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31.07.2021 | 13:11 | Wetterrückblick Juli 2021 

Wetter in der Schweiz im Juli 2021 - Regional Hochwasser und Hagel

Zürich - Nach den zwei regenreichen Monaten Mai und Juni fielen in der ersten Julihälfte abermals grosse Regenmengen und vielerorts Hagel.

Juliwetter 2021
Hochwassermonat Juli. (c) proplanta
Gegen Monatsmitte kam es an mehreren Flüssen und Seen zu Hochwasser und Überschwemmungen. Erst auf das letzte Julidrittel hin gab es in der ganzen Schweiz einige Tage mit sonnigem Sommerwetter.

Der Juli endete nass, im Tessin und der Innerschweiz kam es wiederum zu starken Regenfällen und Überschwemmungen. Der Monat zählt in der Nordschweiz zu den 5 niederschlagsreichsten seit Messbeginn. Die mittlere Schweizer Julitemperatur lag mit rund 14 °C um -0.3 °C unter der Norm 1981−2010, auf der Alpensüdseite im Bereich der Norm.

Häufige Niederschläge, Gewitter und Hagel im Juli 2021



Der Juli 2021 war aussergewöhnlich nass. Der Monat war geprägt durch anhaltend feuchtlabile Strömung, die regelmässig und verbreitet zu niederschlagsreichen und schadenträchtigen Gewittern mit Hagelschlag und Sturmböen führte. Ausser in Südbünden überstiegen die Niederschlagssummen schweizweit 180% der Norm 1981-2010.

An zahlreichen Stationen wurden langjährige Niederschlagsrekorde deutlich übertroffen. Lange Hagelzüge überquerten wie bereits im Juni weite Teile der Schweiz. Der Juli zählte schweizweit 8 Hageltage, einige Orte im Tessin wurden sogar an mehr als vier Tagen von Hagel getroffen.

Anhaltendend kühles Regenwetter



Vom 1. bis zum 17. Juli war das Wetter in der Schweiz überwiegend tiefdruckbestimmt. Eingebettet in meist kühlfeuchte Strömungen aus dem Atlantik zogen immer wieder kräftige Schauerstaffeln mit eingelagerten Gewittern über unser Land. Besonders kräftig waren die Niederschläge vom 12. bis am 16. Juli, ausgelöst durch ein Tiefdruckgebiet über Westeuropa, das nur langsam nach Südosten abzog.

Die grossen Niederschlagsmengen in dieser ersten Julihälfte sorgten dafür, dass vor allem in den zentralen Gebieten der Schweiz lokal der nasseste oder einer der nasseste Julimonate seit Messbeginn verzeichnet wurde.

In der kühlen Meeresluft lag die Tagesmitteltemperatur vom 1. bis zum 17. Juli beidseits der Alpen meist unter der Norm 1981−2010. Auf der Alpennordseite blieb die Tagesmaximum-Temperatur an mehreren Tagen unter 20 °C oder stieg nur knapp darüber. Auf der Alpensüdseite gab es vom 1. bis am 12. Juli meist Tageshöchstwerte zwischen 26 und 29 °C. Unter 25 °C blieben die Tageshöchstwerte im Süden vom 13. bis am 16. Juli.

Kräftige Gewitter mit Überschwemmungen im Süden



Am 7. und vor allem am 8. Juli brachten kräftige Gewitter auf der Alpensüdseite grosse Regenmengen und auch verheerenden Hagel. Die größten Niederschlagsmengen fielen zwischen dem mittleren Vallemaggia, der oberen Verzasca und der mittleren Leventina. Zum Beispiel wurden an der Station Faido innerhalb 24 Stunden 126 mm gemessen. Das viele Wasser überflutete die Gotthard-Autobahn und lokal wälzten sich vom Wasser mitgerissene Schlamm- und Geröllmassen durch Siedlungsgebiete.

Der Hagel richtet grosse Schäden in der Landwirtschaft an. Regional gab es bei den Reben und beim Gemüse Totalverluste. Die Hagelkörner, die am 8. Juli im Tessin fielen, waren bis zu 4-5 cm gross. Gemäss der neuen Hagelklimatologie von MeteoSchweiz treten solche grossen Hagelkörner im Durchschnitt alle 10 bis 20 Jahre auf.

Massiver Gewittersturm über Zürich und starker Regen im Süden



Unmittelbar vor einer niederschlagsaktiven Kaltfront aus Westen zog in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli eine massive Gewitterzelle von Frankreich her über die Schweiz. Über der Stadt Zürich tobte der Gewittersturm besonders heftig. Die Sturmböen von lokal über 100 km/h entwurzelten oder knickten zahlreiche Bäume. Die vom Sturm gefällten Bäume verursachten grosse Schäden an Autos, Gebäuden und Fahrleitungen des öffentlichen Verkehrs.

Neben den Sturmböen brachte das Gewitter auch Hagel und in wenigen Minuten enorme Wassermengen. Innerhalb von zehn Minuten fielen in Waldegg am Stadtrand 31,1 mm, in Zürich-Affoltern 27,2 mm Regen. Für den Messstandort Zürich-Affoltern war es die zweithöchste 10-Minutensumme in der 40-jährigen Messreihe. Mehr Niederschlag in zehn Minuten fiel hier nur im Mai 1988 mit 30.3 mm. Die 31,1 mm von Waldegg gehören zu den zehn höchsten 10-Minutensummen auf der Alpennordseite.

Die schweizweit höchste je gemessene 10-Minuten Niederschlagssumme von 41,0 mm meldete Lausanne im Juni 2018. Auf der Alpensüdseite erreichte die bisher höchste 10-Minutensumme 37,3 mm, gefallen im Juli 2019 in Soglio im Bergell.

