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21.12.2021 | 16:06 | Die Wüste wächst 

Weltweit klagen Länder über Wassermangel und Dürren

Bagdad - Früher sind die Kinder noch in diesem Wasserbecken geschwommen. Das muss hier in der Wüste im Westen des Irak eine angenehme Abkühlung gewesen sein.

Wüstenbildung
Vor 25 Jahren trat die UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in Kraft. Doch im Irak bedrohen versiegenden Wasserquellen die Existenz von Menschen. Syrien erlebte eine schlimme Dürre. Auch auf anderen Kontinenten sind besorgniserregende Entwicklungen zu sehen. (c) proplanta
Seit Jahrhunderten speist eine unterirdische Quelle das Becken und versorgt die Oase Rahalija mit Wasser. Die Bewohner brauchen es für ihre Haushalte und die Palmen, von denen sie leben. Doch vor etwa fünf Jahren begann etwas, was sie hier noch nie erlebt haben: Der Wasserspiegel sank auf einmal rapide.
Mittlerweile ist das Becken nur noch weniger als die Hälfte gefüllt.

Das Wasser bereite ihm große Sorgen, sagt Abdelasis al-Harbi, der Vorsitzende der Landwirtschaftsgenossenschaft von Rahalija. «Täglich merken wir, dass es weiter fällt.» Schon sein Vater, sein Großvater und deren Vorfahren hätten hier Palmen angebaut. Jetzt brauche es dringend eine Lösung. «Alle unsere Palmengärten sterben», klagt der Landwirt. Viele Blätter der Bäume sind bereits ausgetrocknet.

Vor 25 Jahren (26.12.) trat die UN-Konvention gegen die Wüstenbildung in Kraft. Die Vertragsstaaten verpflichteten sich, energisch gegen die Versteppung weiter Landstriche vorzugehen. Doch Rahalija erlebt das Gegenteil: Dort droht die Wüste zu wachsen. Und es könnte noch viel schlimmer werden, denn den Nahen Osten erwartet in den nächsten Jahrzehnten zunehmend Trockenheit. Als «Hotspot des Klimawandels» müssen sich die Menschen dort auf häufigere und längere Dürren einstellen, wie der Mainzer Klimaforscher Jos Lelieveld warnt.

Für den Vize-Bürgermeister von Rahalija, Adil al-Schamari, steht fest, dass der Wassermangel mit dem Klimawandel zu tun hat. In diesem Jahr erlebten der Irak und Syrien eine der schlimmsten Dürren in Jahrzehnten. Wobei die Ursachen für den Wassermangel komplexer sind.

Im Irak sind sie auch die Folge einer verfehlten Wasserpolitik. Derzeit trifft es das Land aber besonders stark, dass Euphrat und Tigris weniger Wasser bringen. Dass unter anderem die Türkei als Ursprungsland der beiden Flüsse deren Zufluss gekürzt habe, sei einer der Hauptfaktoren für die Wasserkrise im Irak, heißt es in einer Analyse des israelischen Begin-Sadat Centers for Strategic Studies.

Doch Rahalija und der Irak, wo auch andere Gebiete unter starkem Wassermangel leiden, sind nur ein Beispiel für Trockenheit und Dürre. In vielen Weltregionen ist dieses Phänomen zu beobachten.

TÜRKEI: Der «Salzsee» (Tuz Gölü) in der zentraltürkischen Provinz Konya ist eigentlich ein Vogelparadies. Tausende Flamingos brüten dort jedes Jahr. Doch in diesem Sommer bot sich ein verstörender Anblick: Kadaver von Küken und Elternvögeln bedeckten das ausgetrocknete Seebett. Tausende Flamingos verendeten, weil sie keine Nahrung mehr fanden. Der Wasserstand des ursprünglich zweitgrößten Sees der Türkei war im Laufe der Jahre immer weiter gesunken - und steht Forschern zufolge kurz vor dem vollständigen Austrocknen.

Grund dafür sind nach Meinung von Experten die Klimakrise und eine falsche Agrarpolitik. Seit Jahren gehen die Niederschläge in der Türkei zurück. Nach Angaben des staatlichen Meteorologischen Instituts regnete es dort zuletzt so wenig wie seit 20 Jahren nicht mehr.

MADAGASKAR: Der Afrikas Ostküste vorgelagerte Inselstaat erlebt gerade seine schwerste Dürre seit Jahrzehnten. Vor allem im Süden wächst auf den Feldern kaum noch etwas, die Menschen müssten sich von Kaktusblättern und Heuschrecken ernähren. Ursache sei der Klimawandel, sagt das Welternährungsprogramm WFP. Doch Extremwetterereignisse wie Stürme, Unwetter oder Hitzewellen machen auf dem Kontinent auch dem Südsudan und zunehmend Teilen der ostafrikanischen Staaten Mosambik, Kenia oder Somalia zu schaffen.

INDIEN: Daten der indischen Weltraumbehörde Isro zeigen, dass hier die Wüstenbildung zunimmt. Ein wichtiger Faktor ist die sogenannte «grüne Revolution», ein radikaler Umbau der Landwirtschaft in den 1960ern Jahren, nachdem es zuvor Hungersnöte gegeben hatte. Bauern begannen ertragreicheres Saatgut und viele Chemikalien einzusetzen. Diese halfen, die Produktivität deutlich zu steigern und das Land zu ernähren, schadeten aber auch den Böden.

Wegen Subventionsanreizen wird in besonders fruchtbaren Regionen vorwiegend Reis und Weizen angebaut, was viel Wasser benötigt. Beispielsweise im Bundesstaat Punjab sinkt deshalb der Grundwasserspiegel immer weiter ab, pro Jahr um 25 bis 30 Zentimeter. Mit zunehmender Urbanisierung könne die Erde zudem weniger Regenwasser aufnehmen, warnen Experten.

AUSTRALIEN: Experten gehen davon aus, dass die globale Erderwärmung in Down Under in Zukunft zu einer Häufung von anhaltenden Dürren und anderen gravierenden Wetterphänomenen führen wird. Gerade in den vergangenen Jahren haben sich die Trockenperioden gehäuft, mit verheerenden Folgen: Von August 2019 bis März 2020 verwüsteten gewaltige Buschbrände in sechs der insgesamt acht australischen Bundesstaaten und Territorien über zwölf Millionen Hektar Land.

Das australische Landwirtschaftsministerium hat einen milliardenschweren Dürrefonds eingerichtet, um Farmer und Gemeinden besser auf Trockenperioden vorzubereiten. «Dürre ist ein dauerhaftes Merkmal der australischen Landschaft. Sie hat erhebliche wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen», heißt es.

BRASILIEN: Dass in weiten Teilen Brasiliens in den vergangenen Monaten Wassermangel und Trockenheit geherrscht hat, spiegelt Experten zufolge unter anderem die Folgen des Klimawandels. Eine Studie der Initiative «Mapbiomas» zeigte zudem, dass die Wasserfläche im größten Land Lateinamerikas seit Anfang der 1990er Jahre um 15 Prozent zurückgegangen ist.

Die Umwandlung von Wäldern für die Viehzucht und die Landwirtschaft sowie der Bau von Wasserkraftwerken trugen demnach zu dieser Entwicklung bei. Rund 20 Prozent des ursprünglichen Amazonas-Regenwaldes sind schon zerstört. Wissenschaftler warnen, bei einem Anteil von 25 Prozent sei ein Punkt erreicht, an dem sich das ganze Gebiet in eine Steppe verwandele.
dpa
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