Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
03.06.2008 | 11:11 | Naturkatastrophe 

Unwetter-Katastrophe in Baden-Württemberg - Dorf im Killertal verwüstet

Jungingen/Bermatingen - Bei heftigen Überschwemmungen im Killertal sind in der Nacht zum Dienstag mindestens drei Menschen ertrunken.

Heftige Unwetter
(c) proplanta
Eine Frau sei in Jungingen (Zollernalbkreis) in ihrem Auto von den Fluten weggerissen worden und ums Leben gekommen, sagte ein Polizeisprecher. Ihre Beifahrerin wurde am Morgen tot aufgefunden. Unklar sei, ob sich die Frau zunächst aus dem Auto retten konnte und später ertrank oder ob sie ebenfalls im Auto starb und dann von den Fluten herausgespült wurde. Im etwa sieben Kilometer entfernten Hechingen überraschten die Wassermassen eine Bewohnerin im Keller ihres Hauses, sie ertrank ebenfalls.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk waren stundenlang damit beschäftigt, vom Wasser eingeschlossene Menschen zu retten. Autos wurden weggespült, Straßen überflutet und Häuser drohten einzustürzen. In Oberschwaben wurde ein Lokführer lebensgefährlich verletzt, als der Zug gegen umgestürzte Bäume prallte. Im Zollernalbkreis wurde ein Krisenstab eingerichtet. Auch am frühen Dienstagmorgen war es für die Helfer schwierig, sich ein genaues Bild der Lage zu verschaffen. Elf Menschen kamen nach Angaben des Landratsamtes in Balingen mit Verletzungen ins Krankenhaus, darunter auch ein Feuerwehrmann.

Insgesamt seien in der Region mehrere hundert Menschen in Sicherheit gebracht worden, sagte Landrat Günther-Martin Pauli (CDU). «Viele konnten bei Nachbarn unterkommen oder bereits wieder in ihre Häuser zurückkehren.» In Schulen und Turnhallen wurden Notunterkünfte eingerichtet. Auch am Morgen waren noch mehrere hundert Einsatzkräfte damit beschäftigt, Keller leerzupumpen und Straßen freizuräumen.

Die Kläranlage Hechingen wurde etwa einen Meter überschwemmt. Auf der Bundesstraße 32 bei Jungingen stand das Wasser zeitweise so hoch, dass selbst die Rettungskräfte nicht durchkamen. In einigen Orten fiel zeitweise der Strom aus. Am frühen Dienstagmorgen sanken die Wasserpegel aber, alle Durchgangsstraßen waren wieder befahrbar. «Der entstandene Sachschaden ist immens», sagte Matthias Frankenberg vom Krisenstab des Landratsamtes. Zahlen könne aber noch nicht nennen.

Besonders schlimm war die Lage den Angaben zufolge in Jungingen, Hechingen-Schlatt, Hechingen-Unterstadt, Hechingen-Stein und Rangendingen. Dort ließen sintflutartige Regenfälle die Starzel schlagartig anschwellen. Feuerwehrleute aus Stuttgart, Karlsruhe, Reutlingen und anderen Städten wurden als Verstärkung in die Unwetter-Region geschickt. Auch Taucher seien in Alarmbereitschaft, teilte das Innenministerium in Stuttgart mit. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) will sich an diesem Dienstagmorgen selbst ein Bild von der Lage machen.

Bei dem Zugunfall in Oberschwaben wurden neben dem Lokführer auch zwei Fahrgäste verletzt. Einer brach sich einen Arm, der andere erlitt einen Schock. Der Regionalzug mit etwa 35 Fahrgästen war laut Polizei auf der Strecke zwischen Herbertingen und Bad Saulgau gegen zwei umgestürzte Bäume gefahren. Der Zugführer wurde eingeklemmt. Er wurde von der Feuerwehr geborgen und mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Fahrgäste wurden von Notfallseelsorgern betreut und anschließend nach Hause gefahren.

Die Behörden warnten die Bevölkerung davor, auf eigene Faust in die überfluteten Keller zu gehen. Zunächst müssten Fachleute sicherstellen, dass keine defekten Stromleitungen ins Wasser führten.

Auch im Raum Esslingen und rund um Tübingen wurden Straßen überflutet. Auf der Autobahn 5 bei Karlsruhe kam es auf der regennassen Fahrbahn zu mehreren Unfällen, bei denen drei Menschen verletzt wurden. Es entstand insgesamt 120.000 Euro Sachschaden. Im Kreis Calw und im Kreis Ludwigsburg schlugen Blitze in Wohnhäuser und in Stromleitungen ein. In Bönnigheim brannte dadurch ein Haus nieder. Den Schaden schätzte die Polizei auf mindestens 100 000 Euro.

Auch in Rheinland-Pfalz wurden mehrere Straßen überflutet, zahlreiche Keller liefen voll. Auf einer Bundesstraße in Schweisweiler stand das Wasser so hoch, dass kein Auto mehr durchkam. Auch in Zweibrücken seien Straßen überflutet worden, teilte die Polizei in Kaiserslautern mit. Auch die Feuerwehr in Südhessen musste Keller leer pumpen. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Agrarwetter: Nach anfänglichem Aprilwetter zum Wochenende zunehmend wärmer

 10-Tage-Wettervorhersage für Deutschland vom 23.04.2024

 Agrarwetter: In der Mitte längere Zeit sonnig, im Südosten und zunehmend auch im Nordwesten unbeständig

 10-Tage-Wettervorhersage für Deutschland vom 22.04.2024

 Agrarwetter: Kühl und teilweise unbeständig

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken