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01.05.2021 | 01:58 | Wetterrückblick April 2021 

Wetter in der Schweiz im April 2021 - Außergewöhnlich kalt

Zürich - Der April 2021 war im landesweiten Mittel der kälteste der letzten 20 Jahre, im Oberengadin sogar der kälteste seit über 30 Jahren.

Aprilwetter in der Schweiz
Kalter April. (c) proplanta
Polarluft und anhaltende Bisenlagen brachten beidseits der Alpen viele Frosttage. Zudem fiel im April in der ganzen Schweiz bis gegen Monatsende wenig Niederschlag, dies nach einem bereits niederschlagsarmen März. Als Kehrseite zur Niederschlagsarmut zeigte sich der April überdurchschnittlich sonnig.

So kalt wie lange nicht mehr



Im landesweiten Mittel lag die Apriltemperatur bei 2,9 °C oder 1 °C unter der Norm 1981−2010. Landesweit letztmals kälter war der April 2001 mit 2,2 °C. Er lag 1,7 °C unter der Norm. Im Oberengadin lag der diesjährige April knapp 2 °C unter der Norm. Hier muss man bis in die 1980-er Jahre zurückgehen, um auf einen kälteren April zu treffen. Demgegenüber bewegte sich die Apriltemperatur in anderen Gebieten im Bereich der Norm 1981−2010, zum Beispiel im Tessin, im Wallis oder in der Westschweiz.

Milder Monatsbeginn



Die milden und sonnigen Verhältnisse von Ende März blieben auch während der ersten beiden Apriltage erhalten. Am 1. April registrierten einzelne Messstandorte die zweit- bis vierthöchste Tagesmaximum-Temperatur für das erste Aprildrittel. An vielen Messstandorten war es für das erste Aprildrittel einer der zehn höchsten Werte seit Messbeginn.

Das höchste Tagesmaximum auf der Alpennordseite gab es in Basel mit 24,8 °C. Es war hier das vierthöchste Tagesmaximum im ersten Aprildrittel seit Messbeginn 1897. Auf der Alpensüdseite meldete Locarno-Monti mit 26,5 °C das höchste Tagesmaximum. Auch hier war es das vierthöchste Tagesmaximum im ersten Aprildrittel seit Messbeginn 1936.

Die grosse Kälte



Bereits am 3. April brachte eine Nordostströmung auf der Alpennordseite zehn bis zwölf Grad kühlere Verhältnisse. Auf der Alpensüdseite stiegen die Höchstwerte mit Nordföhn nochmals auf 20 bis 22 °C. Ein vom Atlantik nach Europa reichendes Hoch brachte am 4. und 5. April erneut sonnige Verhältnisse.

Am 6. und 7. April war dann die Schweiz fest im Griff von Polarluft aus Nordwesten. Die Tiefstwerte sanken in den Tieflagen beidseits der Alpen verbreitet auf -3 bis -6 °C. Sowohl in Tieflagen als auch in den Bergen und im Jura wurden an einzelnen Messstandorten mit 40 bis 60-jährigen Messreihen der tiefste, zweit- oder dritttiefste Aprilwert registriert. An zahlreichen weiteren Standorten mit 40 bis 60-jährigen Messreihen war es einer der zehn tiefsten Aprilwerte.

Auf der Alpennordseite war die Kälte begleitet von Schneeschauern bis in tiefe Lagen. Südlich der Alpen lachte dank Nordföhn oft die Sonne.

Anhaltend kalt



Nach dem Polarluftvorstoss führten häufige Bisenlagen bis über die Monatsmitte hinaus kühle Luft aus Nordosten zur Alpennordseite. Die Nachttemperatur sank auch in den tiefen Lagen oft unter den Gefrierpunkt. Zur Monatsmitte wurde die Schweiz zudem aus Norden von einem Schwall Höhenkaltluft überquert. Auf der Alpensüdseite fiel Schnee bis in tiefere Lagen. So ergab sich verbreitet eine kalte Periode von mindestens 14 Tagen.

An mehreren Messstandorten zeigte sich, dass letztmals die Aprilmonate 2003 oder dann 1997 – auf der Alpensüdseite 1998 – eine 14-Tagesperiode mit ähnlich tiefen oder noch tieferen Minimumtemperaturen brachten. In La-Chaux-de-Fonds im Jura war es vom 4. bis am 17. April mit einem mittleren Minimum von -3,7 °C sogar die kälteste 14-Tagesperiode seit über 40 Jahren. Hier lieferte letztmals der April 1977 eine 14-Tagesperiode mit einem tieferen mittleren Minimum.

Viele Frosttage



Die Periode mit anhaltend tiefen Nachttemperaturen brachte in den tiefen Lagen der Alpennordseite verbreitet zwischen 8 und 15 Frosttage (Temperaturminimum auf 2 m Höhe unter 0 °C). Am Muldenstandort Aadorf-Tänikon in der Ostschweiz, bekannt für tiefe Temperaturen, waren es 17 Frosttage. Die Aprilnorm 1981−2010 liegt in den tiefen Lagen der Alpennordseite zwischen 1 und 5 Frosttagen.

In den tiefen Lagen der Alpensüdseite wurden 4 bis 9 Frosttage registriert. Es gab aber auch Standorte ohne Frosttage, wie Lugano und Locarno-Monti. Die Aprilnorm 1981−2010 liegt in den tiefen Lagen der Alpensüdseite zwischen 0 und 3 Frosttagen.

Ähnlich viele oder mehr Frosttage im April gab es in den tiefen Lagen beidseits der Alpen letztmals im Jahr 1997, gebietsweise auch im Jahr 2003.

