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15.11.2014 | 09:03 | Klimaschutz 

USA und China senden Klimaschutz-Signal an die Welt

Berlin / Peking - Es war ein überraschender Auftritt. Chinas Klimabeauftragter Xie Zhenhua verkündete im Juli beim Petersberger Klimadialog in Berlin eine Kehrtwende.

Weltklimaschutzziele
Viel Zeit bleibt nicht mehr, um die Folgen der Erderwärmung zu beherrschen. Die beiden größten Klimasünder China und die USA senden nun mit einem Pakt eine wichtige Botschaft. Auch an die Kanzlerin.
Er stellte in Aussicht, dass China ein Minderungsziel für den 2015 geplanten Weltklimavertrag ankündigen könnte. Dann eilte er nach draußen, um sich den Empfang für die Fußball-Weltmeister nach dem Triumph in Rio anzuschauen. Nun hat sich gezeigt, dass es womöglich kein leeres Versprechen war.

Was genau haben China und die USA in Peking vereinbart?

Für die Fachleute kommt es nicht so überraschend, was US-Präsident Barack Obama und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping in der Großen Halle des Volkes in Peking verkündet haben. Denn seit Monaten wurde verhandelt, auch der Auftritt des chinesischen Klimaministers in Berlin passte ins Bild. Die USA wollen bis 2025 den Ausstoß von Treibhausgasen um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zu 2005 reduzieren.

China will den Anteil nicht-fossiler Energie bis 2030 auf 20 Prozent steigern. Aber fast noch wichtiger: Ab spätestens 2030 soll der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid in China endlich sinken.

Das hört sich nicht sehr ehrgeizig an, warum ist es dann bedeutsam?

Der gegenwärtig größte Klimasünder China hat bisher stets auf die historische Klimaschuld der Industriestaaten verwiesen. Allerdings stammt etwa die Hälfte der seit 1750 vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aus den letzten 40 Jahren, betont der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer.

China will weiter wachsen, entsprechend steigen die Emissionen. Die Zunahme der Weltbevölkerung und eine entsprechend hohe Kohle- und Ölnutzung macht eine Trendwende so schwer. Laut Klimaforschern muss bis 2030, möglichst schon bis 2020 der Scheitelpunkt der Emissionen erreicht werden, um das 2010 im mexikanischen Cancún vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, noch zu schaffen.

Was bedeutet der Pakt für die internationalen Klimaverhandlungen?

Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sieht den Peking-Pakt als Meilenstein: «Beide Länder verpflichten sich auf höchster Ebene.» Christiana Figueres, Chefin des Weltklimasekretariats, bezeichnet die beiden größten Klimasünder als die «Schlüsselländer». Bisher haben sie Vereinbarungen ausgebremst.

Nun deutet sich aber an, dass sie tatsächlich bis Ende März 2015 eigene Minderungsziele für den in einem Jahr in Paris geplanten Weltklimavertrag von rund 195 Staaten übermitteln könnten. «Der gordische Knoten ist gelockert, aber nicht geplatzt», meint Regine Günther vom WWF.

China und die USA scheinen ein Debakel wie 2009 in Kopenhagen verhindern zu wollen, wo ein erster Anlauf für ein Klimaschutzabkommen scheiterte und beide am Pranger standen.

Wie bewerten Umweltschützer die Einigung?

Der Leiter Klimapolitik bei Greenpeace, Martin Kaiser, betont: «Das China erstmals sagt, sie wollen ab 2030 die Emissionen deckeln, ist ein Fingerzeig an andere große Klimaverschmutzer wie Indien, Brasilien und Südafrika.» Allerdings müssten die Emissionen weit vor 2025 sinken. Nun wachse auch der Druck auf Kanzlerin Angela Merkel.

Warum gerät Deutschland nun in Zugzwang?

Deutschland sieht sich zwar als Vorreiter, aber statt 40 Prozent weniger Treibhausgas bis 2020 als 1990 läuft es derzeit nur auf 32 bis 35 Prozent hinaus - auch weil trotz des Ökoenergie-Ausbaus (Stromanteil 27 Prozent) die Kohlekraft floriert.

«Für die Kanzlerin wäre es mehr als peinlich, wenn sie nächstes Jahr beim G7-Gipfel in Bayern sagen muss, wir schaffen die 40 Prozent nicht», meint Kaiser. Nötig sei ein schrittweiser Kohleausstieg. Zum Schließen der Lücke soll am 3. Dezember vom Kabinett ein Aktionsplan beschlossen werden.

Sind die Minderungsziele nicht meist Papiertiger?

Für so ein globales Problem gibt es nunmal kein anderes Forum als die Vereinten Nationen. Und das 1997 verabschiedete Kyoto-Protokoll führte bei vielen beteiligten Staaten zu Erfolgen - aber zum Beispiel die USA machten nicht mit. Laut der europäischen Umweltagentur wird die EU das gesteckte Ziel von 20 Prozent weniger Treibhausgas im Vergleich zu 1990 klar schaffen.

Von 1990 bis 2013 sank der Ausstoß der klimaschädlichen Gase bereits um 19,3 Prozent. Gerade die großen Staaten tun sich schwer mit verbindlichen Vereinbarungen, weil der weltweite Gesichtsverlust bei einem Verfehlen des Ziels enorm wäre.

Kann mit dem Pakt von Peking der Klimawandel gebremst werden?

Kaum. Greenpeace-Experte Kaiser betont, jenseits von internationalen Abkommen müsse man schrittweise aus der Verbrennung von Kohle und Öl aussteigen und mehr auf Wind- und Solarenergie setzen. Selbst wenn die Erderwärmung auf drei Grad begrenzt werden soll, müssen laut Experten die Emissionen ab 2040 sinken und bis 2100 gegen null tendieren.

Die Zeit drängt: Allein durch das begonnene Schmelzen des westantarktischen Eisschilds erwarten Klimaforscher über lange Sicht einen Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels im Meterbereich. (dpa)
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