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09.06.2016 | 07:30 | Überschwemmungen 

Wieder wüten Unwetter in Baden-Württemberg

Stuttgart - Schwere Unwetter und Überschwemmungen haben in einigen Regionen Baden-Württembergs am Mittwoch erneut erhebliche Schäden angerichtet.

Unwetter Baden-Württemberg
Unwetter richten im Südwesten wieder schwere Schäden an. Auch am Donnerstag droht Starkregen. Zum Auftakt der Fußball-EM ist Besserung in Sicht - aber nur zeitweise. (c) proplanta
Besonders große Wassermassen musste am Abend der nordwestliche Landesteil bewältigen: Stundenlanger Dauerregen hat im Enzkreis und im Landkreis Karlsruhe mehrere Straßen und Orte unter Wasser gesetzt. Ein Feuerwehrmann wurde bei einem Einsatz in Bretten (Landkreis Karlsruhe) lebensgefährlich verletzt. Er erlitt durch einen Stromschlag Verbrennungen dritten Grades.

Schon in der Nacht waren mancherorts Dutzende Keller vollgelaufen und Straßen überschwemmt worden. Feuerwehr und Rettungskräfte waren am Mittwoch damit beschäftigt, die Straßen wieder frei zu räumen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte auch für die Nacht zum Donnerstag vor Starkregen und heftigen Gewittern. Am Freitag, rechtzeitig zum EM-Auftakt, werde sich die Lage aber entspannen, erwarteten die Meteorologen.

«Der Freitag wird relativ freundlich», sagte DWD-Experte Uwe Schickedanz. Wer sich das Fußballspiel im Südwesten im Freien bei Public Viewing oder in Biergärten ansehen wolle, könne sich auf Temperaturen von bis zu 25 Grad einstellen. Insgesamt werde es tagsüber trocken bleiben. Für Samstag und Sonntag kündigen sich wieder dichte Wolken und Regen an. «Es werden aber wohl keine katastrophalen Regenmengen mehr fallen», sagte der Meteorologe.

In Nürtingen (Kreis Esslingen) wurden am Mittwoch nach einem Hangrutsch 14 Häuser geräumt und 35 Bewohner in Notunterkünften oder bei Verwandten untergebracht. Am späten Nachmittag gab es dann Entwarnung: Der abgerutschte Hang konnte zunächst unter Kontrolle gebracht werden, wie die Stadt mitteilte. In Herbertingen (Kreis Sigmaringen) kamen am Mittwoch ebenfalls Erdmassen in Bewegung - die Bundesstraße 32 wurde zeitweise gesperrt.

Starke Regenfälle gab es unter anderem lokal in der Region Reutlingen als auch im Landkreis Tuttlingen. Dort wurde die Feuerwehr zu rund 40 Einsätzen gerufen. Straßen wurden überflutet, Keller standen unter Wasser und zeitweise fiel der Strom aus, wie die Polizei mitteilte.

Im Bereich Waldkirch (Kreis Emmendingen) liefen rund 60 Keller voll; auch dort kam es zu mehreren Erdrutschen. In Hardt (Kreis Rottweil) schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein und setzte den Dachstuhl in Brand. In Bruchsal (Kreis Karlsruhe) sowie Untergruppenbach (Kreis Heilbronn) pumpte die Feuerwehr zahlreiche Keller leer. Mehrere Straßen wurden vorübergehend gesperrt.

Zu solch schweren Verwüstungen, wie sie der kleine Ort Braunsbach (Kreis Schwäbisch Hall) nach den Überschwemmungen vor eineinhalb Wochen erleben musste, kam es aber nicht. Dort hatte Sturmtief «Elvira» eine Spur der Zerstörung hinterlassen. Schätzungen des Landratsamtes Schwäbisch Hall vom Mittwoch zufolge belaufen sich die Schäden dort auf rund 104 Millionen Euro.

Im Ostalbkreis, der in der vergangenen Woche ebenfalls besonders betroffen gewesen war, lief indes die Auszahlung der Soforthilfen weiter. Im Landratsamt Schwäbisch Gmünd wurden den Angaben zufolge alleine am Mittwoch 279.000 Euro ausgezahlt, in Aalen waren es 113.000 Euro.

