Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
26.02.2013 | 15:12 | Wetterforschung 

Turbulentes Wetter auf dem Feldberg

Feldberg - Wind und Wetter sind ihr Beruf: Norbert Laile und seine Kollegen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) beobachten rund um die Uhr Wolken und Witterung.

Wetterforschung
(c) proplanta
Sie registrieren Regen und Schnee, messen Luftdruck und Sonnenscheindauer. Vor ihrer Haustür bietet sich ein Wetter der Extreme. Die Meteorologen arbeiten in der Wetterwarte auf dem Feldberg im Schwarzwald. Es eine der ungewöhnlichsten Wetterstationen in Deutschland. Schnee liegt fast das ganze Jahr, der Wind bläst mit Autobahngeschwindigkeit. Höher ist nur die Zugspitze.

Den Weg zur Arbeit legt Laile in der Pistenraupe zurück. Mit dem Auto oder zu Fuß ist auf dem Berg im Winter kein Durchkommen. Der Schnee liegt meterhoch - monatelang. Vor die Tür kann sich Laile nur dick vermummt und mit schützender Brille wagen. «Als Kind wollte ich Polarforscher werden», sagt der 63-Jährige. Verschlagen hat es den gelernten Elektriker auf den 1.493 Meter hohen Feldberg im Schwarzwald. «Mehr Polar gibt es in unseren Breiten nicht», sagt er.

Seit genau 40 Jahren arbeitet Laile hier als Wetterfachmann. 1973 hat er angefangen, heute ist er Leiter der Station. Außergewöhnlich ist deren exponierte Lage. Die 1914 gegründete Wetterwarte steht auf der höchsten Erhebung aller deutschen Mittelgebirge. Der letzte Schnee schmilzt hier im August, Neuschnee kommt dann oft schon im September. Kälterekord sind minus 31 Grad. Gemessen wurde er 1956. Und es regnet und schneit weitaus häufiger als anderswo.

«Das Wetter fährt hier oben Achterbahn», sagt Lailes Kollege Günter Diez. Der 58-Jährige ist seit 1979 Wetterbeobachter auf dem Feldberg. Er arbeitet, wie seine Kollegen, im zwölf Meter hohen Beobachtungsturm der Wetterstation.

Typisch für die Berge ist das wechselhafte Wetter. Innerhalb von Minuten kann es umschlagen. Bei guten Bedingungen aber reicht der Blick von der Station auf dem Feldberg im Osten 230 Kilometer weit bis zur Zugspitze und im Süden 243 Kilometer bis zum Mont Blanc.

Fünf Meteorologen schauen, nur wenige Meter unterhalb des Feldberggipfels, ständig auf die Witterung. Ihre Daten sind die Grundlage für Wettervorhersagen und Unwetterwarnungen, bilden die meteorologische Basis für den Luft- und Schiffsverkehr. Und sie machen Schadensvorhersagen möglich, zum Beispiel bei atomaren Zwischenfällen, aber auch Service wie den Blick auf den Pollenflug.

Sensible Messinstrumente nehmen jederzeit Wetterdaten auf. Hinzu kommt die menschliche Beobachtung. Die Experten schauen und melden, wie sich Wolken und Sichtweiten entwickeln, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit oder wie der Niederschlag aussieht. Am schlimmsten tobte Orkan Lothar. Er peitschte an Weihnachten 1999 über den Berg, gemessen wurden 212 km/h. Er war so stark, dass die Stromversorgung zusammenbrach und die Messinstrumente lahmlegte.

«Wir sind uns sicher, dass die Geschwindigkeit höher war», sagt Laile. «Aber offiziell ist immer nur der Wert, der zweifelsfrei gemessen wird.» Eindeutig ist die jährliche Durchschnittstemperatur. Sie liegt bei 3,3 Grad. In der Rheinebene, nicht weit entfernt, sind es über zehn Grad mehr.

Eine Schönwetterstation ist der Feldberg nicht. Das markante Gebäude ist meist in den Wolken, an 262 Tagen im Jahr ist Nebel. Die Sonnenscheindauer ist gering. Hinzu kommt die Einsamkeit. Rund um die Wetterwarte ist nur Natur. Laile und seine Familie haben 14 Jahre lang hier gewohnt. Als der Sohn ins Gymnasium kam, zogen sie in die nahe Stadt. Seither ist die Wetterstation allein Arbeitsplatz.

«Wir sind eine aussterbende Art», sagt Laile. Von den deutschlandweit rund 50 dauerhaft mit hauptamtlichem Personal besetzten Wetterstationen des DWD sollen mittel- und langfristig rund 30 übrig bleiben, sagt ein Sprecher des Dienstes.

Auch auf dem Feldberg übernehmen, wenn Wetterbeobachter in Pension gehen, eigenständig arbeitende Messinstrumente deren Tätigkeit. In einigen Jahren werden Meteorologen auf dem Schwarzwaldgipfel, nach mehr als einem Jahrhundert, der Vergangenheit angehören. (dpa)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Möglicher Durchbruch bei Erweiterung von Nationalpark

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken