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13.09.2011 | 08:02 | Sachsen-Anhalt 

Unwetter - Ein Todesopfer und Millionen-Schäden

Magdeburg/Peißen/Berlin - Stürmische Gewitter mit tausenden Blitzen, starkem Hagel und Regen haben in Deutschland Schäden in Millionenhöhe angerichtet.

Unwetter
Besonders verheerend wütete das Unwetter am Sonntagabend in Sachsen-Anhalt, wo Menschen mit Schlauchbooten von der Autobahn gerettet werden mussten. In Bernburg, südlich von Magdeburg, tötete ein Dachziegel eine 51-Jährige, in der Umgebung der Stadt deckte ein Tornado Dutzende Dächer ab. Hagelkörner waren angeblich so groß wie Hühnereier. In Cörmigk, einem Ortsteil der Kleinstadt Könnern, sahen Dachstühle wie Gerippe aus. Allein im Salzlandkreis waren hunderte Häuser mit etwa 3.500 Bewohnern betroffen.

Die Gewitter fielen besonders heftig aus, weil in der Mitte Deutschlands schwül-warme Luft von über 30 Grad und kühle Luft unter 20 Grad aufeinanderprallten, wie der der Meteorologe Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach erläuterte.

Die A14 zwischen Könnern und Bernburg war am Montag wieder frei. Die Autobahn war von Geröll- und Schlammlawinen überflutet worden. Mehrere Autos waren von Erdmassen eingeschlossen, Menschen harrten auf den Dächern ihrer Fahrzeuge aus. Die Feuerwehr musste fünf Menschen mit Schlauchbooten retten. Zum Räumen der Autobahn setzte die Polizei auch einen Schneepflug ein.

Umgestürzte Bäume und herumfliegende Äste kappten zahlreiche Freilandleitungen und sorgten für Stromausfälle, wie eine Sprecherin des Stromversorgers enviaM in Chemnitz mitteilte. 9.500 Kunden in Sachsen-Anhalt aber auch Brandenburg waren in Spitzenzeiten betroffen. Im Laufe des Montags sollten alle Schäden behoben sein.

Wassermassen überfluteten auch in anderen Teilen Deutschlands zahlreiche Keller. Bäume fielen um, und Straßen wurden überschwemmt. Im oberfränkischen Forchheim wehte eine Böe eine 36-Jährige von ihrem Motorrad und verletzte sie leicht. Im Raum Karlsruhe stürzten entwurzelte Bäume auf drei Autos. In Hessen bei Kirchhain verletzten sich zwei Motorradfahrer. In Nord- und Mittelhessen waren am Montag die Hagelberge weggeräumt, die meisten Straßen wieder frei. In Hundelshausen bei Witzenhausen hatte es nach dem Unwetter vom Sonntag wie nach einem Wintereinbruch ausgesehen. Dort waren fünf Kinder, die sich während eines Volksfestes außerhalb des Festzeltes aufgehalten hatten, von «taubeneigroßen» Hagelkörnern leicht verletzt worden.

Auch der Zugverkehr war an einigen Stellen in Deutschland beeinträchtigt. Eine vom Blitz beschädigte Oberleitung bei Heidelberg-Wieblingen war am Montagmittag wieder repariert.

Einen Tag nach dem Zugunglück bei St. Goar im Mittelrheintal standen die entgleiste IC-Lokomotive und alle Waggons wieder auf den Schienen. Wann die Strecke wieder freigegeben werden könne, blieb zunächst unklar. Der Fernverkehr zwischen Koblenz und Mainz wurde über die rechte Rheinseite umgeleitet. Die Reisezeit verlängert sich um etwa eine halbe Stunde. Heftiger Regen hatte am Sonntag einen Erdrutsch ausgelöst, daraufhin war der Intercity mit etwa 800 Menschen an Bord auf der linken Rheinstrecke entgleist. Der Lokführer erlitt einen Oberschenkelbruch, zehn Fahrgäste und vier Zugbegleiter kamen mit leichten Verletzungen davon.


Innenminister: Schadenshöhe nach Unwetter unklar

Das Ausmaß der Schäden nach dem Unwetter in Sachsen-Anhalt ist nach den Worten von Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) noch unklar. «Das gucken wir uns in Ruhe an, das werden wir in Ruhe bereden», sagte er am Montag bei einem Besuch des Krisenstabes in Peißen bei Bernburg (Salzlandkreis). Er wollte sich noch nicht dazu äußern, ob das Land möglicherweise helfen könne. Jetzt gehe es darum, sich ein Bild zu machen. Eine Schadenshöhe zu diesem Zeitpunkt zu nennen, sei unseriös, sagte er.

Bernburgs Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) hatte bereits mitgeteilt, dass allein in der Region Bernburg - eines der am schwersten betroffenen Gebiete - der Schaden auf rund 70 Millionen Euro geschätzt werde, etwa 700 Häuser seien zerstört.

Stahlknecht dankte den Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz sowie den Menschen in den betroffenen Ortschaften für ihre Hilfe untereinander. «Da können wir stolz sein», sagte der Minister. Er wollte sich zudem mit einem Hubschrauber einen Überblick über die Lage verschaffen. Zugleich appellierte er an Handwerksfirmen, wie Dachdecker und Glaser in Sachsen-Anhalt, den Menschen schnell und unbürokratisch zu helfen.

«Hier wird jede Hand gebraucht», sagte Landrat Ulrich Gerstner (SPD). Es gebe auch Menschen, die nicht in der Lage seien, die Schäden ohne weiteres zu bezahlen, da ihnen einfach das Geld fehle. (dpa).
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