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03.08.2008 | 01:29 | Euthanasieprogramm 

Wildpferd-Bestand in den USA soll ausgedünnt werden

Washington - Sie gelten als Symbol von Freiheit und Abenteuer «made in USA», als Ikone des Wilden Westens, als Sinnbild des amerikanischen Traums.

Wildpferd-Bestand USA
(c) proplanta
Einst grasten zwei Millionen Wildpferde im Land, selbst optimistischen Zählungen zufolge sind es heute bestenfalls noch 33 000. Doch eine Behörde der US-Regierung will den Bestand durch gezielte Tötungen jetzt weiter eindämmen - die Mustangs stehen den kommerziellen Interessen der Rinderzüchter im Wege.

«Euthanasieprogramm» für Mustangs heißt das Vorhaben zur Einschläferung mehrerer Tausend Tiere - ein Aufschrei der Tierschützer geht durchs Land. Sind die Mustangs noch zu retten?

Der Anblick der Mustangs in freier Wildbahn gehörte einst zum amerikanischen Westen wie Steppengras, Canyons und die Rocky Mountains. «Jeder weiß, dass Amerika eine Nation der Cowboys ist», schimpft Tierschützerin Deanne Stillman. «Aber warum sind wir jetzt dabei, die Tiere zu zerstören, auf deren Rücken wir das Land erobert haben?» Seit Jahrzehnten müssen die Mustangs den sich ausbreitenden Rinderherden weichen, um mindestens 200.000 Tiere seien die Herden in den vergangenen Jahrzehnten ausgedünnt worden - die meisten von ihnen seien im Schlachthof gelandet, als Hauptabnehmer des Pferdefleischs gilt Frankreich.

Zwar verabschiedete der Kongress 1971 ein Gesetz zum Schutz der Mustangs. «Wir brauchen das Image der Wildnis», schwärmte Präsident Richard Nixon, als er das Gesetzeswerk seinerzeit unterschrieb. Es wurde sogar eigens eine Behörde gegründet, namens «Bureau of Land Management». Stolzes Motto: «Die lebenden Symbole des historischen Pioniergeistes des Westens» vor Verfolgung zu schützen. Doch just diese Behörde hat jetzt das Programm zur Einschläferung vorgeschlagen. Anders sei das prekäre Gleichgewicht zwischen den Interessen der Rinderzüchter und den wilden Rössern kaum mehr zu halten - eine Bankrotterklärung, wie Kritiker meinen.

«Ganz ehrlich, wir sind verzweifelt», bekennt JoLynn Worley, Sprecherin des «Bureau of Land Management» im Bundesstaat Nevada, wo gut die Hälfte der Mustangs in freier Wildbahn leben. «Wir wissen, dass Einschläferung keine populäre Option ist. Die Behörde sucht nach allen denkbaren Lösungen, um das Problem anzugehen», sagte sie US-Medien zufolge. Etwa 6.000 Tiere könnten unter das «Euthanasie-Programm» fallen, noch ist unklar, wie das Programm umgesetzt wird, im September will sich gar der US-Kongress damit befassen.

Das Dilemma: Tatsächlich sind die bisherigen Bemühungen zu einer humaneren Form der Ausdünnung gescheitert. Zum Beispiel das «Programm zur Adoption von Mustangs»: Um der vermeintlichen «Überpopulation» zu begegnen, fängt die Behörde Wildpferde ein und gibt sie dann für lediglich ein paar Dollar an Pferdeliebhaber ab. Doch jetzt sei das Programm empfindlich ins Stocken geraten, vermutlich wegen der Wirtschaftsflaute könnten sich immer weniger Amerikaner den Traum vom eigenen Pferd leisten, heißt es. Rund 30.000 Mustangs seien gegenwärtig eingefangen, lebten in Obhut der Behörde, ohne dass «Adoptionseltern» gefunden werden. Die gefangenen Tiere seien zur erheblichen finanziellen Bürde geworden.

Allerdings: Es gibt auch Ökologen, die den Schutz der Pferde nicht mehr länger ohne Wenn und Aber als höchste Priorität ansehen. «Viele behaupten, dass die Pferde ein Recht hätten, hier zu leben. Ich weise dieses Argument zurück», zitierte die «New York Times« kürzlich Professor Steven L. Davis von der State University Oregon. «Die Pferde beschädigen die Wasserstellen, sie beschädigen das Gras- und Buschland. Sie verursachen alle negative Folgen für Pflanzen und Kleintiere». Andere Kritiker betonen, die Mustangs seien in Wahrheit keine einheimischen Tiere, sondern erst durch die Spanier im 16. Jahrhundert als Haustiere in die Neue Welt gekommen. Manche nennen daher die Mustangs nicht Wildpferde, sondern «verwilderte Pferde».

Dem widerspricht Tierschützerin Stillman: Die Wildpferde hätten schon vor der Eiszeit die Steppen Nordamerikas bevölkert, später seien sie über die Beringstraße nach Asien und Europa ausgewandert - die Rückkehr mit den Spaniern sei in Wirklichkeit ein «Nachhause-Kommen» der Mustangs gewesen.

Auch die These vom angeblichen Schaden durch die Pferde widerspricht sie. «Man kann einfach nicht behaupten, dass ein paar Zehntausend Pferde mehr Schaden anrichten, als vier Millionen Rinder.» Und Mitstreiterin Virginie Parant meint knapp: «Einschläfern ist für die Amerikaner nicht zu akzeptieren...Der Mustang ist Teil des amerikanischen Mythos.» (dpa)
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