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07.03.2007 | 08:49 | Wiederansiedlung 

Nach fast einhundert Jahren wieder Wildkatzen in Baden-Württemberg bestätigt

Stuttgart - "Erstmals seit 1912 ist der sichere Nachweis über ein Vorkommen der Wildkatze in Baden-Württemberg gelungen.

Katze (Symbolbild)
(c) proplanta
Die Untersuchungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt haben ein Vorkommen der scheuen Tiere rund um den Kaiserstuhl bestätigt," sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Dienstag (6. März) in Stuttgart. "In den letzten Jahren wurden immer wieder einzelne Sichtbeobachtungen gemeldet, ein sicherer Nachweis ist allerdings nicht gelungen.

Bei zwei Tieren aus der Region Kaiserstuhl im Oberrheingraben (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) bestätigten sowohl die äußeren Merkmale als auch die genetischen Untersuchungen den Verdacht, dass es sich um Wildkatzen handeln könnte. Damit sind seit dem Ausrotten der Art zu Beginn des letzten Jahrhunderts erstmals wieder Wildkatzen in Baden-Württemberg sicher nachgewiesen worden. Es ist erfreulich, dass auch die Wildkatze, neben dem Biber und einzelnen Luchsen, wieder im Land anzutreffen ist", so der Minister weiter.

Ursprünglich war die Wildkatze (Felis silvestris) in nahezu ganz Mitteleuropa verbreitet. Die Wildkatze war auch in den Wäldern Baden-Württembergs noch im 17. und 18. Jahrhundert überall anzutreffen. Nachdem die vermutlich letzten Exemplare in Baden-Württemberg 1911/1912 bei Lienzingen (Enzkreis) und Leutershausen (Rhein-Neckar-Kreis) erlegt wurden, galt die Wildkatze in Baden-Württemberg seit 1912 als verschollen. Die letzten Rückzugsgebiete um 1900 waren im Schwäbisch-Fränkischen Wald, im Gebiet Stromberg-Heuchelberg, im Schönbuch, auf der Ostalb sowie in Teilbereichen des Nordschwarzwaldes.

Die Diskussion, ob die Wildkatze Anfang des 20. Jahrhunderts in Baden-Württemberg wirklich ausgerottet wurde, hält seit Jahren an. Wissenschaftlich belegte Nachweise von Wildkatzen konnten aber bisher auch für die genannten Gebiete nicht erbracht werden - alle untersuchten Todfunde und Museumsmaterialien aus der Zeit nach 1912 stellten sich als Hauskatzen heraus.

Der aktuelle Nachweis erfolgte im Rahmen des Wildtiermonitorings der landeseigenen forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Mehrere Katzen, die Verkehrsunfällen zum Opfer gefallen sind, wurden entsprechend untersucht, bei zwei Tieren (weiblich und männlich) hat sich der Verdacht bestätigt.

"Dieser Nachweis ist eine große Herausforderung für uns. Die bisherigen Forschungsprojekte zu Wildtierkorridoren und das zurzeit laufende Projekt zu Wildunfällen sollen die wissenschaftlichen Grundlagen liefern, um auch Wildkatzen ein besseres Überleben in unserer Kulturlandschaft zu sichern. Die Wiederbesiedlung durch ehemals heimische Arten ist ein wichtiger Hinweis auf die Verbesserung der Biodiversität im Land", betonte der für Naturschutz und Forstwirtschaft zuständige Minister Hauk.

Die Herkunft der beiden am Kaiserstuhl gefundenen Wildkatzen ist ungeklärt. In den benachbarten Vogesen existiert eine etablierte Wildkatzenpopulation, aus der die Tiere zugewandert sein könnten. Es ist davon auszugehen, dass weitere der scheuen Tiere vorkommen. Sichtbeobachtungen, die wegen der Ähnlichkeit mit Hauskatzen aber nicht gesichert sind, wurden auch aus anderen Landesteilen, insbesondere aus dem Nordschwarzwald gemeldet.

"Beobachtungen der streng geschützten Wildkatzen sollten unbedingt an die Wildtierbeauftragten der Stadt- und Landkreise oder die Forstliche Versuchsanstalt gemeldet werden, damit ein Überblick über das Vorkommen der Art im Land möglich wird," rief der Minister alle Waldbesitzer, Landwirte, Jäger und Waldbesucher zur Mitarbeit auf.


Weitere Infos:
Wildkatzen sind grau getigert, haben einen buschigen Schwanz mit schwarzen Ringeln und schwarzer Spitze, zusätzlich einen schwarzen Aalstrich auf dem Rücken. Sie sind geringfügig größer als Hauskatzen und meiden den Nahbereich menschlicher Siedlungen. Meldungen zu Wildkatzen können in Baden-Württemberg an die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (Tel. 0761/4018-274 E-Mail: FVA-BW@forst.bwl.de) oder die Wildtierbeauftragten der Stadt- und Landkreise gemeldet werden. Bei Todfunden bitte zunächst anhand der beschriebenen Merkmale überprüfen, ob es sich um eine Wildkatze handeln kann.

Quelle: MLR-BW
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