trotz allem ihre Klimaschutzziele für das Jahr 2030 hochzuschrauben.

Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig glaubt auch, dass die Staaten ihre Zusagen trotzdem erfüllen können. Zwar seien die Gipfel «immer ein guter Moment, um neue Ziele zu verkünden und so den Verhandlungen vorwärts gerichtete Dynamik zu verleihen», sagte er  - die eigentlichen Entscheidungen fänden aber in den Hauptstädten statt.

EU-Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans kündigte noch am späten Mittwochabend an, dass man am Zeitplan festhalten und bis September ein neues europäisches Klimaziel für 2030 präsentieren wolle.

Bals sieht noch eine andere Chance: «Wenn Donald Trump im November als US-Präsident abgewählt wird, kann die nachgeholte COP im kommenden Jahr sogar ein großer klimapolitischer Aufbruch werden.» Das hofft etwa auch Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

Für das Zustandekommen des Pariser Klimaabkommens 2015 spielten die USA, damals mit Präsident Barack Obama, eine Schlüsselrolle. Trump dagegen kündigte das Abkommen auf. Klimaschützer hoffen, dass ein Nachfolger von den Demokraten die Verhandlungen wieder vorantreiben könnte.
dpa
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