Vor wenigen Tagen erst hatte sich der Wetterexperte Jörg Kachelmann in einem Tweet beunruhigt über eine 46-Tage-Prognose des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) gezeigt: Laut dieser Vorhersage werde sich die
Dürre in Deutschland «bis Mitte September laufend verschärfen». Auch wenn es sich um ein experimentelles Produkt handele, sei es das «beste weltweit», schrieb Kachelmann im Kurznachrichtendienst
Twitter über das langfristige Vorhersagemodell.
Verregnete Sommer machen Urlaubern wie Daheimgebliebenen wenig Freude - aber die diesjährige Trockenheit war schon in den vergangenen Monaten teilweise extrem. So fielen im Juli in Hamburg und Schleswig-Holstein nach der Monatsauswertung des Deutschen Wetterdienst (DWD) nur rund 20 Liter Wasser pro Quadratmeter - üblich wären 80 Liter gewesen. Damit war der Norden die niederschlagsärmste Region Deutschlands. Doch auch bundesweit wurde mit durchschnittlich 40 Litern Regen pro Quadratmeter gerade mal gut die Hälfte des Juli-Solls erreicht - und das nach den überdurchschnittlich trockenen Monaten Juni und Mai.
Die 46-Tage-Prognose sei dennoch kein Grund zur Panik, betont DWD-Sprecher Andreas Friedrich. «Dafür ist die Prognose zu unsicher. Es handelt sich eher um eine Momentaufnahme - ein paar Tage später kann die Prognose schon wieder ganz anders ausfallen.» Das Modell des ECMWF gelte zwar als «qualitativ sehr gut», sei aber derzeit ein Experiment. «Die Ergebnisse sind zu unsicher, um Trends herauszulesen.»
Mittel- und längerfristige Wettervorhersagen sind derzeit noch mit Vorsicht zu genießen. «Solche Modellergebnisse können sich noch stark ändern», sagt Friedrich.
Jahreszeitenmodelle gibt es unter anderem auch beim DWD. Darin gibt es allerdings nur eine langfristige Prognose zu den erwarteten Temperaturen, nicht zu Niederschlägen. «Das ist viel zu unsicher für Trends», meint Friedrich. Auch das ECMWF habe seine 46-Tage-Prognose nicht breit veröffentlicht - gerade weil sich die Resultate auch wieder stark ändern könnten. «Solche Ergebnisse müssen interpretiert werden und sind eingeschränkt aussagekräftig», betont der Meteorologe.
Für Experten könne das Modell hilfreich sein - sie könnten aber aufgrund ihres Zugriffs auch zu anderen Rechenmodellen auch ganz anders damit arbeiten. «Man muss immer betonen - das ist ein experimentelles Produkt.»
Der
DWD mahnt daher bei der Interpretation von Jahreszeitenprognosen vor Überbewertung. «Was sie über zehn Tage im voraus sagen können, hat Hand und Fuß», sagt der DWD-Sprecher über die Trefferquote der Wettervorhersagen. «Aber alles andere kann nur ein Trend sein.»