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29.10.2020 | 12:26 | Insektenschwund 
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Vogelkundler alarmiert: Insektensterben massiver als gedacht?

Stuttgart - Vogelkundler und Insektenforscher aus Baden-Württemberg warnen eindringlich vor einem drastischen Insektensterben und legen als Beleg eine neue Studie von der Schwäbischen Alb vor.

Insektenschwund Schwebfliege
Jahrzehntelang nahmen Vogelkundler auf der Schwäbischen Alb auch die Insekten ins Visier - sie fingen sie, zählten und dokumentierten. Nun schlagen die Ornithologen Alarm: Die Zahl der winzigen Fliegen sei dramatisch gesunken, die Folgen würden unterschätzt. (c) proplanta
Wissenschaftliche Zählungen hätten mit Blick auf die vergangenen 50 Jahre einen Rückgang der sogenannten wandernden Insekten auf der Schwäbischen Alb um bis zu 97 Prozent ergeben, sagte der Leiter der Forschungsstation Randecker Maar, Wulf Gatter, am Donnerstag in Stuttgart. «Was wir heute noch sehen, ist niederschmetternd», sagte der Naturforscher und Ornithologe weiter.
Vom Einbruch der Zahlen seien vor allem Schwebfliegen, aber auch Waffenfliegen und Schlupfwespen betroffen.

Zuletzt hatte eine Studie des Entomologischen Vereins Krefeld (EVK) 2017 weltweit Aufsehen erregt. Demnach hat die Gesamtmasse der Fluginsekten in Teilen Deutschlands in den vergangenen drei Jahrzehnten um mehr als 75 Prozent abgenommen.

Lars Krogmann, Entomologe vom Naturkundemuseum in Stuttgart, warnte eindringlich davor, die Folgen dieses Sterbens zu unterschätzen: «Je mehr Arten verschwinden, desto mehr gerät das Ökosystem aus den Fugen.» Die Bedrohung sei «allgegenwärtig, sie ist permanent, und sie geht weiter zurück, als wir uns bewusst sein mögen». Ursachen für den Trend seien die industrielle Landwirtschaft, Pflanzenschutzmittel, die zunehmende Überdüngung und die Versiegelung, also der Flächenverbrauch durch neue Siedlungen, neue Gewerbegebiete und Straßen.

Der naturschutzpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Markus Rösler, nannte das Ergebnis der Studie «einen katastrophalen Spiegel unseres menschlichen Umganges mit der Natur». Er forderte, das Monitoring dauerhaft im Haushalt abzusichern und den Naturschutzetat auf 150 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen. Für den Naturschutzbund Deutschland mahnte dessen Artenschutzreferent Martin

Klatt: «Die Ergebnisse müssen uns als Gesellschaft wachrütteln.» Das Land müsse seine Agrarförderprogramme ökologisch noch effektiver gestalten, forderte er. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) verwies darauf, dass das Land die Ausgaben für den Naturschutz seit 2011 auf mittlerweile über 100 Millionen mehr als verdreifacht habe. Die Kritik reichte er weiter an Berlin und Brüssel: «Wir sind auch auf die Unterstützung des Bundes und der EU angewiesen», sagte er. Die Förderung müsse an ökologische Standards ausgerichtet und Landwirte für ökologisches Wirtschaften belohnt werden.

Das Randecker Maar ist ein ehemaliger Vulkanschlot der Schwäbischen Alb und gehört zur Gemeinde Bissingen (Kreis Esslingen).
dpa/lsw
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Kommentare 
Waldbauer schrieb am 29.10.2020 18:40 Uhrzustimmen(113) widersprechen(3)
Es ist schon erstaunlich, was alles für das Insektensterben verantwortlich gemacht wird. Als erstes wird immer die Landwirtschaft genannt, verantwortlich für Pflanzenschutzmittel und Überdüngung. Dann Flächenverbrauch für Siedlungen, Straßen Gewerbebetriebe usw. festgestellt unter anderem durch den Entomologischen Verein. (was ist das für ein Verein?)
Ich frage mich, wenn das schon seit drei Jahrzehnten bekannt ist, wo warendenn dieser Verein und alle anderen Besserwisser in den die letzten 30 Jahren und was haben sie dagegen unternommen?
Uns Landwirten werden alle Jahre Pflanzenschutzmittel, bzw. Wirkstoffe entzogen und dadurch zwangsökologisiert. Gleichzeitig soll aber immer mehr Wohnraum geschaffen werden. Logischerweise müssen wiederum Flächen für Arbeitsplätze,Straßen,Bahnstrecken usw.versiegelt und bebaut werden. Daraus folgend weniger Ackerflächen, heißt, weniger Planzenschutz, Düngung und somit weniger Artenschwund durch Landwirtschaft. Logisch, oder?
Bedingt durch Corona wird weltweit viel weniger geflogen und Auto gefahren.
Neonic`s, laut einiger Studien, hauptverantwortlich für das Insektensterben, sind verboten. Also müsste sich der Bestand an Insekten doch spürbar erholen.
Oder sind vielleicht doch andere Ursachen hauptverantwortlich für diese Misere?
Mobilfunk zum Beispiel. Weltübergreifend wird alles vernetzt, hinter jedem Strauch muss Internetempfang möglich sein (Warum?)
Funkwellen erzeugen elektromagnetische Felder, ähnlich wie sie Bienen und Vögel durch Flügelschlag erzeugen. An diesen Feldern orientieren sich Insekten und Vögel. Über dieses Thema hat Dr. Warnke schon in den Siebzigern promoviert. (Internet-Funkstrahlung)
Für den Nachweis der Gefährlichkeit von Funkstrahlen ist in der BRD aber die Stiftung Warentest beauftragt worden. (????)
Atomstrahlung, ausgehend von Tschernobyl und Fukushima, die tagtäglich und über zigjahrhunderte über unsere Köpfe wehen wird und nachweislich Krebs erzeugt, wird totgeschwiegen, weil unumkehrbar.
Ich werde es nicht mehr erleben, aber wenn kein chemischer Planzenschutz mehr ausgebracht wird und sich die Düngung gegen Null bewegt und trotzdem die Arten verschwinden, dann war doch etwas anderes die Ursache.
Vielleicht müssen dann alle Handy`s, Smartphones,
Navi`s und sonstige GPS Helferlein zu Gunsten der Artenvielfalt abgeschaltet werden.
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