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07.04.2012 | 15:35 | Artenschutz 

Wilderer wüten in Afrika: Jagd nach Hörnern, Fellen und Delikatessen

Addis Abeba/Kapstadt - Afrika ist schon lange kein Paradies mehr für wilde Tiere. Die Zivilisation verdrängt weiter die Wildnis. Bevölkerungsexplosion und Industrialisierung verkleinern den Lebensraum der Tiere in Dschungel und Savannen.

Elefantenfuß
(c) proplanta
Dank vieler, oft sehr gepflegter Nationalparks haben manche bedrohte Tiere wie Geparden, Giraffen und Löwen Schutzräume, die mancherorts sogar eine Vermehrung ihrer zuweilen dramatisch dezimierten Arten erlaubten.

Aber die gefährdeten Kreaturen wie Nashörner, Gorillas oder Löwen sind selbst in den Reservaten von neuen Gefahren bedroht. Das Wüten der Wilderer und die Jagd nach Hörnern, Fellen, Buschfleisch und Spezialitäten hat in den vergangenen Jahren bedrohlich zugenommen.

Dafür verantwortlich sind viele: Für die hungernden Menschen in Madagaskar geht es bei ihrer Jagd nach den seltenen Lemuren (Feuchtnasenaffen) zum Beispiel ums tägliche Überleben, um Nahrung für ihre Kinder in den Hütten.

Die Großgrundbesitzer in Botsuana lassen afrikanische Windhunde töten, weil sie Angst um ihre Rinderherden haben. Die organisierten Banden in Südafrika jagen Nashörner, um die Märkte Asiens zu bedienen, wo dem Hornpulver magische Kräfte gegen Impotenz und Krebs zugeschrieben werden. Wohlhabende Gourmets in Hongkong oder Tokio akzeptieren für Delikatessen wie Löwenfleisch, Abalone oder Schildkröten saftige Rechnungen.

Am spektakulärsten ist das kriminelle Wüten unter den mächtigen Kolossen der Wildnis, den Elefanten und Nashörnern. Denn für Elfenbein und den Stoßzahn des Nashorns werden vor allem in Asien sehr hohe Preise bezahlt. Pulverisiertes Nashorn kostet beim Verkauf am Ende bis zu 50.000 Euro pro Kilogramm.

Die Zahl der gewilderten Tiere ist in den vergangenen Jahren bedrohlich gestiegen. Dabei gibt es für viele bedrohte Arten kaum verlässliches Zahlenmaterial. Das ist bei Nashörnern anders: 2011 wurden in Südafrika, wo die meisten Rhinozerosse leben, 448 Tiere illegal getötet, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Die ersten Monate 2012 signalisieren, dass eine weitere Zunahme zu erwarten ist.

Besonders schlimm ist die Situation auch für Afrikas Elefanten. In den 80er Jahren lebten noch mehr als 1,2 Millionen Dickhäuter auf dem Kontinent, 2007 waren es nur noch 470.000.

«90 Prozent der Tiere wurden wegen ihrer Stoßzähne getötet», sagt Céline Sissler-Bienvenu, die Leiterin des Internationalen Tierschutzfonds (IFAW) in Frankreich. Zwar ist der Handel mit Elfenbein seit 1989 offiziell verboten, jedoch blüht das Geschäft mit dem «weißen Gold» nach wie vor.

Das meiste Elfenbein sei für Asien bestimmt, sagt die Expertin. Sie war erst kürzlich nach Kamerun gereist, wo seit Mitte Januar bis zu 400 Elefanten grausam getötet worden sind.

Noch dramatischer sieht es für die seltenen Berggorillas aus, nahe der Virunga-Vulkane im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo, Ruandas und Ugandas. Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) schätzt die Zahl dieser besonders bedrohten Gorilla-Art auf derzeit 780 Exemplare. Insgesamt gibt es in Afrika aber noch fast 100.000 Gorillas anderer Arten.

Seit jeher sind die Menschen in Afrika auf der Jagd nach «Buschfleisch», wozu fast alles zählt, was man erlegen, fangen und verzehren kann. Dazu gehören Affen: begehrt ist sowohl das Fleisch der Primaten als auch deren Köpfe als Trophäen. «Es gibt keinen Ort in Afrika, an dem wild lebende Schimpansen heute noch sicher sind», sagt der südafrikanische Schimpansenexperte Marc Cronje.

Auch der König der Tiere gehört zu den großen Verlierern: Binnen vier Jahrzehnten sank die Zahl der Löwen nach Angaben der Naturschutzorganisation Save von 200.000 auf heute nur noch 25.000.

Die Ausrottung der Löwen findet teilweise ganz legal statt. Großwildjäger aus aller Welt zahlen erhebliche Summen, um auf Safaris Löwen zu schießen. Zwischen 2002 und 2009 seien insgesamt 4.791 Löwentrophäen legal aus Afrika exportiert worden, berichtet die Organisation Pro Wildlife. Fast ein Drittel davon kam aus Tansania.

Afrikanische Wildhunde gibt es noch wenige tausend. Sie werden vor allem Opfer des Konflikts mit Farmern in Namibia und Botsuana, die außerhalb der Schutzgebiete die wilden Tiere sogar legal abschießen dürfen, wie Save berichtet. Der Konflikt habe sich in den letzten Jahren «extrem verschärft», betont die Stiftung. Auch die Geparden sind - vor allem im Nordwesten Afrikas - bedroht, ihr Lebensraum hat sich dramatisch verkleinert, so der WWF.

Wenig weiß man über die Schäden, die Wilderer in Staaten wie dem Tschad, der Demokratischen Republik Kongo oder Simbabwe anrichten. Politisches Chaos, Korruption und Armut tragen hier wesentlich dazu bei, dass der Bestand an wilden Tieren immer weiter dezimiert wird.

Die Naturschutzbehörde in Simbabwe beispielsweise hat nur wenige Zahlen. Aber sie belegen, dass im Jahr 2010 zwölf Giraffen, 20 Nashörner und 77 Elefanten illegal getötet wurden. 2011 waren es demnach schon 223 Elefanten. (dpa)
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