Die SV Sparkassenversicherung präzisierte ihre Schadensschätzung nach den Unwettern der vergangenen Woche unterdessen. «Wir sind zuversichtlich, dass der Aufwand 100 Millionen Euro nicht übersteigen wird», sagte der zuständige Vorstand Klaus Zehner. In ersten Schätzungen war der Ex-Monopolist, der nach wie vor rund 70 Prozent aller Gebäude im Land abdeckt, bereits von einem zweistelligen Millionen-Euro-Betrag ausgegangen. Auch die Württembergische Versicherung rechnet mit Schäden in dieser Höhe bei ihren Kunden.

Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller in der Region Karlsruhe


Stundenlanger Regen hat im Süden Deutschlands erneut Bewohner, Feuerwehr und Polizei in Atem gehalten. Betroffen war vor allem der nordwestliche Teil Baden-Württembergs. Dort zog sich ein Feuerwehrmann bei einem Einsatz lebensgefährliche Verletzungen zu.

Auch in Bayern traten Bäche über die Ufer, in dem Ort Polling drohte zum zweiten Mal binnen weniger Tage Hochwasser. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) setzt angesichts der Unwetterserie auf bessere Vorhersagen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet in den nächsten Tagen aber erst einmal Beruhigung.

Der Feuerwehrmann verletzte sich am Mittwochabend an einer S-Bahn-Haltestelle in Bretten bei Karlsruhe. Der 35-Jährige war auf einen Güterwaggon geklettert, um sich einen Überblick über eine Schlammlawine zu verschaffen, in die der Zug geraten war. Dabei kam es zu einem Stromschlag von der Oberleitung.

Zwischen Sulzbach und Murrhardt kam der Verkehr der Murrbahn wegen unterspülter Gleise zum Stillstand. In Schemmerhofen stürzte ein Bauarbeiter in eine drei Meter tiefe Grube und verletzte sich schwer. Nach Angaben der Polizei hatte er zusammen mit Kollegen versucht, die Grube zum Schutz vor einem Gewitter mit einer Plane abzudecken.

Auf dem Gelände des Flugplatzes Mosbach-Lohrbach wurde ein Arbeiter von einem Blitz getroffen und leicht verletzt, als er eine Antenne wartete. Bei Ölbronn-Dürrn setzte ein Blitzschlag eine Scheune in Brand. Das Feuer konnte aber schnell gelöscht werden. Mehrere Straßen und Keller standen unter Wasser. Nach ersten Schätzungen der Polizei beträgt der Schaden der Unwetternacht allein in zwei der betroffenen Kreise mindestens rund 500.000 Euro.

Im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurden Straßen und eine Firma für Elektrogeräte überschwemmt. In Polling, dessen Ortskern erst am Sonntag überflutet worden war, wurden sechs Straßen gesperrt. Das Technische Hilfswerk (THW) versuchte, Wasser aus dem Tiefenbach zu pumpen, um das Überlaufen des Flüsschens zu verhindern.

Der bayerische Landtag gedachte nach der Hochwasserkatastrophe in Niederbayern mit einer Schweigeminute der Toten. Denjenigen, die ihr Hab und Gut verloren hätten, müsse schnell und unbürokratisch geholfen werden, sagte Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet (CSU) am Donnerstag. Bei den Überschwemmungen im Landkreis Rottal-Inn in der vergangenen Woche starben sieben Menschen. Nach Schätzungen des Landrats entstand ein Schaden von mehr als einer Milliarde Euro.

Bundesumweltministerin Hendricks erinnerte angesichts der vielen Unwetter in Deutschland an die Folgen des Klimawandels. «Durch den Klimawandel häufen sich diese Ereignisse», sagte sie der «Nordwest-Zeitung». «Mit immer neuen Temperaturrekorden erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für Wetterlagen, die Extremereignisse begünstigen.» Die Länder und der Deutsche Wetterdienst arbeiteten bereits an besseren Vorhersagen. «Hier brauchen wir aber auch noch mehr Forschung.»

Nach zuletzt zwei Wochen mit heftigen Unwettern beruhigt sich die Wetterlage den Prognosen zufolge bald - und es wird merklich kühler. Polarluft soll die Gewitterwolken immer weiter nach Süden schieben, sie regnen sich voraussichtlich am Alpenrand ab. Die Großwetterlage habe sich geändert, sagte Meteorologe Thomas Ruppert vom DWD. Das hartnäckige Höhentief, das sich zwei Wochen lang über Mitteleuropa gehalten habe, sei nun Vergangenheit.
dpa/lsw
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