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26.04.2021 | 11:13 | Zunehmende Trockenheit 

Waldbrandrisiko steigt - Rüsten Forstämter auf?

Trippstadt/Trier - Der Trend ist eindeutig: Seit 2016 steigt die Zahl der Waldbrände in Rheinland-Pfalz - und damit auch die Fläche, auf der Feuer lodert. Das hängt auch mit dem Klimawandel zusammen: «Es wird immer trockener und wärmer.

Waldbrandrisiko
Noch gibt es in Rheinland-Pfalz wenige und eher kleinere Waldbrände. Doch mit zunehmender Trockenheit wächst die Gefahr. Forstämter und Feuerwehren bereiten sich zum Start der Waldbrandsaison vor. (c) proplanta
Und damit wächst das Waldbrandrisiko», sagt der Referent für Waldschutz beim Landesbetrieb Landesforsten Rheinland-Pfalz, Tobias Stubenazy, in Trippstadt. Um Menschen auf die Gefahr aufmerksam zu machen, haben Forstämter jetzt mehr als 1.000 Infotafeln in Wäldern an ausgewählten Standorten wie Wanderparkplätzen aufgestellt.

Auf den Schildern steht ein Link «waldbrandgefahr.wald.rlp.de», über den sich Waldbesucher per Smartphone vor Ort über die aktuelle Waldbrandgefahr informieren können. «Bei uns in Rheinland-Pfalz steht der Mensch in 90 Prozent der Fälle am Anfang eines Feuers», sagt Stubenazy. Daher seien die Hinweise auf den Tafeln, im Wald nicht zu rauchen und kein Feuer zu machen, so wichtig. «Oft gibt es alte Grillplätze, die nicht genehmigt sind. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass jemand fahrlässig Feuer macht.»

Das Forstamt Trier hat ein Schild auf einer Anhöhe bei Schweich an einer Stelle aufgestellt, an der es im April 2020 gebrannt hatte. «Es ist ein Aussichtspunkt, wo Bäume durch den Klimawandel abgestorben waren», sagt Peter Neukirch, Projektleiter für Waldinformation. Man habe eine Bank hingestellt, kurz darauf habe es einen Waldbrand über 5.000 Quadratmeter gegeben. An der Bank seien später Zigarettenkippen gefunden worden. «Wir wollen die Schilder an markante Punkte machen.»

Waldbrände könnten überall in Rheinland-Pfalz entstehen, sagt Stubenazy. Es gebe aber Risikogebiete: Dazu gehöre der Ostabfall des Pfälzerwaldes. «Diese kieferbetonten Waldgesellschaften lassen viel Sonne durch. Der Boden kann sich gut aufwärmen, sodass wir eine erhöhte Gefährdung haben für Bodenfeuer.» Auch der Oberrheingraben, wo Winde den Boden rasch austrockneten, zähle dazu.

In den vergangenen 20 Jahren habe es im Schnitt im Jahr weniger als 50 Waldbrände auf weniger als 10 Hektar Waldbrandfläche gegeben. In 2020 jedoch sei das langjährige Mittel überschritten worden, sagt der Experte. «Wir lagen über 50 Bränden und über 10 Hektar.» Dennoch: «Rein von den Zahlen her sind wir absolut kein Waldbrandland.» Es gebe landesweit insgesamt mehr als 800.000 Hektar Wald.

Da die Zahl der Brände aber steige, gehe man präventiv vor. Neben der Sensibilisierung der Bevölkerung gebe es einen verstärkten Austausch zwischen Forstämtern und Feuerwehren vor Ort. Das Land habe seinen Alarm- und Einsatzplan Waldbrand aktualisiert, eine Checkliste für Waldbrände erstellt. «Nun geht es darum, dass Aufbaukonzepte auf lokaler Ebene entwickelt oder weiter ausgebaut werden», sagt der Referent.

Dazu gehörten Fragen, ob Tanklöschfahrzeuge ausreichten, über welche Wege entlegene Stellen erreicht und wie im Fall der Fälle ein Pendelverkehr mit Wassernachschub organisiert werden könnte. Auch gemeinsame Löschübungen im Wald gebe es. «Die bodengestützte Brandbekämpfung ist bei uns der Regelfall», erläutert Stubenazy.

Dabei seien am Anfang Löschrucksäcke mit 20 Liter Fassungsvermögen sinnvoll. «Die Feuerwehren habe sie schon zum Teil angeschafft.» Hubschrauber würden zum Löschen selten eingesetzt.

Wichtiges Thema sei auch, ob man alte Wasserentnahmestellen reaktivieren könne. In den 1980er Jahren habe man viele dieser Stellen dem Naturschutz überlassen. «Da braucht es einen gemeinsamen Ansatz mit den Behörden.» Wenn es grünes Licht gebe, müsse oft nur ein Teil am Wasser geschottert werden, damit die Löschfahrzeuge dort halten könnten. «So schauen wir derzeit überall, wo wir Dinge verbessern können.»

Das Land begrüße den Austausch der Feuerwehren mit den Forstämtern, sagt Landesfeuerwehrinspekteur Heinz Wolschendorf. Grundsätzlich handele es sich bei der Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden um eine kommunale Aufgabe, das Land sei beratend und fördernd tätig. Landesweit gebe es mehr als 300 Tanklöschfahrzeuge, von ihnen könne der größte Teil auch bei Waldbrände eingesetzt werden, sagt Wolschendorf.

Generell brenne es im Nadelwald häufiger als im Laubwald, weil der Anteil der ätherischen Öle und Harze dort höher und leichter entzündlich sei, erklärt Stubenazy. Die Forstverwaltung forciere seit längerem, dass der Anteil der Laubwälder weiter zunehme.

Der Zeitpunkt für die Anbringung der Infotafeln könnte nicht besser sein: Gilt doch das Frühjahr als besonders «brandgefährdet». Warum? Weil die Bäume ihr Blätterdach noch nicht ganz ausgebildet hätten, die Sonne aber schon Kraft habe und das alte Laubstreu auf dem Boden gut aufwärmen könnte, sagt der Forstexperte. Mit vollen Blattaustrieb sinke das Waldbrandrisiko - und steige erneut im Hochsommer an.
dpa/lrs
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