Häufige Bise



Die häufige Bise trug auf der Alpennordseite auch tagsüber oft zum kühlen April-Eindruck bei. Genève-Cointrin registrierte 131 Bisenstunden mit einem Stundenmittel von 20 km/h oder mehr. Seit Beginn der automatischen Messungen 1981 gab es in Genf nur in den Aprilmonaten 1997 mit 142 Stunden und 1982 mit 149 Stunden häufiger Bise mit einem Stundenmittel von 20 km/h oder mehr.

In Zürich-Kloten waren es 65 Bisenstunden mit einem Stundenmittel von 20 km/h oder mehr. Hier brachte einzig der April 1984 mit 95 Stunden häufiger Bise mit einem Stundenmittel von 20 km/h oder mehr.

Sonnig und mild



Die seit dem 6. April anhaltend kühle Periode ging erst am 21. April mit zunehmendem Hochdruckeinfluss aus Nordwesten zu Ende. Auf der Alpensüdseite blieb die Tagesmittel-Temperatur vom 6. bis am 21. April durchwegs unter der Norm 1981−2010. Die Alpennordseite profitierte vom 9. bis am 11. April von einer Föhnphase mit verbreitet überdurchschnittlicher Tagesmittel-Temperatur.

Ab dem 22. April stiegen die Tageshöchstwerte beidseits der Alpen auf 18 bis 20 °C. Bis am 25. April erreichten die Höchstwerte auf der Alpennordseite bis 23 °C, auf der Alpensüdseite und im Wallis bis 24 °C. Dazu gab es viel Sonnenschein, im Westen, im Wallis und im Süden ab dem 22., in den übrigen Gebieten ab dem 23. April.

Wenig Niederschlag



Bis am 26. April fiel verbreitet wenig Niederschlag. Im Wallis gab es regional nur 5 % der Norm 1981−2010 oder weniger. In vielen Gebieten der Schweiz erreichten die Niederschlagssummen bis am 26. April weniger als 30 % der Norm.

Vor allem auf der Alpensüdseite hielt die Niederschlagsarmut seit März an. Lugano registrierte im März nur 6,5 mm Niederschlag. Im April waren es bis am 26. nur 37.5 mm. Im Durchschnitt fallen in Lugano im März und April zusammen 236 mm. In diesem Jahr waren es vom 1. März bis am 26. April weniger als 20 % der März-April Norm.

Viel Sonnenschein



Obwohl der April zumindest auf der Alpennordseite wegen der kühlen Nächte und der häufigen Bise vielleicht als eher unfreundlich empfunden wurde, lieferte er mit verbreitet 110 bis 120 % der Norm überdurchschnittlich viel Sonnenschein. In der Westschweiz, im Wallis und auf der Alpensüdseite erreichte die Sonnenscheindauer gebietsweise über 130 % der Norm.

Da bereits der März mit verbreitet 130 bis 140 % der Norm reichlich Sonnenschein brachte, reichte es für die beiden Monate zusammen lokal für einen Spitzenplatz: Am Messstandort Genève-Cointrin war es die dritt- bis viertsonnigste März-April Periode seit Messbeginn 1897.

Kälte bremste Weiterentwicklung der Vegetation



Die ersten Kirschbäume blühten Ende März und Anfang April vor der Kältewelle mit einem Vorsprung von etwa 2 Wochen auf die Vergleichsperiode 1981−2010. Während den etwas milderen Tagen vom 9. bis 11. April und ab dem 20. April wurden weitere blühende Kirschbäume beobachtet. Der Vorsprung gegenüber der Vergleichsperiode ging dabei auf eine Woche zurück.

Die tiefen Nachttemperaturen führten bei vielen Kirschbäumen zu Frostschäden, denn offene Kirschenblüten ertragen höchstens Temperaturen von rund -2 °C. Je tiefer die Temperaturen und je länger die Frostwirkung anhält, umso mehr Blüten und Fruchtknoten sterben ab. Bei den Birnbäumen blühte ein kleinerer Teil der Bäume vor den Frostnächten, während blühende Apfelbäumen meist erst ab dem 20. April beobachtet wurden, nur noch wenige Tage vor dem mittleren Blühdatum.

Blühender Löwenzahn wurde im Tessin Mitte März und auf der Alpennordseite ab Ende März mit 12 Tagen Vorsprung auf das Mittel beobachtet. Wenige Tage später konnte blühendes Wiesenschaumkraut beobachtet werden, dessen Blüte sich aufgrund der tiefen Temperaturen jedoch leicht verzögerte und nur einen Vorsprung von 6 Tagen aufwies.

Die Blattentfaltung und das Grün werden der Wälder ging in diesem Jahr langsamer vonstatten als im letzten Jahr. Die Lärchen trieben ihre Nadeln ab Ende März und Anfang April, die Hälfte der Beobachtungen konnten als früh bis sehr früh eingeordnet werden, die andere Hälfte als normal. Bei Birken und Vogelbeeren erstreckten sich die Beobachtungen aus tiefen Lagen über den ganzen Monat April und wurden meist zu einem normalen Zeitpunkt beobachtet (für diese beiden Arten gilt die Vergleichsperiode 1996−2020).

Im selben Zeitraum entfaltete die Rosskastanie ihre Blätter, ebenfalls zu einem normalen Zeitpunkt. Ab Mitte April wurden erste Winter- und Sommerlinden grün und in der letzten Aprildekade konnten die erste grüne Buchen beobachtet werden. Alle diese Daten der Blattentfaltung liegen in einem mittleren zeitlichen Rahmen. Der Unterschied im Vergleich zum letzten Jahr ist gross, denn damals wurden die Wälder zwischen dem 10. und 20. April bis in Höhenlagen von 1000 m sehr schnell grün.

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