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19.08.2010 | 19:40 | Tierwelt  

Waschbär und Co. erobern Deutschland

Bonn - Exotische Tiere erobern Deutschland: Eingewanderte Arten wie Waschbär und chinesischer Marderhund vermehren sich rasant.

Waschbär
(c) proplanta
Die afrikanische Nilgans beispielsweise sei in Deutschland häufiger vertreten als bisher angenommen, teilte der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) am Donnerstag in Bonn mit. «Diese Arten breiten sich stärker aus, als von den Experten prognostiziert wurde», sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Das habe die Erfassung von elf Tierarten in Deutschland ergeben.

Der Verband erwartet mit der Expansion der eher anspruchslosen Exoten einen Verdrängungsprozess heimischer Spezialisten. Der Verband erfasste zum zweiten Mal nach 2006 fast bundesweit das Vorkommen von fünf heimischen und sechs eingewanderten Arten in 26.600 Revieren. Nur bei Gänsen, die ihrem Standort treubleiben, wurden nicht nur das Vorkommen der Art erfasst, sondern auch die Brutpaare gezählt. Nach Verbandsangaben gingen insgesamt 50 Prozent der land- und forstwirtschaftlich nutzbaren Flächen in die Erhebung ein. Jetzt liegen die Ergebnisse von vier Tierarten vor. Und die hatten selbst Experten so nicht erwartet.

In den 1930er Jahren lebten gerade einmal zwei Waschbär-Paare in Deutschland: Ein Paar war bei Kassel ausgesetzt worden, ein anderes in Berlin ausgebüxt. Heute zieht sich die Population in einem Band von Hessen nach Berlin-Brandenburg. Es hat wohl etwas gedauert, bis die Vermehrung richtig in Fahrt kam. «In den letzten 20 Jahren hat sich die Population explosionsartig vermehrt», stellte Reinwald fest.

Das spiegelt sich auch in der Jagd wider. Immer mehr Waschbären laufen den Jägern vor die Flinte. 1994/1995 wurden gerade mal 200 dieser Tiere erlegt, 2008/2009 waren es bundesweit 30.000. Der Waschbär gehört wie der Marderhund zu den Generalisten. «Sie sind in Lebensraum und Nahrung nicht wählerisch», stellte der Verbandssprecher fest. Sie haben - außer dem Menschen - kaum Feinde oder Konkurrenten.

Ähnliches gilt für den aus China stammenden Marderhund, einem hundeartigen Tier. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden viele Marderhunde freigelassen und wanderten bis nach Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern und Bandenburg entdeckten ihn die Jäger in über 80 Prozent der Reviere.

Die «Allrounder» werden zur Gefahr für die wenig flexiblen «Spezialisten». Der Waschbär kann der sehr seltenen und im Lebensraum anspruchsvollen Wildkatze in die Quere kommen. Der Marderhund hat den gleichen Lebensraum wie der etwas robustere Fuchs, könnte ihn aber auch verdrängen. Noch sind es Annahmen, die durch Untersuchungen nicht belegt wurden. In den Vorpommerschen Boddenlandschaften, wo Seeschwalben, Regenpfeifer und Kiebitze am Boden brüten, ist die Systematik aber erkennbar. Der Marderhund räume die Gelege aus und damit fehle der Nachwuchs.

«Es wird immer wahrscheinlicher, dass Arten regional ausgerottet werden», sagte Reinwald. Mit den Ergebnissen liefere die Jägerschaft wichtige Daten für die Früherkennung von gebietsfremden Arten. Im nationalen und internationalen Recht gebe es strikte Vorgaben zum Umgang mit gebietsfremden Arten. Demnach solle deren Eindringen verhindert, die Arten kontrolliert oder beseitigt werden. (dpa)
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