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01.11.2022 | 13:46 | Wetterrückblick Oktober 2022 

Wetter in der Schweiz im Oktober 2022 - Absoluter Wärmerekord

Zürich - Die Schweiz verzeichnete den deutlich wärmsten Oktober seit Messbeginn 1864. Die Rekordwerte lagen lokal 1 °C über den bisherigen Höchstwerten.

Oktoberwetter in der Schweiz
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Wärmster Oktober seit Messbeginn. (c) proplanta
Die grosse Wärme wurde durch anhaltende West- und Südwestströmungen verursacht, die milde Luft zur Schweiz transportierten. Die Niederschlagsmengen blieben in weiten Gebieten der Schweiz etwas unter der Norm. Die Sonnenscheindauer stieg verbreitet über die Norm.

Die Rekordwärme erfasste die meisten Gebiete der Schweiz. Vielerorts lagen die Monatswerte 3 bis 4,5 °C über der Norm 1991–2020. Regional bewegte sich die Monatstemperatur rund 1 °C über den bisher höchsten Oktoberwerten.

Im landesweiten Mittel stieg die Oktobertemperatur 3,7 °C über die Norm 1991–2020. Auf Rang 2 liegt der Oktober 2001 mit deutlich tieferen 3 °C über der Norm. Das macht deutlich, wie massiv das Wärmeereignis war.

Der Oktober 2022 war wärmer als der vorausgehende September. Im landesweiten Mittel erreichte die Oktobertemperatur 10,4 °C. Das entspricht der Septembernorm 1991–2020. Die Septembertemperatur 2022 zeigte sich etwas unterdurchschnittlich mit einem landesweiten Mittel von 10,1 °C.

Grosse positive Temperaturabweichung



Ein Monatsmittel mit einer positiven Temperaturabweichung im Bereich von 4 °C und mehr ist selten. Auf dem Chaumont im Neuenburger Jura wird eine Oktobertemperatur von 4.5 °C über der Norm 1991–2020 erwartet. Das ist an diesem Messstandort der Monat mit der fünfthöchsten positiven Normabweichung seit Messbeginn 1864.

Die höchste Normabweichung lieferte auf dem Chaumont der Juni aus dem legendären Hitzesommer 2003 mit 5,2 °C. Auf Rang 2 liegt der April 2007 mit 4,7 °C, auf Rang 3 der Dezember 2015 und der Februar 1990 mit je 4,6 °C über der Norm 1991–2020.

Anhaltende Wärmezufuhr



Vom 4. bis am 25. Oktober wurde das Wetter in der Schweiz überwiegend von West- und Südwestströmungen bestimmt, die milde Luft heranführten. Dominant waren dabei Hochdrucklagen. Aber auch der Durchzug von Niederschlagsfronten am 8. und 9., vom 13. bis am 15., sowie vom 20. bis am 24. Oktober war von milder Luft aus Westen und Südwesten begleitet.

Während der anhaltenden Warmluftzufuhr verharrte die Temperatur zeitweise auf sehr hohem Niveau. Vom 15. bis am 21. Oktober stieg die Tagesmitteltemperatur vielerorts 5 bis 7 °C, lokal auch 8 °C über die Norm 1991–2020. Am 23. Oktober bewegte sich die Tagesmitteltemperatur mit Föhnunterstützung regional sogar 8 bis 9 °C über der Norm.

Maximum-Rekorde



Die aussergewöhnlich hohe Monatstemperatur war vor allem die Folge anhaltend milder Wetterlagen. Aber auch bei den Tageshöchstwerten waren einige Rekordwerte zu verbuchen, und das zu einem späten Zeitpunkt des Monats. Am 29. Oktober verzeichneten die Messstandorte Hörnli (Messbeginn 1991) mit 23,6 °C und Napf (Messbeginn 1978) mit 21,9 °C den höchsten Oktoberwert in den Messreihen.

In Delémont wurde der bisherige Rekord für die zweite Oktoberhälfte (25,1 °C, 16. Oktober 2017) gleich dreimal überboten. Das Tagesmaximum stieg hier am 16. Oktober auf 25,3 °C, am 23. Oktober auf 25,5 °C und am 28. Oktober gar auf 27,4 °C. Der 28. Oktober 2022 war in Delémont der späteste Sommertag in der ab 1959 verfügbaren Aufzeichnungen.

Für die letzte Oktoberdekade (22. bis 31. Oktober) gab es neben Delémont, dem Hörnli und dem Napf an 14 weiteren Messstandorten neue Rekordwerte bei den Tageshöchstwerten. Die Rekorde fielen überwiegend zu den späten Zeitpunkten vom 28. und 29. Oktober.