Auch südlich der Alpen gab es am 13. Juli starke Regenfälle, insbesondere zwischen Locarno und dem Maggiatal. An der Station Robiei in Alta Valle Maggia wurden 157,7 mm Regen in 12 Stunden gemessen, die höchste Menge seit Beginn der Messungen vor 30 Jahren. An zwei Tagen wurden insgesamt 210 mm gemessen. Die Gewitter verursachten auch starke Sturmböen, wie in Lugano, wo der Wind 90 km/h erreichte, und am Flughafen Locarno, wo eine Böe von 92,2 km/h große Schäden verursachte.

Hochwasser auf der Alpennordseite



In der ersten Julihälfte haben die Niederschlagssummen in den Einzugsgebieten der grossen Flüsse der Alpennordseite hohe Werte erreicht. An den Messstandorten Andermatt (oberes Reusstal), Braunwald (oberes Linthal), Sedrun (Vorderrheintal) und Grimsel Hospiz (oberes Aaretal) waren die gefallenen Mengen ein Rekord für die erste Julihälfte seit Messbeginn (Abb. 3). Die Rekorde blieben mit den Niederschlägen der letzten Juliwoche auch für den gesamten Monat bestehen.

Die grossen Niederschlagsmengen fielen ab dem 6. Juli in zwei Schüben innerhalb von zehn Tagen. In dieser kurzen Zeit erhielten Andermatt und Sedrun mehr als das Doppelte, das Grimsel Hospiz knapp das Doppelte einer durchschnittlichen Julimenge. In Braunwald war es deutlich mehr als eine durchschnittliche Julimenge.

Die grossen Niederschlagssummen in kurzer Zeit fielen auf ein bereits gefülltes hydrologisches System. Die Monate Mai und Juni mit anhaltender Niederschlagstätigkeit brachten in weiten Gebieten der Schweiz zum Teil deutlich überdurchschnittliche Niederschlagssummen. Zusätzlich gab in den Hochalpen im sehr milden Juni eine kräftige Schneeschmelze. Mit den zusätzlichen grossen Juli-Niederschlagsmengen kam es schliesslich an mehreren Seen und Flüssen auf der Alpennordseite zu Hochwasser und Überflutungen.

Sonnige Sommerwoche



Vom 17. bis am 23. Juli dehnte sich ein Hochdruckgebiet von den Britischen Inseln nach Mitteleuropa aus. Die Sommersonne zeigte sich zunächst in der Westschweiz, im Wallis und im Tessin, ab dem 19. Juli auch in der Ostschweiz. Vereinzelt traten in dieser Phase weiterhin lokale Schauer und Gewitter auf.

Auf der Alpensüdseite stieg die Tageshöchsttemperatur mit Unterstützung des Nordföhns bereits am 17. Juli über 30 °C und an einigen Stationen wurden Tropennächte verzeichnet. Auf der Alpennordseite gab es ab dem 18. Juli Sommertage mit Tageshöchstwerten von 25 °C oder höher, die Hitzemarke von 30 °C wurde hier bis auf wenige lokale Ausnahmen (Buchs, Aigle) aber knapp nicht erreicht.

Zum Monatsende nochmals kräftige Niederschläge



Ab dem 24. Juli war das Wetter wieder tiefdruckbestimmt. Die Südwestströmung führte nochmals feucht-instabile Luft in den Alpenraum. In der Folge kam es zwischen 24.-28.7. erneut zu Hagelgewittern und heftigen Niederschlägen. Betroffen waren weite Teile der Westschweiz und entlang des Jurabogens, wiederrum die Zentral- und Ostschweiz und besonders stark auch das Tessin.

Die Hagelereignisse wiesen maximale Korngrössen auf, die nur alle 20-50 Jahre erwartet werden. Nebst Hagel fielen gebietsweise sehr intensive Niederschläge, so beispielsweise in Wolhusen LU (Messstation Kanton Luzern), wo in 10 Minuten 26 mm gemessen wurden.

An den Südtessiner Stationen Morbio Superiore und Coldrerio kam es in den 3 Tagen bis zum 28.7. zu 357 mm respektive 351 mm Niederschlag, eine Menge, mit der seltener als alle 100 Jahre gerechnet werden muss. In Zusammenhang mit den Gewittern wurden auch kräftige Sturmböen gemessen, beispielsweise in Einsiedeln SZ mit 78 km/h, in Oberägeri ZG sogar mit 93 km/h.

Roter Holunder mit reifen Früchten



Im Sommer reifen die Früchte von Bäumen und Wildsträuchern. Reife Beeren des Roten Holunders konnten seit Ende Juni beobachtet werden. Im Juli wurden die roten Beeren bis in Höhenlagen von 1200 m beobachtet. Diese Termine lassen sich meist in die Klasse «normal» einordnen. Die Fruchtreife der Vogelbeeren tritt normalerweise im August und September auf. Anders als im letzten Jahr, wo schon im Juli sehr früh reife Vogelbeeren auftraten, wurden sie im aktuellen Jahr bisher noch kaum beobachtet.

Der Schwarze Holunder blühte Anfang Juli in Höhenlagen über 1000 m, etwa zu einem mittleren Zeitpunkt verglichen mit der 30-jährigen Periode 1981-2010.  In den höheren Lagen des Mittellands und der Voralpen blühten im Juli die Sommer- und Winterlinden wenige Tage später als im Mittel.

Seit Mitte Juni ist das Wald-Weidenröschen am Blühen. Am 22. Juli blühte es zum Beispiel in Davos auf 1560 m. Seine Blüte wird seit 1996 beobachtet, der Blühtermin im 2021 entspricht dem langjährigen Mittel.

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