Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
15.06.2008 | 12:47 | Klimawandel 

Viele Winzer freuen sich über Klimawandel

Mainz - Kein Grund zum Jammern im Weinberg: Weil der Klimawandel für längere Vegetationsperioden in Deutschland sorgt, freuen sich viele Winzer über die höheren Temperaturen.

Weinbau und Klimawandel
(c) proplanta
Die Region Mittelrhein profitiere «uneingeschränkt» von der Wärme, sagt der Geschäftsführer des Weinbauverbandes, Gerd Knebel, und verweist auf einen tendenziell früheren Austrieb sowie die zeitige Rebblüte. «Die Trauben werden sehr gut reif.» Nachteilig wirkten sich aber die teils extremen Wetterkapriolen aus. Bei Unwettern mit schwerem Hagel hatte es in diesem Frühjahr vor allem an der Mosel, aber auch in der Pfalz, in Württemberg und Baden Schäden gegeben.

Die Winzer an der Mosel profitieren nach eigener Einschätzung insgesamt betrachtet vom Klimawandel: «Wir wurden oft leicht abschätzig als nördliches Anbaugebiet bezeichnet», sagt Weinbaupräsident Adolf Schmitt. «Jetzt weiß man, dass die Bedingungen an der Mosel immer besser geworden sind.»

Negative Auswirkungen des Klimawandels könne man nicht feststellen, sagt auch der Vorstandsvorsitzenden des Weinbauverbandes Sachsen, Christoph Hesse. Allerdings gibt er zu Bedenken: «Wir sind gewarnt vor Schädlingen.» Sehr aufmerksam werde beispielsweise die mögliche Ausbreitung der Rebenzikade im Auge behalten. «Wir beobachten das, aber es gibt noch kein Alarmsignal.»

Auch in den beiden hessischen Anbaugebieten Rheingau und Bergstraße ist der Klimawandel ein Thema. Für den spätreifenden Riesling würden nun wieder höhere Lagen interessant, weil es dort kühler ist und die Beeren mehr Zeit zum Reifen haben, sagte der Geschäftsführer der Bergsträßer Winzergenossenschaft, Otto Guthier. Pro 100 Höhenmeter werde es im Durchschnitt rund 0,8 Grad Celsius kühler. Er verwies auch auf einen Trend weg von weißen hin zu wärmeliebenderen roten Weinen wie Spätburgunder und Merlot.

Die Nachfrage nach Riesling ist nach wie vor ungebrochen. In mehreren Anbaugebieten soll die Anbauflächen für diese Weißweinsorte erweitert werden, etwa an der Mosel: «Das Bewusstsein ist gewachsen, dass es sich in den Schiefersteillagen lohnt, Riesling anzubauen», sagt Weinbaupräsident Schmitt. Auch in der Pfalz wächst die Bedeutung des Riesling-Weins beharrlich, während der Anbau von Rotwein stagniert. «Deutschland ist im Riesling absoluter Marktführer», sagt der Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Vorder- und Südpfalz, Dirk Gerling.

In Frankens Weinbergen werde sich in dieser Saison nicht viel ändern, sagt der Geschäftsführer des Weinbaurings Franken, Artur Baumann. Die Rebanlagen würden in der Regel etwa 25 Jahre genutzt, da könnten die Winzer nicht jedes Jahr andere Sorten anbauen. «Generell ist die Nachfrage nach Müller-Thurgau gestiegen», hat Baumann beobachtet.

Während die Reben blühen, wird derzeit in den Kellern der Wein aus dem Jahrgang 2007 abgefüllt. Nach einer eher kleinen Ernte 2006 können nun viele Winzer wieder ihre Verkaufsregale füllen. So laufe etwa der württembergische Wein 2007 schon gut über den Tresen: «Die Qualität war sehr gut und unser Roter liegt nach wie vor im Trend», sagt Verbandspräsident Hermann Hohl.

Mit der Ernte 2007 hätten Engpässe abgefedert werden können, bei Spezialitäten sei das Angebot aber nach wie vor knapp, sagt der Weinbau-Experte Georg Hill vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück. Auch er sieht nach der frühen Rebblüte «gute Chancen für eine lange Vegetationsperiode». Wenn der Frühherbst nicht zu feucht werde, stehe einer erfolgreichen Ernte 2008 kaum noch etwas im Weg. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Unwetter treffen Finanzkonzern W&W deutlich - Gewinnaussichten mau

 BUND fordert Umbau der Landwirtschaft in Sachsen

 Kritik an Gesetz zum Regenwaldschutz: EU-Staaten fordern mehr Zeit

 Neuer internationaler Weinbau-Studiengang

 Weinbau in Fellbach

  Kommentierte Artikel

 Ukrainisches Getreide macht EU-Märkte nicht kaputt

 Jedes vierte Ei in Deutschland aus Rheinland-Pfalz

 Hundesteuer steigt - Rekordeinnahmen bei Kommunen

 Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

 Milliardenschweres Wachstumspaket kommt, aber ohne Agrardiesel-Subventionen

 Wieder Bauernproteste in Berlin

 Cholera-Alarm: Impfstoffproduktion muss hochgefahren werden

 Deutsche Wasserspeicher noch immer unterhalb des Mittels

 Staaten kündigen beschleunigten Ausbau von Atomkraft an

 Bamberger Schlachthof vor dem Aus