In den Datenreihen der MeteoSchweiz liegen die höchsten Tagesmaximum-Werte in der letzten Oktoberdekade über 29 °C. Sie stammen von der Alpensüdseite. Auf Rang 1 liegt Locarno Monti mit 30,5 °C, gemessen am 24. Oktober 2018. An diesem Datum stieg das Tagesmaximum auch in Magadino / Cadenazzo und in Stabio über 29 °C.

Spätester Sommertag



Am 30. Oktober 2022 registrierte Chur mit 25,4 °C den spätesten Sommertag im Messnetz der MeteoSchweiz. Der bisher späteste Sommertag fiel auf den 29. Oktober 2006 mit einem Tagesmaximum von 25,3 °C in Locarno Monti. Am 29. Oktober 2022 registrierten nun auch Ebnat-Kappel mit 25,3 °C und Fahy mit 25,1 °C einen ebenso späten Sommertag.

Kräftige Niederschläge im Süden



Eine längere Periode mit verbreiteten Niederschlägen erstreckte sich vom 21. bis zum 24. Oktober. Die grössten Mengen verzeichnete die Alpensüdseite. Am 21. Oktober fielen hier regional 70 bis knapp 100 mm. Am 23. und 24. gab es regional insgesamt nochmals über 100 mm.

Dazu ein Vergleich: Locarno Monti registrierte für den gesamten Oktober 2022 eine Niederschlagssumme von 214 mm. Zürich-Kloten meldete als Oktobersumme 86 mm. Bei beiden Messstandorten fiel etwa eine durchschnittliche Oktobermenge (Norm 1991–2020). Das zeigt eindrücklich den massiven Unterschied im Niederschlagsregime zwischen der Alpensüdseite und der Alpennordseite. Dieser wichtige Unterschied kommt bei der Betrachtung einer Karte mit Normabweichungen nicht zum Ausdruck.

Die Monatssummen vom Oktober 2022 erreichten auf der Alpennordseite meist zwischen 80 und 100 % der Norm 1991–2020. Am östlichen Alpennordhang gab es lokal auch 120 bis 130 % der Norm. Im Wallis, auf der Alpensüdseite und in Graubünden stiegen die Werte lokal über 130 % der Norm. Zermatt registrierte mit einer Monatssumme von 107 mm knapp 190 % der Norm 1991–2020. Hier nochmals der Vergleich mit Locarno Monti, wo mit 214 mm, also der doppelten Menge von Zermatt, gerade etwa die Norm fiel.

Herbstliche Blattverfärbung zu einem mittleren Zeitpunkt



Nachdem im September erst wenige Bäume verfärbte Blätter zeigten, begannen sich die Laubbäume ab Anfang Oktober verbreitet zu verfärben. Bei den Buchen meldeten bis Anfang Oktober nur Stationen oberhalb von 800 m die Blattverfärbung. Ab dem 4. Oktober kamen auch erste Meldungen aus dem Flachland dazu. Besonders viele Beobachtungen aus allen Höhenstufen trafen vom 4. bis 15. Oktober ein.

Die meisten dieser Beobachtungen liegen zeitliche etwa im Mittel der Vergleichsperiode 1991–2020. Auch die Blattverfärbung von Bergahorn, Hängebirke, Winter- und Sommerlinde setzte verstärkt ab Anfang Oktober auf allen Höhenstufen gleichzeitig ein. Bei diesen Baumarten fand die Blattverfärbung ebenfalls mehrheitlich zu einem normalen Zeitpunkt statt, mit einer Tendenz zu einer Verfrühung von 1 bis 5 Tagen.

Die Verfärbung der Lärchen begann im Engadin und in Davos zwischen dem 5. und 11. Oktober, was je nach Beobachtungsstation als normal bis früh eingeordnet werden kann. Der mittlere Vorsprung betrug 4 Tage. Nach dem 11. Oktober trafen auch erste Meldungen zu gelb verfärbten Lärchen aus tieferen Lagen ein.

Ab Mitte Oktober wurde schon verbreitet Blattfall beobachtet; besonders häufig bei Vogelbeeren und Rosskastanien, und in etwas geringerem Ausmass bei Buche und Hängebirke. Diese Beobachtungen fanden 4 bis 11 Tage früher statt als im Mittel.

Die Blattverfärbung war in diesem Jahr sehr schwierig zu beobachten. Viele Bäume trugen gleichzeitig grüne und verfärbte Blätter und ein Teil der Blätter war bereits abgefallen. Im Flachland konnten sich die Farben nicht ganz so intensiv ausbilden, denn kühle Nächte, welche die Farben normalerweise verstärken, fehlten in diesem Oktober.

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